Dienstag, 29. März 2011

Gute Ideen


Die Frage, wie man den Schießsport populärer machen kann, insbesondere unter Vertretern der politischen und medialen Klassen, stellt sich nicht nur in Deutschland. In zwei Regionen Rußlands hat man dafür interessante Ansätze entwickelt.
In der Region Kamtschatka, ganz im Osten der RF, wurde kurzerhand ein Wettkampf der Abgeordneten des Regionalparlaments im Pistolenschießen veranstaltet (siehe hier).
In der Region Perm hat ein örtlicher Schießsportverband Journalisten zu einem Wettschießen eingeladen, wobei sogar Pokale unter den Schreiberlingen verteilt wurden (sieh hier).
Vielleicht könnte man dies auch hierzulande einmal versuchen?












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Fotos: www.zaksobr.kamchatka.ru, www.rosto.perm.ru.

Samstag, 26. März 2011

Alexander Rosenbaum, der musizierende Notarzt

Im russischen Sprachraum hat sich bis heute eine Tradition des Chansons, oder technischer formuliert, des Autorenliedes erhalten, die es so in Deutschland nicht gibt. Als ymbol dafür mag Radio Chanson gelten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts standen dafür beispielsweise Wladimir Wyssozkij und Bulat Okudschawa. Etwas jünger ist der nachfolgend vorgestellte Künstler, der in Rußland und wohl auch Israel sehr beliebt ist und ebenfalls zu meinen persönlichen Präferenzen zählt.

Alexander Jakowlewitsch Rosenbaum wurde am 13.09.1951 in Leningrad geboren. Seine Eltern studierten dort Medizin, mußten sich jedoch kurz nach der Graduierung in Kasachstan niederlassen. Maßgeblich dafür waren religiöse Gründe, denn sie waren Juden und kurz vor Stalins Tod begann dieser mit einer antisemitischen Kampagne. Später kehrte die Familie nach Leningrad zurück und Alexander Rosenbaum nahm 1968 ebenfalls ein Medizinstudium auf. Bereits während seiner Schulzeit hatte er eine Musikschule besucht und begann nun, eigene und fremde Lieder und Gedichte vor einem größeren Publikum vorzutragen. 1974 schloß er sein Studium ab - er hatte sich auf Reanimation und Geburtshilfe spezialisiert - und arbeitete fortan als Notarzt in der Newastadt, in der er bis heute lebt.

Parallel dazu bildete er sich musikalisch weiter und trat auch mit seinen Liedern auf. Irgendwann hatte er wohl das Gefühl, sich für eine von beiden Tätigkeiten entscheiden zu müssen - er wählte die Musik und gab die Medizin auf. Anfang der 1980er Jahre begann seine Musikkarriere, die bis heute andauert. Daneben war er als Schauspieler an mehreren Filmen beteiligt. Bisher hat Alexander Rosenbaum fast 500 Lieder und Gedichte geschrieben und fast 100 Alben aufgenommen. Dabei ist es ihm gelungen, einen Großteil der Lieder in zwölf verschiedene Philosophien einzuteilen (Philosophie des Krieges, der Liebe usw.).

Seine Titel sind nicht nur musikalisch angenehm, sondern haben oft auch einen tiefergehenden Text. Er singt nicht nur selbst, sondern spielt auch Gitarre und Klavier. Es ist jedoch die Gitarre, die für den typischen "Rosenbaum-Sound" steht. Mithin eine bescheidenes Ausstattung, mit der er allerdings ganze Konzertsäle füllen kann. Nachfolgend sollen fünf seiner Lieder, Youtube sei dank, vorgestellt werden.

Seine Erfahrungen aus der Arbeit im Rettungsdienst hat er im "Lied des Arztes der Schnellen medizinischen Hilfe" verarbeitet:





Aus Rosenbaums Feder stammen einige Lieder, die sich mit dem Krieg in Afghanistan beschäftigen. Dazu zählt auch das folgende mit dem Titel "Schwarze Tulpe". Es ist im Video mit Szenen aus dem Film "Afganskij Islom" versehen, worin Alexander Jakowlewitsch auch selbst mitgespielt hat:





Der Krieg wird auch im nächsten, sehr temperamentvollen Lied thematisiert, in dem es um die "Kosaken" und ihre kämpferische Lebensweise geht:





Alexander Rosenbaum ist kein weltfremder und unpolitischer Künstler. Im Gegenteil, seit 2003 ist er Dumaabgeordneter für die Partei Jedinaja Rossija und gilt seither russischen Neonazis als weiterer Beweis für eine angebliche jüdische Verschwörung im Kreml. Doch in Israel ist er ebenfalls bekannt und hat 2006 mit dem folgenden Werbelied zugunsten der Partei Jisra'el Beitenu in den Knessetwahlkampf eingegriffen:





Abschließend noch das bekannteste Lied von Alexander Rosenbaum: "Gop-stop". Ein sehr frühes Werk, das er hier im Duett mit Grigorij Leps während einer Neujahrssendung vorträgt:





Heute Abend wird Rosenbaum am alljärlichen Wettbewerb "Chanson des Jahres" teilnehmen, der von Radio Chanson im Kremlpalast veranstaltet wird. Vielleicht gewinnt er ja den Preis.


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Mittwoch, 23. März 2011

Dissens in der Pistolenfrage


In den letzten Wochen ist es gottlob wärmer geworden und so konnte ich ein intensiveres KK-Training beginnen. Vor wenigen Tagen hatte ich nun in meinem Verein eine kleine Auseinandersetzung, von der ich ehrlich gesagt nicht erwartet hätte, sie jemals führen zu müssen. Ein Vorstandsmitglied hatte mich auf meine Wettkampfpläne für dieses Jahr angesprochen. Von dort aus entwickelte sich das Gespräch dann hin zu den geschossenen Disziplinen und den dafür benötigten Waffen. Als ich dabei erwähnte, daß ich mir in etwa einem Dreivierteljahr eine Kleinkaliber-Sportpistole kaufen wolle, brach es aus dem Mann heraus: Die von mir genannten Modelle - Baikal IZh-35, Feinwerkbau AW 93, Ruger Mk. III oder Hämmerli X-esse - seien allesamt ungeeignet. Hingegen sei die Walther GSP das Nonplusultra. Wer ein echter und ernsthafter Sport-Schütze sei, kaufe sich keinen "Billigschund", sondern gleich eine "richtige" Sportpistole wie die Walther oder die Hämmerli SP 20.

An dieser Stelle habe ich das Gespräch abgebrochen und auf ein anderes Thema gelenkt. Eine solche Auseinandersetzung ist doch sinnlos, zumal der gute Mann selbst hauptsächlich Gewehrschütze ist und sich auf dem Pistolenmarkt offenkundig nicht auskennt. Er faselte nämlich noch irgendetwas von KK-Pistolen der Firma Steyr. Solche Waffen sind mir jedoch nicht bekannt; Steyr Sport stellt nur Druckluftwaffen her. Die Feinwerkbau war ihm hingegen völlig unbekannt, er hat bei der Nennung nur abgewunken. Glücklicherweise hat mir eine Anfrage auf Co2air.de schon eine erste Hilfestellung hinsichtlich der Modellwahl gegeben, so daß ich auf derart zweifelhafte, mit sanftem Druck erteilte Ratschläge nicht angewiesen bin.

Besonders beunruhigt mich, daß es sich bei meinem Kontrahenten um einen relativ jungen Mann Mitte 30 handelt, nicht um einen alten, engstirnigen Funktionär. Bereits im Dezember mußte ich feststellen, daß er Interessenten für eine Vereinsmitgliedschaft ausschließlich auf die olympischen Disziplinen aufmerksam macht und so die DSB-Sportordnung sowie die Liste B des Landesschützenverbandes künstlich verengt. Ärgerlich ist auch diese künstliche Unterscheidung zwischen "richtigen Sportschützen" und anderen Schützen. Das ist doch Quatsch.
Es ist zu befürchten, daß dies nicht die letzte Auseinandersetzung war, die ich mit ihm führen mußte. Ärgerlich ist nur, daß er mit zu denen gehört, die die Bedürfnisanträge für die WBK bearbeiten.





PS: Die Fa. Baikal/Ishmech hat auf der IWA 2011 erneut den Prototypen einer neuen KK-Pistole namens MP-438 ausgestellt (siehe obiges Video). Diese Waffe kann als Nachfolgemodell der oben bereits genannten MP-35 angesehen werden. Bleibt nur noch die Frage, wann diese Neuerscheinung in Serie gehen und zu welchem Preis sie auf dem deutschen Markt erscheinen wird.


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Foto: Khajjathefang/Photobucket.

Samstag, 19. März 2011

Zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt


Am kommenden Sonntag steht hier in Sachsen-Anhalt die nächste Landtagswahl an. Oliver Weiß von pro Legal hat sich die Mühe gemacht, die großen Parteien auf ihre Positionen bezüglich des Waffenrechts anzusprechen. Die Antworten kann man hier nachlesen. Inhaltlich gibt es dabei kaum Unterschiede zu den Bundesparteien, was nicht weiter verwundert, fällt die Waffengesetzgebung doch ausschließlich in die Kompetenz des Bundes (Art. 73 I Nr. 12 GG). Der Magdeburger Landtag hat in waffenrechtlicher Hinsicht somit nichts zu beschließen.

Viel bedeutender ist die Rolle der Landesregierung. Sie, namentlich das Innenministerium, bestimmt über Fragen der Ausführung des WaffG durch die örtlichen Behörden. Sie könnte auch von im WaffG enthaltenen Ermächtigungen zum Erlaß einer Rechtsverordnung Gebrauch machen (vgl. § 42 V WaffG). Schließlich, und das ist am wichtigsten, stimmt die Landesregierung im Bundesrat über eventuelle Änderungen des Waffenrechts ab - und zwar nicht nur über das WaffG selbst, sondern auch über Rechtsverordnungen des BMI und über Verwaltungsvorschriften.
Die entscheidenden Fragen dieser Landtagswahl sind also: Welche Parteien werden die neue Landesregierung tragen? Und: Wer wird Innenminister?

Der bisherige Amtsinhaber Holger Hövelmann hat über Jahre höchst unglücklich agiert (um es zurückhaltend zu formulieren). Die Reihe der unbewältigten Skandale, die sein Haus und die unterstellten Behörden erschüttert haben, ist lang. Zudem hat er sich bezüglich des Waffenrechts als Einpeitscher erwiesen, der sogar in Spielzeugpistolen ernsthafte Bedrohungen für die öffentliche Sicherheit und Ordnung erblickt. Für mich ist deshalb klar: Hövelmann muß aus dem MdI ausziehen, egal wie die Wahl am Sonntag ausgeht. Die Chancen dafür stehen sehr gut, denn Hövelmann ist von seiner Partei schon "abgewatscht" worden und es ist nicht einmal sicher, ob er als einfacher Abgeordneter in den Landtag einziehen wird.

Weniger rosig sind die Aussichten auf seinen potentiellen Nachfolger Rüdiger Erben (SPD). Der ist seit Jahren Staatssekretär im MdI und gilt allgemein als harter Brocken, der weit links steht und keine Skrupel hat, ggf. sogar "lenkend" in die Arbeit eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses einzugreifen.

Das nächste Problem heißt Große Koalition. Denn in der Vergangenheit hat sich erwiesen, daß die CDU zum Teil scharf gegen den privaten Waffenbesitz vorgeht. Dafür braucht es hier im Lande also weder die Grünen noch die Linkspartei. Und wenn man hört, daß der CDU-Spitzenkandidat (und derzeitige Wirtschaftsminister) Reiner Haseloff für eine Fortsetzung der (in vielerlei Hinsicht unseligen) Großen Koalition ist und sich explizit gegen ein "bürgerliches" Bündnis mit der FDP ausspricht, dann verstärken sich meine Zweifel an den Schwarzen weiter.

Die SPD wäre in jeder denkbaren Koalition nur der Juniorpartner. Bei der LT-Wahl 2006 haben die Sozis lediglich 21 % der Stimmen erhalten und stellen heute damit 24 Abgeordnete. In den jetzigen Umfragen bewegt sich die SPD - wie schon viele Jahre - in derselben Größenordnung.
Weitaus stärker ist die Linke (2006: 24 %, 26 Mandate); diese Partei ist auch in der Bevölkerung weitaus solider verankert als die SPD. Den Umfragen zufolge darf sie am Sonntag auf 28 % hoffen.
Die FDP hatte 2006 den Wiedereinzug in den Landtag geschafft, ist dabei aber von 13,3 auf 6,6 % abgestürzt (7 Mandate). Laut Umfragen wird es für die FDP auch jetzt wieder sehr eng werden (Stichwort: Fünf-Prozent-Hürde).
Die mit Abstand stärkste politische Kraft ist die CDU (2006: 36 %, 40 Mandate). Sie dürfte bei der Wahl verlieren und wird in den Umfragen bei etwa 31 % gesehen.
Mit dem Einzug der NPD oder einer anderen Kleinstpartei ist wohl nicht zu rechnen. Hingegen werden für die Grünen, die hier im Lande nur rund 500 Mitglieder haben (zum Vergleich: die FDP hat 1900) und bis dato nicht im Parlament sitzen, bis zu 8 % prognostiziert. Zu verdanken haben sie dies vor allem dem Bundestrend, der sie zu einem "planlosen Höhenflug" geführt hat.

Dieser kurze Überblick über die politische Gemengelage in Sachsen-Anhalt, die sich doch stark von der in Westdeutschland unterscheidet, mag vorerst genügen. Grundsätzlich sind bei realistischer Betrachtung zwei Koalitionen denkbar. Erstens eine Fortsetzung der Großen Koalition unter einem neuen Ministerpräsidenten Haseloff. (Gott sei dank tritt der alte und führungsschwache Wolfgang Böhmer endlich ab. Dessen Auftritte erinnerten zunehmend an Honecker und das greise Politbüro.)
Zweite Option wäre eine rot-rote Koalition. Diese Option scheint jedoch wegen Befindlichkeiten in der SPD etwas weniger wahrscheinlich, auch wenn SPD-Chef Jens Bullerjahn kürzlich demonstrativ damit kokettiert hat. Jüngste Umfragen sehen Linke und SPD gleichauf; damit könnte die rot-rote Variante wahrscheinlicher werden.
Eine klassische Koalition aus SPD und Grünen ist rechnerisch nahezu ausgeschlossen, ebenso eine aus CDU und FDP.

Beide Varianten sind meines Erachtens eine mittlere Katastrophe. Eine Neuauflage der Großen Koalition brächte uns immer näher an österreichische Verhältnisse. Der Parteienfilz wirkt sich auch innerhalb der Exekutive aus und führt dort letztlich zur Verantwortungslosigkeit. Ferner werden Entscheidungen, die nur in einem kleinen Kreis getroffen worden sind, gegen berechtigte Einwände und ohne Rücksicht auf Verluste durchgepeitscht (Stichwort: Gebietsreform). Der damit einhergehende Politikstil, für den insbesondere Hövelmann steht, ist diktatorisch zu nennen.
Doch egal, wie die Wahl ausgeht, wahrscheinlich fällt das Innenministerium erneut an die SPD.

Die Aussichten sind also trübe, sowohl hinsichtlich des Waffenrechts als auch der sonstigen Probleme. Ich selbst werde wieder die FDP wählen, obwohl sie vermutlich auch für die nächsten Jahre von der Macht ausgeschlossen bleiben wird. Die Gründe dafür liegen nicht nur in den waffenrechtlichen Positionen der Liberalen, sondern auch in ihrer gesamten bisherigen Arbeit im Landtag. Der Fraktionschef und Spitzenkandidat Veit Wolpert hat es verstanden, liberale Politik für Sachsen-Anhalt zu betreiben. D.h. er kümmert sich um die spezifischen Probleme im Land und übernimmt nicht blind Positionen der Bundespartei oder anderer Landesverbände. Des weiteren steht er wie kaum ein anderer Landespolitiker für Transparenz im Umgang mit Steuergeldern. Das werde ich honorieren.

In der Haut einiger Schützenkollegen möchte ich dieser Tage nicht stecken. Wen soll man wählen, wenn man in Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik links "tickt", damit aber für erklärte Waffengegner wie Hövelmann stimmen müßte? Einige Gespräche, die ich in der vergangenen Woche hatte, zeigen dieses Dilemma ganz deutlich.


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Donnerstag, 17. März 2011

Die Lust am Weltuntergang


Die Katastrophe, die vor wenigen Tagen heimgesucht Japan hat, beherrscht auch die deutsche Öffentlichkeit. Allerdings steht zunehmend das Atomkraftwerk Fukushima im Fokus der Aufmerksamkeit. Dabei ist die Berichterstattung oft alles andere als seriös. Munter werden Begriffe wie Strahlung, Radioaktivität, Sievert usw. gebraucht, ohne hinreichend zwischen Konatmination und Inkorporation sowie zwischen Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlen etc. zu unterscheiden. Einige Experten in den Fernsehstudios bemühen sich zwar um eine nüchterne und sachliche Darstellung (z.B. Ranga Yogeshwar), doch es überwieges Berichte, die geeignet sind, bei den Zuschauern Panik hervorzurufen. Schlimm wird es dann, wenn allen, die nicht in den Weltuntergangschor einstimmen wollen, vorgeworfen wird, sie wären von der "Atomlobby" gekauft worden. Dies macht mich (wieder einmal) skeptisch gegenüber den Medien, obgleich auch ich nur ein naturwissenschaftlicher Laie bin.

Wir Deutschen sind bekanntlich ein besonders ängstliches Volk und so verwundert es nicht, daß hierzulande Strahlenmeßgeräte und Jodtabletten stark nachgefragt werden, obwohl Japan über 8.000 km entfernt ist. Leichter verständlich sind derartige Reaktionen allerdings im Fernen Osten Rußlands, ist diese Region doch nur einige hundert bis tausend Kilometer von Japan entfernt. Doch auch dort gilt, daß die präventive Einnahme von Jodtabletten außerhalb einer akuten A-Lage der Gesundheit schadet. (Die einzigen, die sich darüber freuen, sind die Pharmaunternehmen.) Warum wollen das manche Menschen nicht begreifen und behaupten stattdessen, daß sie von den Behörden belogen würden? Ist Panik ein derart angenehmer psychischer Zustand, den man sich unbedingt bewahren möchte?

Richtig absurd ist die Behauptung, ein ähnliches Ereignis wie in Fukushima könnte auch Deutschland drohen. Welches deutsche AKW steht an der Küste und ist somit der Doppelgefahr eines Erdbebens mit anschließender Flutwelle ausgesetzt? Bei aller, z.T. berechtigten Kritik an der Atompolitik unserer schwarz-gelben Regierung sollte man doch sachlich bleiben und versuchen, seinen Emotionen keinen freien Lauf zu lassen.
Der russische Katastrophenschutz auf Süd-Sachalin hat gestern übrigens eine Onlineübertragung der Strahlenmessung eingerichtet, um Panik unter der Bevölkerung entgegenzuwirken. Leider werden auch Vorkehrungsmaßnahmen der Behörden, etwa hinsichtlich möglicher Evakuierungen, oft falsch verstanden.



Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Lage in Japan ist extrem ernst und ich hatte in den letzten Tagen mehrfach den Eindruck, daß die japanische Regierung selbst nicht so recht weiß, was in ihrem Land vorgeht. Dennoch besteht hierzulande kein Grund für Panickattacken oder für die Verwendung unsinniger Wortgebilde wie "Super-GAU" - als ob man den "größten anzunehmenden Unfall" sprachlich noch steigern könnte. Es sei denn, man will mit Fukushima Wahlkampf machen.

Bedauerlich ist, daß die potentielle Großkatastrophe in Japan die bereits real eingetretene - nämlich die Erdbeben und die Tsunami - in den Hintergrund drängt. Doch dadurch sind nicht nur tausende Menschen ums Leben gekommen, etwa 430.000 wurden obdachlos. Über 55.000 Gebäude sind überdies zerstört oder beschädigt. Diese Zahlen sind nur schwer vorstellbar. Allein das Schaffen neuen Wohnraums für die Betroffenen wird Jahre dauern, von den weiteren gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen ganz zu schweigen. Im Augenblick ist es zudem schwierig, die Überlebenden im Erdbebengebiet hinreichend mit Wasser und Nahrungsmitteln zu versorgen.

Angesichts des Schadensausmaßes hat es mich überrascht, wie zurückhaltend die japanische Regierung auf internationale Hilfsangebote reagiert hat. Die Schnelleinsatzeinheit für Bergung im Ausland (SEEBA) des deutschen THW kam noch relativ schnell zum Einsatz (bereits am 13. März), doch ist die SEEBA mittlerweile schon wieder abgereist. Die offizielle Begründung lautete, daß es keine realistischen Aussichten mehr auf Überlebende gebe. De facto dürfte jedoch die Atomangst ausschlaggebend gewesen sein. Ebenfalls seit Sonntag ist ein chinesisches SAR-Team in Ofunato im Einsatz.



Andere Staaten mußten länger auf die Freigabe aus Tokio warten. So z.B. die Einsatzkräfte des rußländischen Katastrophenschutzministeriums (dt. Abk.: MTschS, eng.: MChS/Emercom). Bereits am 11. März ging das erste Hilfsangebot aus Moskau nach Tokio, zugleich wurden die Such- und Rettungseinheit ZentroSpas, ein luftbewegliches Lazarett, die auf besonders riskante Notfälle (einschließlich Atomunfällen) spezialisierte Einheit Lider sowie die Luftflotte des MTschS in Bereitschaft versetzt. Doch erst am Abend des 13. März lag eine Anforderung aus Japan vor. Unmittelbar danach ist ein Mi-26-Hubschrauber mit 25 Rettungskräften, einem Fahrzeug und Ausrüstung an Bord in Chabarowsk gestartet und nach Japan geflogen. Diese Mannschaft gehört zum regionalen Rettungsdienst im fernen Osten. Zeitgleich startete in Ramenskoje (bei Moskau) eine Transportmaschine Il-76 mit weiteren 50 Mann, drei Fahrzeugen und weiterem Material, die zu ZentroSpas zählen.

Am 15. März haben sie die Arbeit in der Region Sendai aufgenommen und die ersten Leichen geborgen. Mittlerweile sind weitere Such- und Rettungskräfte aus verschiedenen Einheiten des MTschS eingeflogen worden. Insgesamt sind es jetzt 161 Mann, die sich auf einen zweiwöchigen Einsatz eingestellt haben. Sie sind bedingt auch auf Einsätze unter ABC-Bedingungen vorbereitet. Desweiteren hat die japanische Regierung um humanitäre Hilfe in Gestalt von Decken und Matrazen gebeten, mit denen Notunterkünfte ausgestattet werden sollen. Knapp 10.000 Decken wurden schon aus Moskau nach Japan gebracht.

Damit hat Japan erstmals Katastrophenhilfe aus Rußland angenommen. Der jüngst wieder hochgekochte Konflikt um die Kurilen tritt offenbar in den Hintergrund. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Einem Team von Kernkraftwerksexperten der Agentur RosAtom, das in Fukushima helfen sollte, wurde bisher die Einreise verweigert; es befindet sich nach wie vor in Chabarowsk. Möglicherweise befürchtet man in Tokio Industriespionage.

Trotz aller Not hat die jüngste Entwicklung auch zwei positive Aspekte. Regierung und Bevölkerung Japans werden in den nächsten Jahren mit Sicherheit wichtigeres zu tun haben, als außenpolitischen Träumen über eine Wiedergewinnung der Südkurilen nachzuhängen und so die Sicherheit im pazifischen Raum zu gefährden. Zweitens ermöglicht die nunmehr noch einmal intensivierte Zusammenarbeit der beiden Staaten, die Beziehungen generell zu verbessern. Wann hat es das je gegeben: Zwei Staaten, die sich de jure noch im Kriegszustand befinden, leisten sich gegenseitig Katastrophenhilfe?



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Fotos: MTschS, RIA Nowosti.

Mittwoch, 16. März 2011

Bekleidungsfragen


Der folgende Artikel war am 10. März bereits kurzzeitig online, mußte dann jedoch aus einem aktuellen Anlaß noch einmal aus dem Netz genommen werden.


Im Heft 10/2010 des DWJ hatte Wulf Pflaumer, seines Zeichens Mitinhaber der Firma Walther, einige Gedanken über die Attraktivitätssteigerung des Schießsports zusammengefaßt. Darin wandte er sich unter anderem gegen die mittlerweile weit verbreitete und zugleich stark reglementierte Schießbekleidung:
"[…]

Es kann kein Argument für die verhüllende Schießkleidung sein, daß die Gewehre für zarte Schützinnen zu schwer seien. Wir als Industrie können auch leichtere Waffen bauen, sodass eine nur modische Sportkleidung erlaubende Sportordnung möglich wäre. Warum sind denn Laufsportarten so interessant? Auch wegen der hübsch anzuschauenden Sportler und Sportlerinnen.

[…]" (S. 17)
Diese Einlassung hat mich schon damals beeindruckt, wird doch ein konsequentes Umdenken im sportlichen Gewehrschießen gefordert. Galt doch bisher der Grundsatz, daß schwere Waffen besser seien, die Schützen dafür jedoch spezielle Schießbekleidung (Jacke, Hose, Schuhe usw.) benötigten. Diese Bekleidung hat den Charme einer Ritterrüstung, zumal sie oft in albernen Farben geliefert wird, die sonst kaum ein erwachsener Mensch freiwillig tragen würde. Sie ist – wie sollte es im internationalen Sport anders sein – genauestens reglementiert, damit die den Körper im Anschlag stützende Bekleidung bloß keinen Millimeter zu dick ist.
Dies erscheint als Widerspruch in sich: Einerseits darf und soll die Schießkleidung eine stützende Wirkung entfalten, andererseits darf sie den Schützen auch nicht zu sehr stützen. Da erhebt sich die Frage, weshalb derartige Klamotten überhaupt für Schießwettkämpfe zugelassen werden.

Auf der Europameisterschaft der Druckluftdisziplinen, die vom 1. bis 7. März im italienischen Brescia ausgetragen wurde, kam es nun zum Eklat, der für mich schon an Realsatire grenzt. Nach dem 60 Schuß umfassenden Vorkampf der Männer mit dem Luftgewehr wurde der bis dahin führende Russe Denis Sokolow plötzlich disqualifiziert – wegen des Tragens zu dicker Unterwäsche (vgl. hier und hier). Für Denis und seine Mannschaft war diese Entscheidung natürlich eine Enttäuschung; sein zwei Jahre jüngerer Bruder Alexander Sokolow hat sich dadurch allerdings nicht beeindrucken lassen und im anschließenden Finale mit insgesamt 698,4 Ringen die Silbermedaille errungen.

Bei einer juristischen Betrachtung des Vorfalls in Brescia wird man zu dem Schluß kommen müssen, daß sich ein Sportler eben im diffizilen Regelwerk verfangen habe und somit leider Pech hatte. (Vorausgesetzt natürlich, die Entscheidung war sachlich richtig und begründet.)
Verläßt man jedoch diese Ebene, dann stellen sich – wie schon für Will Pflaumer – ganz grundsätzliche Fragen. Wie konnte es so weit kommen, daß im Schießsport nicht mehr die Fähigkeiten des Schützen oder die Qualität der Waffe entscheidend sind, sondern die Dicke der Unterwäsche? Muß man die Entwicklung, die das Gewehrschießen (insbesondere im ISSF-Bereich) während der letzten Jahrzehnte genommen hat, nicht zum Teil als Fehlentwicklung kennzeichnen? Warum wird das Tragen spezieller Schießbekleidung nicht generell untersagt, wenn man derzeit schon so weit ist, Vorschriften über die Unterwäsche zu erlassen? Die Sportfunktionäre sollten erkennen, daß es eine Grenze gibt, bei deren Überschreiten ursprünglich sinnvolle Bestimmungen zur Farce werden. Und dies ist für den Sport insgesamt negativ, auch mit Blick auf die Außenwirkung.

Bevor ich jetzt für den Gebrauch des Wortes Fehlentwicklung von meinen Kollegen gesteinigt werde, möchte ich noch einen Gedanken ausführen. Vor einigen Monaten mußte ich in einem Forum die Aussage einer Schützin lesen, wonach sie ohne Schießjacke und -hose gar nichts treffen würde. Da frage ich mich schon, ob in der Ausbildung dieser Dame nicht etwas grundsätzlich schiefgelaufen ist. Schießbekleidung soll den Körper des Gewehrschützen vor allem im Stehend- und Kniendanschlag unterstützen, indem die Knochen und Muskeln entlastet werden. Aber sie kann doch nicht den Ausschlag dafür geben, ob jemand die Scheibe trifft oder nicht. Ein paar Ringe Differenz wird es geben, aber so erheblich wie beschrieben dürften die Unterschiede eigentlich nicht sein.

Meine Empfehlung: Entweder werden die Regelungen hinsichtlich der Schießkleidung gelockert, so daß man den Schützen nicht mehr an die Unterwäsche gehen muß. Oder ihnen wird das Tragen jedweder spezieller Bekleidung mit stützender Wirkung verboten. Oder, dritte Variante: Es werden nur noch Schießjacken und -handschuhe zugelassen, dafür verzichtet man auf Detailregelungen, auch hinsichtlich des Schuhwerks.


Alexander und Denis Sokolow.


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Foto: www.echbrescia2011.it.

Montag, 14. März 2011

14.03.2011: Musik des Tages

Einer der Kultfilme des sowjetischen Kinos war und ist "Die weiße Sonne der Wüste" aus dem Jahre 1969. Die Mischung aus einem Actionfilm und einer Komödie spielt im Mittelasien der 1920er Jahre und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Dazu hat auch das eingängige Titellied "Wasche blagarodie, gosposha udatscha" (dt. etwa: Euer Wohlgeboren, Frau [besser: Herr] Erfolg) beigetragen. Der Text stammt vom berühmten Bulat Okudschawa, die Musik von Isaak Schwarz, gesungen wird es hier wohl ebenfalls von Okudschawa.



Freitag, 11. März 2011

Die SPD legt nach


Gestern trafen sich die Innenminister und -senatoren der SPD-regierten Länder zu einer Konferenz in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt). Die Tagesordnung war umfangreich, doch nur ein Thema erheischte größere Aufmerksamkeit. Es waren natürlich nicht die Kommunalfinanzen oder der Katastrophenschutz, sondern das Waffenrecht. Dabei wußte sich der Gastgeber Hövelmann zu profilieren und legte gleich neue Pläne für eine weitere Verschärfung des deutschen Waffenrechts vor, nachdem es am Dienstag eine erste Vorwarnung gegeben hatte.

Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet:
"[...]

Die SPD-Innenminister haben nach dem Dreifachmord von Genthin eine Verschärfung des Waffenrechts in Deutschland gefordert. «Wir müssen ausschließen, dass jeder X-Beliebige an eine scharfe Waffe und Munition kommen kann, da sind wir uns einig», sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) am Donnerstag zu den Ergebnissen der Konferenz der SPD-Ressortchefs in Dessau-Roßlau. «Wir müssen Rechtslücken im Waffenrecht erkennen und schließen». Es dürfe nicht sein, dass sich jeder auf einem Schießplatz für ein paar Euro eine Waffe mieten und schießen kann.

Auf Schießplätzen dürften Waffen nur an Inhaber von Waffenbesitzkarten oder an solche Personen ausgegeben werden, die von einem Berechtigten begleitet werden, forderten die SPD-Innenminister. «Am einfachsten wäre es, wenn ein Schießplatzwart und ein Schützenverein sagt: "Wen ich nicht kenne, bekommt keine Waffe."», sagte Hövelmann.

Die SPD-Innenminister forderten Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) dazu auf, die 2009 vor dem Hintergrund des Amoklaufes von Winnenden ins Waffengesetz aufgenommenen Regelungen zur besseren Sicherung von einzelnen Waffen auch umzusetzen. «Das heißt, jede einzelne legale Waffe eines Sportschützen oder eines Jägers so zu sichern, dass außer ihm kein anderer rankommt», sagte der Sprecher der SPD-Innenminister und -senatoren, Ehrhart Körting (Berlin).

[...]"
Gefordert wird also erstens eine Einschränkung der Möglichkeiten von Nicht-WBK-Inhabern, auf einem Schießstand zu schießen. Hintergrund ist nicht etwa eine echte Rechtslücke oder gar die Verhinderung von Straftaten, sondern panische Angst vor Waffen, die durch den folgenden Satz treffend gekennzeichnet wird: "Es dürfe nicht sein, dass sich jeder auf einem Schießplatz für ein paar Euro eine Waffe mieten und schießen kann". Ja, wo kämen wir denn hin, wenn das so bliebe?! Zumal eine entsprechende Gesetzesverschärfung die Tat von Genthin nicht verhindert hätte, denn der Täter war ja angeblich in der Jagdausbildung.

Ähnlich verhält es sich mit der zweiten Forderung, die sich, ein wenig verklausuliert, auf Armatix und biometrische Systeme bezieht. Deren Sinnhaftigkeit ist ebenfalls gleich Null - bekanntlich hat bis heute keine einzige Sicherheitsbehörde auf der Welt ein solches System serienmäßig eingeführt. Und es stellt sich ebenso die Frage, wie man damit verhindern will, daß sich ein Mensch mitten auf dem Schießstand plötzlich umdreht und auf seine Mitschützen und die Aufsicht schießt?

Der praktisch relevante Sicherheitsgewinn der beiden Vorschläge der SPD-Innenminister ist somit gleich Null. Einziger Grund für dieses Vorpreschen dürfte das "Superwahljahr" 2011 sein. Immerhin finden noch in sechs Ländern Landtagswahlen statt (Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin). Und in vier dieser Länder sitzen derzeit sozialdemokratische Innenminister im Kabinett. Diese Herren haben das Waffenrecht als Thema für sich entdeckt, auf dem man mit billigen und zugleich praktisch wirkungslosen Parolen Wählerstimmen sammeln kann.

Damit wird die SPD in der öffentlichen Wahrnehmung zur Anti-Waffen-Partei Nr. 1 - ein Platz, den im Jahr 2009 noch die Grünen, gefolgt von Linkspartei und CDU, eingenommen haben. Diese aggressive Offenheit finde ich gut, denn jetzt weiß auch der ignoranteste deutsche Legalwaffenbesitzer, wen er auf keinen Fall wählen darf. In diesem Sinne wünsche ich Hövelmann einen schnellen Abschied aus der Politik.


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Foto: www.mz-web.de.

Donnerstag, 10. März 2011

Konflikt um Lichtpunktgewehre in Bremen


Die zahlreichen Landtagswahlen des Jahres 2011 werfen ihre Schatten voraus. Am 22. Mai wird es auch in Bremen soweit sein. In guter Vorbereitung dieser Wahlen erinnert uns die SPD wieder daran, welche Parteien von den deutschen Legalwaffenbesitzern nicht gewählt werden sollten. Zuletzt in Sachsen-Anhalt, nun in der Hansestadt Bremen. Konkret geht es um das "Schießen" mit Lichtpunktgewehren, das wegen der rigiden Altersgrenzen in § 27 WaffG der langsamen Heranführung von Kindern an den Schießsport dienen soll.

Der Weserkurier berichtet:
"[...]

Schießen als Schulunterricht? Was viele nach Amokläufen in den vergangenen Jahren für undenkbar halten, wird bei einigen Schützenvereinen offenbar zur Mitgliederwerbung in Erwägung gezogen. Sie setzen sogenannte Lichtpunktgewehre ein, um Kinder für den Schießsport zu gewinnen.

Björn Tschöpe, SPD-Fraktionschef hält das für skandalös: „Ich bin strikt dagegen, dass Kinder an den Umgang mit Schusswaffen gewöhnt werden.“ Das Thema soll in der nächsten Bürgerschaftssitzung diskutiert werden, Tschöpe kündigt bereits ein mögliches Verbot an.

Erst vor wenigen Tagen hat der Schützenverein Schwanewede im direkten Bremer Umland sein Lichtpunktgewehr (LPG) präsentiert. Das Gewehr soll dazu dienen, so der dortige Schießsporttrainer, um „kindliche Neugier und Reiz“ in vernünftige Bahnen zu lenken. Das Lichtpunktgewehr schießt mit einem leichten Laserstrahl und ist deshalb auch für Jungen und Mädchen erlaubt, die jünger als zwölf Jahre sind. Wunsch der Schwanweder Schützen ist es, mit einer mobilen Anlage LPG-Training an Schulen anzubieten.

Neu ist das nicht. Es gibt Grundschulen in anderen Bundesländern, die das Schießen mit dem Lichtpunktgewehr in den Unterricht aufgenommen haben. Björn Tschöpe kann das nicht nachvollziehen: „Skandalös ist schon, dass in Deutschland Mordwaffen legal als Sportwaffen verwendet werden dürfen. Jetzt auch noch gewerbsmäßig Grundschulkinder an Geräte zu gewöhnen, welche Gewehren zum Verwechseln ähnlich sehen, lässt erkennen, dass Teile des organisierten Schützenwesen völlig Maß und Mitte verloren haben. Waffen oder waffenähnliche Gegenstände haben an unseren Schulen nichts verloren.“

[...]"
Erfreulich ist ferner, daß die Waffengegner offen ihr wahres Gesicht zeigen. Es geht nicht um angebliche "Sportmordwaffen", sondern um die Beseitigung des Schießsports an sich - selbst in seiner rudimentärsten Form, dem Lichtschießen, das etwa im Modernen Fünfkampf als Alternative zum richtigen Schießen propagiert wird.

Einen hervorragenden Kommentar zu diesem Vorgang, dessen Lektüre ich dringend empfehle, hat der Nutzer "Murmelchen" im Meisterschützen-Forum verfaßt.

Ansonsten kann man nur hoffen, daß die deutschen Sportschützen, Jäger, Sammler usw., die in diesem Jahr zu Wahlen aufgerufen sind, diese Positionen bei ihrer Stimmabgabe berücksichtigen werden. In vier oder fünf Jahren könnte es zu spät sein.


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Foto: www.bsg-od.de.

Dienstag, 8. März 2011

Hövelmanns neuester Streich ...


... wird hoffentlich auch sein letzter sein. Im Nachgang zu dem Dreifachmord von Genthin (dazu unten mehr) hat der sachsen-anhaltische Innenminister erneut nach einer weiteren Verschärfung des deutschen Waffenrechts gerufen. Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet:
"[...]

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) hat sich nach dem Dreifachmord von Genthin für eine Verschärfung des Waffenrechtes ausgesprochen. "Es darf nicht sein, dass auf dem Schießstand jeder X-Beliebige ohne Überprüfung gegen ein paar Euro Gebühr eine scharfe Waffe in die Hand bekommt - egal ob vorbestraft, gewalttätig oder psychisch krank." Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft in Stendal erklärt, dass der 28 Jahre alte Täter psychisch krank war und sich seine Tatwaffe legal auf dem Schießplatz ausgeliehen hatte. Eine Überprüfung sei nicht vorgeschrieben, sagte Staatsanwalt Thomas Kramer. Der Mann habe auch keinen Waffenschein besessen. Mit der ausgeliehenen Pistole hatte der Täter den Schießwart, eine Frau und deren Sohn erschossen. Danach hatte er sich selbst getötet (die MZ berichtete).

"Die Praxis, dass Menschen ohne eine Überprüfung an scharfe Waffen kommen können, muss abgestellt werden", sagte Hövelmann. "Wenn es eine Gesetzeslücke gibt, muss das Problem angepackt werden." Ministeriums-Sprecher Martin Krems räumte ein, dass "auch nach dem Amoklauf von Winnenden keiner dieses Thema auf dem Schirm hatte". Das Problem werde beim nächsten Treffen der SPD-Innenminister besprochen.

[...]"
Wohlgemerkt: Es geht nicht um den Erwerb und Besitz erlaubnispflichtiger Schußwaffen, sondern um deren kurzzeitoge leihweise Überlassung auf einem Schießstand (vgl. § 12 I Nr. 5 WaffG). Letzteres ist die Regel und für Sportschützen und Jagdscheinanwärter, die (noch) keine eigenen Waffen besitzen die einzige Möglichkeit, ihre Schießfertigkeiten zu trainieren. Selbst dies will Hövelmann nun reglementieren und verbieten. Bereits das bloße Berühren einer Waffe stellt in Hövelmanns kranker Optik eine Gefahr für die Allgemeinheit dar.

In Genthin hatte, nach dem derzeitigen Ermittlungsstand, ein 28-jähriger Mann auf dem Schießstand der Jägerschaft eine Pistole entliehen und danach die Standaufsicht sowie zwei andere Schützen getötet, war danach geflohen und hat sich selbst gerichtet. Die Hintergründe der Tat liegen weitgehend im Dunkeln, das Motiv wird wohl nie geklärt werden. Der Täter war psychisch krank und in entsprechender Behandlung. Deshalb hätte er mangels persönlicher Eignung legal keine Waffe erwerben dürfen (vgl. § 6 WaffG). Des weiteren gibt es widersprüchliche Berichte darüber, daß er zeitweise Mitglied eines Schießsport- oder Jagdvereins gewesen sein soll, vor einigen Monaten jedoch ausgetreten sei. Andere Quellen behaupten, er habe gerade eine Ausbildung zum Jäger absolviert. Ob dies stimmt, vor allem weil er selbst wohl nie hätte eine WBK bekommen können (s.o.), entzieht sich meiner Kenntnis.

Mir ist schleierhaft, wie man angesichts einer derartigen Ausnahmesituation nach weiterem gesetzgebrischen Aktionismus rufen kann. Wer einem solchen Fall, den es m.W. so ähnlich noch nicht gegeben hat, mit weiteren Waffenrechtsverschärfungen beikommen will, muß an einem ausgeprägten Angstgefühl leiden (man könnte es auch Paranoia nennen). Vielleicht sollte der Minister dann auch gleich Polizeibeamten das Tragen von Schußwaffen untersagen lassen, damit die durchgeknallten Vertrter dieses Berufsstandes keine anderen Menschen ermorden können (so wie z.B. 2009 in Bayern geschehen). Oder Hövelmann such einfach nach jedem Vorwand, sei er auch noch so dürftig, um Schützen und Jäger weiter zu drangsalieren.

Doch diesmal stehen die Zeichen schlecht. Nicht nur hier im Land hagelt es Kritik an Hövelmanns Vorstoß. Sogar Vertreter der Linkspartei sind dagegen. Er wird das Thema zwar am kommenden Donnerstag auf eine Tagung der SPD-Innenminister setzen, die in Dessau-Roßlau stattfindet. Doch dies ist vorerst belanglos. Und am 20. März sind Landtagswahlen, die voraussichtlich dazu führen werden, daß Hövelmann seinen Ministerjob los wird. Mithin besteht für die LWB Grund zur Hoffnung. So gesehen ist sein jüngster Vorschlag nicht viel mehr als das letzte Aufbäumen eines auf ganzer Linie gescheiterten Provinzpolitikers, den sogar seine eigene Partei im Stich gelassen hat.


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Foto: www.mz-web.de.

Montag, 7. März 2011

Streit um vier Inseln


Die Forderung nach der Rückgabe der Südkurilen gehört seit Jahren zur politischen Folklore in Japan und ich hätte nicht vermutet, daß die Angelegenheit seit Monaten konstant am Köcheln gehalten wird, ohne daß zwischendurch Ruhe einkehrt. Da sich manche deutsche Medien darauf beschränken, die Erklärungen des Tokioer Außenministeriums wiederzugeben, soll nachfolgend die russische Perspektive dargestellt werden.

Politik und Gesellschaft in Japan scheinen das Thema sehr ernst zu nehmen. Als Ursache vermuten Kommentatoren, daß die Führer der seit kurzem in Tokio regierenden Demokratischen Partei glauben, unbedingt außenpolitische Erfolge vorweisen zu müssen - oder zumindest Aktivismus zeigen. So wurde aus einem niedrigschwelligen diplomatischen Streit ein ernsthafter politischer Konflikt. Seitdem mehrere Politiker und Beamte der RF die Inseln besucht hatten, haben seit Anfang Februar die Äußerungen der japanischen Regierung an Schärfe gewonnen. Eine Chronolgie der einzelnen Ereignisse ist hier zu finden. Von den undiplomatischen Formulierungen japanischer Amtspersonen fühlen sich offenbar auch revisionistische Elemente der japanischen Gesellschaft ermutigt. So wurde der rußländischen Botschaft in Tokio kürzlich ein Päckchen mit einer Patrone übersandt sowie während einer Demonstartion die Flagge der RF öffentlich geschändet.

Offenbar glauben tatsächlich manche Japaner, sie könnten diese Inseln (und vielleicht auch andere nach 1945 verlorene Gebiete) irgendwann wieder "heim ins Reich" holen. Auch ein Besuch des japanischen Außenministers in Moskau war nicht geeignet, die Emotionen zu dämpfen. Im Gegenteil, das offizielle Tokio bemüht sich um eine harte und kompromißlose Haltung. Als Beobachter fühlt man sich zunehmend an den Streit um die Falklandinseln erinnert.

In der russischen Presse geht man davon aus, daß die militärische Schwäche Rußlands in der Fernostregion maßgeblich zum jüngsten Aufkeimen der japanischen Forderungen beigetragen hat. Somit wird die im Februar angekündigte Umstrukturierung und qualitative Verstärkung der auf den Südkurilen stationierten Truppen als adäquate Maßnahme angesehen. Zur Erläuterung dieses militärischen Aspektes zitiere ich nachfolgend einen Text, den Michail Barabanow für RIA Nowosti geschrieben hat:

"[...]

Moskaus Entscheidung, die 3500 Mann starke 18. Artilleriedivision auf den südlichen Kurilen-Inseln zu verstärken, war eine unangenehme Überraschung für Japan. Für Russland ging an ihr jedoch kein Weg vorbei.

Das größte Problem bei einem Verteidigungsfall [...] wäre die geografische Nähe der Inseln zu Japan. Theoretisch könnten die japanischen Truppen die Inseln Kunaschir und Iturup plötzlich überfallen. Dabei könnten neben Luftkissenbooten und Hubschraubern auch zahlreiche Fischerboote eingesetzt werden.

Vor allen Dingen sollte man darauf gefasst sein, dass Japaner gewöhnlich zu gut geplanten, aber unerwarteten Angriffen neigen, um Gefechte auszulösen - das haben sie in allen Kriegen bewiesen, an denen sie sich beteiligten. Die geringe Entfernung der Südkurilen wäre günstig, um massenhaft japanische Truppen und Güter mit Schiffen, Booten und Hubschraubern zu verlegen. Kunaschir könnte unmittelbar vom japanischen Territorium mit Raketen- und Artilleriewaffen (darunter Hochpräzisionsgeschosse) beschossen werden.

Die japanischen Truppen sind gut ausgebildet und hochmotiviert. Außerdem sind sie mit modernsten Waffen bzw. modernster Technik ausgerüstet. Besonders wichtig ist, dass die Japaner über einzigartige mobile hochpräzise Feuermittel wie die taktischen Raketen der Typen 96 und XATM-6 verfügen, die auf Geländefahrzeugen installiert sind.

Auf die russischen Inseln könnten sie mit einfachen Verkehrsmitteln gebracht werden und wären ein effektives Kampfmittel nicht nur gegen Panzer, sondern auch gegen die Artillerie und geschützte Feuerstellungen. Dank ihrer Überlegenheit in der Luft und ihren hochpräzisen Waffen könnten die Japaner die Stellungsverteidigung auf den russischen Inseln viel leichter durchbrechen als man erwarten könnte.

Möglichkeiten und Realität

Derzeit sind die russischen Kräfte auf den Kurilen-Inseln und im ganzen Fernen Osten nicht imstande, ein solches Szenarium zu verhindern. Die Kräfte der 18. Artilleriedivision befinden sich überwiegend außer Gefechtsbereitschaft und sind deshalb vorwiegend nicht auf Kampfhandlungen eingestellt.

Außerdem liegen die Truppenteile auf den Inseln Kunaschir und Iturup weit auseinander und sind hauptsächlich mit schwerer, aber alter Technik ausgerüstet. Wegen der schwierigen Geländes können diese Kräfte nur schwer in Bewegung gesetzt werden. Offensichtlich sind auch die Mängel in der Luftabwehr. Unter diesen Umständen könnte den russischen Truppen im Falle einer Landung des Feindes das gleiche Schicksal wie der argentinischen Armee auf den Falkland-Inseln im Jahr 1982 drohen.

Die Kriegsschiffe der Pazifik-Flotte sind auf der Halbinsel Kamtschatka und in der Region Primorje und damit zu weit von den Kurilen-Inseln stationiert. Ihre Möglichkeiten zur Erreichung der Seeherrschaft und im Kampf gegen die japanische Marine sind deswegen nicht genau einschätzbar. Aber selbst wenn sie Erfolg hätten, wäre das für die Japaner kein Hindernis bei der Landung und bei der Versorgung ihrer Kräfte auf den Kurilen-Inseln.

Eine ständige Blockade der Kurilen durch die Schiffe der Pazifik-Flotte wäre auch wegen der Nähe zu der japanischen Küste unmöglich. Außerdem wären diese Schiffe der Gefahr seitens der an der Küste stationierten japanischen Raketen und Kampfjets ausgesetzt.

Noch geringer wären Russlands Chancen bei einem Luftkampf um die Inseln. Die nächstgelegenen russischen Flugplätze, die für Kampfflugzeuge geeignet sind, befinden sich auf Sachalin und Kamtschatka. Stützpunkte mit den Jagdflugzeugen MiG-31 und Su-27SM sind auf Kamtschatka und in Komsomolsk am Amur stationiert.

Selbst wenn ein großer Teil der russischen Luftwaffe aus anderen Regionen in den Fernen Osten verlegt werden sollte, hätten die Japaner eine Luftüberlegenheit über den Kurilen und Hokkaido. Zumal die Japaner von ihren moderneren Waffen, von ihren gutausgebildeten Piloten sowie von den nahe gelegenen Radaranlagen profitieren würden. Das alles stellt die Luftherrschaft Russlands im Falle von Militäraktionen sehr in Frage.

Deshalb wäre das einzige für Russland mögliche Kriegsszenarium in dieser Region die größtmögliche Verzögerung eines Gefechts um Kunaschir und Iturup bei gleichzeitiger Vorbereitung einer großen Anti-Landungs-Operation, an der sich die Luft- und Seestreitkräfte beteiligen würden. Dabei könnte man versuchen, wenigstens für die Zeit dieser Anti-Landungs-Operation eine örtliche Luftüberlegenheit zu erreichen.

Dennoch muss man einräumen, dass sich Russlands effektive Strategie im Kampf um die Kurilen-Inseln langfristig nur auf die Gefahr der Eskalation und Ausweitung der Kriegshandlungen, darunter Bomben- und Raketenangriffe, auf das ganze Territorium Japans stützen könnte.

Was tun?

Es ist offensichtlich, dass für die Umsetzung des geschilderten Szenariums zur Verteidigung der Südkurilen die Kampfbereitschaft der auf den Inseln stationierten Garnison erforderlich wäre, die zudem mit modernster Technik und modernsten Waffen versorgt werden sollte. Unter anderem geht es um die Verstärkung der Luftabwehr der Inseln, auf denen moderne Flugabwehrraketen mittlerer und künftig auch großer Reichweite installiert werden sollten. Außerdem sollten an der Küste Feuerstellungen gegen kleine Seeziele stationiert werden.

Eine Umstrukturierung der auf den Kurilen stationierten Abwehrmittel wäre wünschenswert. Man sollte die Idee der totalen Abdeckung der langen Küsten aufgeben, was ohnehin schwer zu erfüllen wäre, wenn der Gegner leichte Landungsmittel einsetzen würde. Dafür sollten die Garnisonen auf Iturup und Kunaschir zusammengezogen werden. Sie sollten seitens der Feuerstellungen und Luftabwehrkräfte abgesichert werden.

Soweit ich beurteilen kann, zielen die jüngsten Maßnahmen zur Modernisierung der Verteidigungsmittel auf den Inseln in diese Richtung. So hat die Umrüstung der dort stationierten Truppenteile bereits begonnen. Im vorigen Jahr wurden die alten Panzer T-55 durch modernere T-80BW ersetzt. Außerdem sollen auf den Kurilen-Inseln Luftabwehrraketen Buk-M1 mittlerer Reichweite aufgestellt werden.

Die Umwandlung der 18. Division in einen ständig kampfbereiten Verband, der dem „neuen Image“ der Streitkräfte entsprechen würde, sollte zum nächsten wichtigen Schritt zur Förderung der Verteidigungsfähigkeit des russischen Territoriums werden, das von einem fremden Staat ständig beansprucht wird. Die militärpolitische Führung Russlands sollte sich auch weiterhin mit der Verteidigung der südlichen Kurilen-Inseln befassen.

[...]"
Die Südkurilen waren ja auch eines der Übungsgebiete während des Großmanövers "Wostok-2010". Dabei wurde das Freikämpfen der besetzten Inseln geübt. Anscheinend war das Ergebnis nicht zufriedenstellend, weshalb man sich jetzt in Moskau dafür entschieden hat, die bereits dort dislozierten Truppen zu verstärken, um einem eventuellen Angreifer einen hohen Preis abzufordern und ihn so möglichst abzuschrecken. Denn die Atomwaffen der RF werden auf einen atomwaffenfreien Staat wie Japan kaum zügelnd wirken, da es russischerseits am Willen fehlt, sie einzusetzen.

Bleibt zu hoffen, daß sich die versntwortlichen Herren in Tokio in Minimum an Rationalität bewahren und nicht der Verlockung der "nördlichen Territorien" erliegen. Immerhin denkt man auch in Moskau über verschiedene Szenarien für die Inseln nach, die von einer Freihandelszone über eine weitgehende Entmilitarisierung der Region bis hin zu der seit 1956 im Raum stehenden Teilung der Inseln nach. Mit demonstrativer Härte wird Japan in diesem Fall jedoch nichts erreichen. Dies verwundert um so mehr, als damit der Konflikt in die Länge gezogen wird, was eine einvernehmliche wirtschaftliche Nutzung der Inselregion natürlich verzögert. Und daran müßte doch auch Japan gelegen sein. Ferner kann man nur hoffen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten demnächst beginnt, mäßigend auf Tokio einzuwirken, statt erneut Öl ins Feuer zu gießen.


Bibliographie und weiterführende Links:

I. Kramnik: Russland rüstet Kurilen-Inseln auf

M. Barabanow: Südkurilen - Aufrüsten für den V-Fall

F. Lukjanow: Kurilen-Inseln: Russland und Japan im Dauerclinch

D. Kossyrew: USA und Kurilen-Streit - Verhärtete Fronten

M. Chapman: Noun, Verb, Kurils (Again)

R. Rozoff: U.S. Backs Japan In Looming Confrontation With Russia

I. Kramnik: Kurilskij prezedent

A. Petrowa: Ot raket do wertoletow

O. Isajtschenko: Poslednjaja diwisija

D. Gorenburg: Is the Mistral deployment to the Pacific a dagger aimed at the heart of the US Pacific Fleet?



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Fotos: Itar-Tass.

Samstag, 5. März 2011

Lehrfilm: Die Grundlagen des Pistolenschießens

Igor Ruljow hat in seinem Blog schon des öfteren hilfreiche Beiträge publiziert. :-) Insbesondere denke ich an seine deutsche Übersetzung eines Textes von Anatoli Poddubny über die Technik des Pistolenschießens. Nunmehr hat er wieder in die Schatzkiste gegriffen und seinen Lesern zwei sowjetische Lehrfilme für Kurzwaffenschützen präsentiert und sie auch noch mit englischen Untertiteln versehen. Beide wurden unter der Leitung von Jefim Chajdurow gedreht. Der erste Film, der nachfolgend gezeigt wird, behandelt die Grundlagen des Pistolenschießens; im zweiten geht es speziell um die Disziplin Olympische Schnellfeuerpistole. Sie sind eine gute Darstellung, insbesondere für Schützen wie mich, denen kein richtiger Trainer zur Seite steht.





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Donnerstag, 3. März 2011

Deutsche Desinformationen


Am Dienstag ist Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zurückgetreten. Er zog damit die Konsequenzen aus der Affäre um nicht gekennzeichnete Zitate in seiner Dissertation. Damit war die wochenlange Kampagne eines großen Teils der Medien wie der Opposition erfolgreich. Allein das sagt viel über den Zustand unserer politischen Klasse und ihrer "politischen Kultur" aus.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Guttenberg hat als Wissenschaftler versagt, die Aberkennung des Doktortitels war deshalb zwingend. Allerdings war und ist dieser Titel keine Voraussetzung, um in Deutschland ein Ministeramt bekleiden zu können. Zudem wurde von deutschen Unis in ähnlich gelagerten Fällen auch schon anders verfahren. Und was soll man z.B. mit einem zum Dr. jur. promovierten SPD-Abgeordneten tun, der einen Aufsatz in einer juristischen Fachzeitschrift veröffentlicht, dessen Fußnoten aber nicht zum Text passen? Irrtum, Zahlendreher oder bewußte Irreführung? Und wie sollten die Konsequenzen aussehen? Entzug des Mandats oder gar Parteiausschluß? Der zuletzt genannte Fall ist keineswegs hypothetisch und zeigt, wie selektiv skandalisiert wird, wenn es um die Verbindung von Wissenschaft und Politik geht.

Andreas Fischer-Lescano, der die Affäre um Guttenberg ins Rollen gebracht hat, ist nicht nur ein Wehrrechtsexperte, sondern steht auch sehr weit links im politischen Spektrum. Jemandem wie ihm muß ein beliebter CSU-Minister wie Guttenberg seit jeher ein Dorn im Auge gewesen sein. Nun, nach dem Rücktritt, versinkt die deutsche politische Klasse wieder in jenem blassenn Mittelmaß und Parteisoldatentum, das wir für eine repräsentative Demokratie halten. Das allein ist Grund für Besorgnis.

Noch besorgniserregender ist die Tatsache, daß Guttenberg weder über seine Amtsführung noch über den Vorwurf des Amtsmißbrauchs gestolpert ist, sondern über eine private Angelegenheit. Es hätte genügend Grund für inhaltliche Kritik an der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik im allgemeinen und am Verteidigungsminister im besonderen gegeben. Doch zu einer solchen Kritik waren Medien wie Opposition nur bedingt fähig. In den letzten zwei Wochen hat sich leider die gesamte Debatte um die Bundeswehrreform u.ä. auf die Frage nach Guttenbergs Dissertation reduziert - als ob eine abgelegene verfassungsrechtliche Schrift entscheidend für die deutsche Sicherheitspolitik wäre. Absurd! Statt einer substantiellen sicherheitspolitischen Diskussion führt man lieber eine oberflächliche über Promotionsfragen.

Hier haben unsere Medien völlig versagt, indem sie randständige Themen künstlich aufgeblasen und so den eigentlichen Kern aus der Aufmerksamkeit verdrängt haben. Doch die Bürger merken das. Der Fall Guttenberg war nach Thilo Sarrazin der zweite binnen weniger Monate, wo öffentliche und veröffentlichte Meinung weit auseinanderklafften. In beiden Fällen lagen die Sympathien der Bevölkerung eindeutig bei denen, die von den Medien zerfleischt wurden. Das muß die Journaille besonders wütend machen, zeigt sie doch die Grenzen der medialen Steuerungs- und Manipulationsfähigkeit auf. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung hat am Dienstagabend während eines Interviews im ORF den Rücktritt in dankenswerter Offenheit als Erfolg der deutschen Medien bezeichnet.
Im übrigen war die causa Guttenberg erneut ein Beleg für die Kampagnenführung der deutschen Medien, die wirkten, als würden sie alle von einer einzigen Stelle gesteuert. An die Stelle kritischer Berichterstattung über eine Problem tritt die Hetzjagd auf eine Person (oder Personengruppe), die unbedingt aus der Öffentlichkeit verdrängt werden soll. Vor kurzem war es noch Guido Westerwelle, gegen den aus allen Rohren geschossen wurde und dessen Tage als Außenminister angeblich schon gezählt waren.

Schon wegen dieser eklatanten Verstöße gegen die Regeln guter journalistischer Arbeit und des menschlichen Anstands steht es deutschen Reportern nicht gut an, sich zum moralisierenden Richter über andere Menschen aufzuschwingen - schließlich lügen viele von ihnen wie gedruckt, weshalb die Appelle an Moral und Anstand aus dem Mund von Berufsschreiberlingen einfach lächerlich sind.

Ein weiteres Feld, auf dem ich mich von vielen deutschen Medien desinformiert fühle, ist die Lage in Nordafrika. Die Damen und Herren sind viel zu involviert, um die Entwicklungen dort nüchtern darzustellen. Immer wieder ist von einer "demokratischen Revolution" die Rede, obwohl bis jetzt in diesen Staaten bestenfalls nur von einem partiellen Elitenwechsel die Rede sein kann. Zugleich wird die dunkle Seite der Ereignisse beschönigt. Sowohl aus Tunesien als auch aus Ägypten wird eine erhebliche Zunahme der Kriminalität berichtet. Offenbar wird der teilweise Zusammenbruch der Sicherheitsbehörden weniger von politischen Aktivisten als vielmehr von ordinären Kriminellen ausgenutzt. Ähnliches wird von Ausländern berichtet, die dieser Tage aus Libyen evakuiert worden waren. Derart chaotische Zustände, während derer es zu zahllosen Gewaltakten durch irreguläre bewaffnete Haufen kommt, sind nicht demokratisch, sondern schlicht kriminell.

Ähnlich auch die agitpropmäßige "Berichterstattung" über Demonstrationen gegen die Regierung. Die deutschen Medien behaupten regelmäßig, es habe sich um friedliche Demonstranten gehandelt. Wenn es zu Ausschreitungen kommt, dann wird also (fast) immer den Sicherheitskräften die Schuld gegeben, die "brutal" gegen die in jedem Fall "friedlichen" Demonstranten vorgegangen wären. Offenbar kommt es manchen Journalisten nicht in den Sinn, daß steinewerfende oder schießende Protestierer nicht mehr friedlich handeln und sich demzufolge nicht auf ein (wie auch immer formuliertes) Menschenrecht auf Versammlungsfreiheit berufen können. Die Eindimensionalität und das manichäische Weltbild vieler Journalisten sind erschreckend - vor allem, wenn man mittels Rundfunkgebühr auch noch dafür zahlen muß.

Wie ich vor zwei Wochen schon schrieb, erinnern mich die Ereignisse in Nordafrika an die Revolutionen in Rußland anno 1917. Dem Sturz des Zaren im Februar war gleichfalls monatelanges Chaos gefolgt, in dem es zu zahllosen kriminellen Handlungen kam, denen oft notdürftig ein politischer Anstrich gegeben wurde. Weder Privateigentum noch Menschenleben waren im Jahr 1917 etwas wert. Und es hat bis Mitte der 1920er Jahre gedauert, bis eine neue, halbwegs verläßliche Staatsgewalt etabliert werden konnte - allerdings eine bolschewistische. Es genügt eben nicht, eine alte Ordnung beseitigen zu wollen, man muß auch etwas neues an ihre Stelle setzen. Passiert dies nicht rasch, so wittert der Bodensatz der Gesellschaft Morgenluft und terrorisiert den Rest der Bürger. Dergleichen ist sicher revolutionär, demokratisch ist es in keinem Fall.


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Foto: RIA Nowosti.

Dienstag, 1. März 2011

"Russland investiert Rekordsumme in neue Waffen und High-Tech-Armee"


In der vergangenen Woche hat der stellvertretende Verteidigungsminister der Rußländischen Föderation eine Pressekonferenz abgehalten, auf der er Eckdaten des staatlichen Rüstungsprogramms bis zum Jahr 2020 bekanntgegeben hat. Die angekündigten umfangreichen Beschaffungen von Militärmaterial sehe ich jedoch mit einiger Skepsis. Nicht, daß die russischen Streitkräfte keinen Bedarf für eine solche Modernisierung hätten. Im Gegenteil, von wenigen punktuellen Ausnahmen abgesehen befinden sie sich heute auf dem technischen Stand der 1970er und 80er Jahre. Ein drastisches Beispiel hierfür ist die Schwarzmeerflotte, deren Kampfschiffsbestand in den nächsten zehn Jahren fast vollständig außer Dienst gestellt werden muß. Der Bedarf für neue Systeme ist somit enorm, auch wenn die Armeestärke in den letzten Jahren deutlich gesunken ist.

Es bleiben jedoch Zweifel an der Umsetzung eines derart ehrgeizigen Programms. Selbst wenn die Finanzierung gesichert wäre, ist es fraglich, ob die zum Teil nur noch aus Rudimenten bestehende Rüstungsindustrie in kurzer Zeit zur geforderten Hochform auflaufen kann. Auf welchen Werften sollen etwa in neun Jahren die angekündigten 100 Marineschiffe gebaut werden? M.W. sind entsprechende Schiffbaukapazitäten derzeit nicht vorhanden. Papier ist bekanntlich geduldig (in Deutschland ebenso wie in Rußland) und man wird wohl noch bis etwa 2015 warten müssen, um die Ankündigungen endgültig zu beurteilen.

Zur Information wird nachfolgend ein Kommentar von RIA Nowosti wiedergegeben:
"[...]

Russlands Verteidigungsministerium hat am Donnerstag Einzelheiten zum „Rüstungsprogramm 2020“ bekannt gegeben.
Bis 2020 sollen 100 Schiffe (darunter 20 U-Boote), 600 Flugzeuge und 1000 Hubschrauber angeschafft werden.

Zudem befindet sich zurzeit ein neuer Langstreckenbomber und eine hochintelligente schwere ballistische Rakete in der Entwicklung. Auch die Soldaten kommen nicht zu kurz. Laut Vizeverteidigungsminister Wladimir Popowkin wird gerade über den Erwerb einer kleinen Partie von modernen Felin-Kampfanzügen verhandelt (Ausrüstung für den „Soldaten der Zukunft“: Waffen, Munition, schusssichere Weste, Schutzhelm mit zwei Displays und einem Mikrofon, Kommunikationsmittel und anderes High-Tech). Russland will bei den Franzosen nur einige Kampfanzug-Partien kaufen. Bis 2020 will Russland eine eigene Soldatenausrüstung entwickeln.

Staatsprogramm 2020

Wie Popowkin auf einer Pressekonferenz in Moskau verkündete, sind zehn Prozent der für das Rüstungsprogramm bereitgestellten Summe (insgesamt über 19 Billionen Rubel, 1 Euro = ca. 40 Rubel) für Forschungen und die Entwicklung neuer Waffen bestimmt.

Den größten Ausgabeposten macht der Kauf neuer Waffen aus. Für dieses Ziel werden zwischen 78 bis 80 Prozent der vorgesehenen Finanzmittel ausgegeben. Russland hat in der Vergangenheit noch niemals so viel Geld für Aufrüstung ausgegeben. Als der russische Premier Wladimir Putin im Dezember des Vorjahres die Zahlen des Programms nannte, gab er zu: „Ich habe Angst davor, diese Zahl laut zu sagen.“

Den Streitkräften wird ebenfalls viel Geld zugeteilt. Laut Popowkin werden 100 Schiffe, darunter 20 U-Boote, 35 Korvetten und 15 Fregatten gekauft. Zudem sollen bis 2020 über 600 Flugzeuge und 1000 Hubschrauber erworben werden. Bereits in diesem Jahr werden mehr als 100 Hubschrauber gekauft. Dazu gehören die neusten russischen Hubschrauber Mi-28, Mi-26, Ka-52 u.a.

Wie Popowkin betonte, werden bis zu zehn Flugabwehrkomplexe S-500 gekauft. Vorher hatte die russische Armee zwar bereits bekannt gegeben, dass neue Flugabwehrraketen in den nächsten zehn Jahren gekauft werden müssen, genauere Zahlen wurden jedoch nicht genannt.

„Ab 2015 sollen die Tests dieses Komplexes beginnen. Zu Beginn basieren die Raketen auf dem S-400-Komplex“, sagte Popowkin. Die Raketensysteme S-500 sollen die Grundlage der sich gerade entwickelnden Luft- und
Weltraumverteidigung Russlands bilden.

Das russische Verteidigungsministerium will außerdem 56 Flugabwehrsysteme S-400 anschaffen. Ein Regiment ist bereits in Elektrostal bei Moskau stationiert. Ein weiteres Regiment soll im März in Dmitrow aufgestellt werden. Danach sollen S-400-Raketen im Fernen Osten installiert werden.

Strategische Kräfte

Popowkin zufolge hat die Entwicklung der strategischen Atomkräfte Priorität im Rüstungsprogramm. Bis 2020 würden acht strategische Atom-U-Boote gebaut, die mit den ballistischen Interkontinentalraketen „Bulawa“ ausgerüstet werden müssten, so Popowkin.

Die sich derzeit in der Testphase befindlichen „Bulawa“-Raketen sollen in diesem Jahr in Dienst gestellt werden. „Sie sollen zusammen mit dem Borej-U-Boot (neues strategisches Atom-U-Boot) in Dienst genommen werden“, sagte Popowkin. Zwei Borej-U-Boote seien bereits einsatzbereit, es gebe jedoch keine Rakete (“Bulawa“).

Sieben der bislang 14 Teststarts der Bulawa-Rakete sind fehlgeschlagen. In diesem Jahr sollen weitere vier oder fünf Teststarts stattfinden. Die Starts scheiterten vor allem deshalb, weil sich der Raketenbauer nicht an die Konstruktionsdokumente gehalten hatte.

Ein weiteres Projekt ist die Entwicklung neuer Langstreckenbomber. Gegen 2015 soll ein technisches Projekt fertig gestellt werden. „Wir forcieren nicht die Entwicklung eines neuen Komplexes der Langstrecken-Fliegerkräfte (strategische Bomber). Gegen 2015 sollen die Langstrecken-Fliegerkräfte ein neues Gesicht bekommen“, so Popowkin.

Russland will zudem hochintelligente schwere ballistische Rakete bauen. Im Unterschied zu den neuen Topol-Feststoffraketen hat eine schwere Rakete mehr Gefechtsköpfe und eine längere Betriebsdauer (35 statt 20 Jahre)

Ausrüstung für „Soldaten der Zukunft“

Bis 2020 will Russland ein Analogon für die Ausrüstung des „Soldaten der Zukunft“ entwickeln.

Diese Ausrüstung müsse mit der aus den USA, Deutschland und anderen Ländern mithalten können, so Popowkin. Russland verhandelt zurzeit mit Frankreich über den Erwerb französischer Felin-Kampfanzüge.

Wie ein Vertreter des französischen Rüstungskonzerns Sagem Defense Securité (SAFRAN Gruppe) betonte, ist der Preis für die Felin-Ausrüstung deutlich niedriger als bei anderen ausländischen Herstellern. Ein deutscher oder US-Kampfanzug samt Ausrüstung schlägt mit 50.000 bis 60.000 Euro zu Buche.

Laut dem Vertreter von Sagem Defense Securité hat das Unternehmen einen Auftrag für 22.600 Kampfmonturen erhalten. Gegen 2014/2015 werden alle 22 französischen Infanteriebataillons mit den Felin-Anzügen ausgerüstet.

Um die Sicherheit der Soldaten gewährleisten zu können, will Russland die Produktion von Panzerfahrzeugen aufnehmen. Mit dem Unternehmen Iveco wurde bereits ein Abkommen über die Produktion der italienischen Panzerwagen in Russland geschlossen. „Das ist der sicherste Wagen der Welt. Das haben die Ereignisse im Irak bewiesen“, so Popowkin."

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Foto: RIA Nowosti.