In den 1970er und 80er Jahren sind in der Sowjetunion einige Spielfilme entstanden, die man als Manöverfilme bezeichnen könnte. Immerhin herrschte seit 1945 (zumindest offiziell) Frieden, das Thema Zweiter Weltkrieg war schon oft genug "verwurstet" worden und zudem in eine gewisse zeitliche Ferne gerückt. Mithin galt es, die zeitgenössische Sowjetarmee zu porträtieren - selbstverständlich in den von der KPdSU gezogenen Grenzen. In diesem Beitrag sollen die interessantesten dieser Filme kurz vorgestellt werden. Teilweise existieren davon auch, der DEFA sei Dank, deutsche Synchronisationsfassungen. Obwohl es sich (mit Ausnahme von Afganskij Izlom) sicher nicht um bedeutende Kunstwerke handelt, so sind es doch nett anzusehende und unterhaltsame Actionfilme.
V zone osobogo vnimaniya (dt. Übersetzung: In der Zone besonderer Aufmerksamkeit, dt. Filmtitel: Absprung in der Todeszone; vgl. auch hier, hier und hier) entstand 1978 als einer der ersten dieser Filme.
Die Handlung: Die Aufklärungsgruppe eines Luftlandeverbandes soll im Rahmen eines großen Manövers den Gefechtsstand der "gegnerischen" Übungspartei ausfindig machen. Dabei ereignen sich allerlei Abenteuer, wie man es bei einer solchen Einheit mit einem solchen Auftrag auch erwarten darf. Zwischendurch muß dann auch noch ein entflohener Krimineller wieder eingefangen werden. Die Aufgabe wird trotz aller Widrigkeiten erfüllt, so daß zum Schluß des Filmes einer jener Massenabsprünge von Fallschirmjägern gezeigt wird, wie er für die Sowjetarmee in dieser Zeit typisch war.
(Bei Youtube kann man den Film übrigens in der Originalfassung ansehen: Teil 1 von 10.)
Nachfolgend ein paar Szenen aus dem Film:
Otvetnyj Khod (dt.: Der Gegenschlag; vgl. auch hier und hier) war die 1981 gedrehte Fortsetzung des ebengenannten Films.
Die Handlung ist ähnlich, ebenso ein Teil der Akteure. Aufklärer der Fallschirmjäger und der Marineinfanterie müssen während einer Großübung gemeinsam in einen "gegnerischen" Gefechtsstand eindringen, um wichtige Dokumente zu erbeuten. Somit können sich beide Eliteverbände positiv darstellen. Erstmals darf auch eine Frau - in Gestalt eines Sergeanten der Marineinfanterie - an einem Film-Raid teilnehmen. Auch hier werden am Ende des Films reale Manöverbilder von See- und Luftlandungen gezeigt.
(Der Gegenschlag ist ebenfalls bei Youtube zu finden: Teil 1 von 8.)
Hier noch ein Video mit einigen Szenen:
Odinochnoe plavanie (dt.: Die Einzelfahrt; vgl. auch hier und hier) aus dem Jahr 1985 ist ein anders gearteter Film. Es geht darum, daß eine handvoll übergeschnappter US-Politiker und Militärs unter "falscher Flagge" mittels Raketen eine Gruppe sowjetischer Schiffe im Pazifik angreifen will, um so einen Atomkrieg zwischen den beiden Mächten zu provozieren. Es kommt nun einer kleinen, aber furchtlosen Gruppe von Marineinfanteristen, die von einem allein fahrenden Kriegsschiff aus operieren, zu, diese ihnen nur partiell bekannte Bedrohung zu beseitigen. Was - wie immer im Film - letzten Endes natürlich gelingt.
Kennzeichnend für diese Filme sind ihre Gegenwartsbezogenheit und ihr "Action"-Charakter ohne viel ideologisches Gefasel. Wie in sowjetischen (und russischen) Filmen üblich, wird auf Details wie Bewaffnung und Uniformierung relativ viel Wert gelegt. Eine Augenweide für den Zuschauer sind ferner die zahlreichen Nahkampfszenen.
(Alle drei bisher genannten Filme (und noch ein paar mehr) kann man auf dieser Webseite auch in voller Länge herunterladen.)
Golubye Molnii (dt.: Hellblaue Blitze; vgl. auch hier und hier) ist da schon deutlich pädagogischer angelegt. Gezeigt wird der Werdegang von jungen Wehrpflichtigen und ihrer Einordnung in das "Kampfkollektiv" einer Fallschirmjägereinheit. Obwohl dieser Film ein wenig kasernenlastig wirkt, fehlt es weder an aktionsreichen Szenen aus der Ausbildung noch an einer hübschen (und selbst springenden!) Sanitäterin ;-).
Zum Schluß soll noch ein Streifen erwähnt werden, den ich für einen der besten sowjetischen Filme überhaupt halte, wiewohl er als "echter" Kriegsfilm nicht ganz in diese Aufzählung paßt:
Afganskij Izlom (dt. Übersetzung: Der afghanische Bruch, dt. Filmtitel: Hölle ohne Ausweg; vgl. auch hier, hier und hier) ist die russische Entsprechung zu Apocalypse Now. Ende der 80er Jahre als sowjetisch-italienische Koproduktion entstanden, zeigt der Film die ausweglose Lage, in der sich die sowjetischen Streitkräfte in Afghanistan befinden. Guerilla und Counterguerilla werden in ihrer ganzen Brutalität dargestellt. (Der Film erlaubt dem informierten Zuschauer darüberhinaus auch das Ziehen von Schlußfolgerungen für das derzeitige deutsche Afghanistanengagement.)
Kurzum: Ein ebenso beeindruckender wie bedrückender Film, den es bei Amazon auch in einer deutschen Fassung gibt.
Silencer Saturday #360: Suppressing The Beretta Cheetah
vor 12 Stunden
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