Freitag, 31. Juli 2009

In eigener Sache: Neue Kommentarfunktion

Ich hatte hier schon mehrfach geschrieben, daß ich mit der Kommentarfunktion des Blogs nicht zufrieden bin. Zwar war der letzte Stand schon eine Verbesserung gegenüber dem Standard von Blogger.com, trotzdem konnte es so nicht bleiben. Als mich nun diese Woche ein Leser auf dieses Manko aufmerksam gemacht hat, habe ich nach einer besseren Lösung gesucht. Über den Blog Windows to Russia bin ich schließlich auf Disqus gestoßen und habe deren Kommentarsystem heute installiert.
Es sollte eigentlich ganz einfach funktionieren: Man muß einen Namen und eine E-Mail-Adresse eingeben und kann dann nach Herzenslust schreiben. Wenn Disqus danach fragt, ob man sich dort registrieren möchte, kann man dies tun, denn in diesem Fall muß man seine Daten nicht mehrfach eingeben (bei Wordpress ist das schon lange Standard). Ferner kann man die Kommentare auch später noch editieren, was bisher - selbst für mich - nicht möglich war.
Disqus steht bei allen zukünftigen Beiträgen (ab diesem hier) zur Verfügung. Hoffentlich ... ;-)

PS: Der Nachteil besteht allerdings darin, daß die Benutzeroberfläche von Disqus auf Englisch ist. :-(

PPS: Jetzt geht es auch auf Deutsch. :-) Zusätzlich habe ich eben in der rechten Spalte noch ein Widget installiert, in dem die fünf letzten Kommentare angezeigt werden.

31.07.2009: Videos des Tages

Am vergangenen Sonntag wurde in der Rußländischen Föderation der "Tag der Seekriegsflotte" begangen. Das folgende Video gibt einen kurzen Einblick in die Feiern sowie in Geschichte und Gegenwart der russischen Marine.





Das zweite Video zeigt Überwasserschiffe, U-Boote und Flugzeuge der Marine. Unterlegt ist es mit dem Lied "Dewjatyj wal" (dt.: Die neunte Welle).



Donnerstag, 30. Juli 2009

30.07.2009: Musik des Tages

Heute: Der "Marsch der Elisabether", des Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3 der preußischen Armee.



Mittwoch, 29. Juli 2009

29.07.2009: Video des Tages

Heute vor 35 Jahren, am 29. Juli 1974, unterschrieb KGB-Chef Jurij Andropow den Aufstellungsbefehl für eine Spezialeinheit, die auf dem Gebiet der Sowjetunion Anti-Terror-Aufgaben wahrnehmen sollte und zu diesem Zweck der 7. Verwaltung des KGB (Überwachung) unterstellt wurde. Die damit geschaffene Spetsgruppa "A" (umgangssprachlich auch Alfa Team genannt) ist folglich die älteste polizeiliche Spezialeinheit auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion, die sich auf Geiselnahmen, Flugzeugentführungen und ähnliche Lagen fokussiert hat.
Mit dem Ende der UdSSR haben sich auch die Strukturen des Komitees für Staatssicherheit aufgelöst; heute existieren in mehreren Nachfolgestaaten der SU Spezialeinheiten mit dem Traditionsnamen "Alfa". So auch in der Ukraine, deren "Alfa"-Einheit dem Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU; ebenfalls ein KGB-Nachfolger) untersteht, und in Rußland, wo die Verwaltung "A" heute zum Zentrum für Spezialaufgaben des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) gehört.
Aus Anlaß dieses Jubiläums nachfolgend ein kurzes Video mit Szenen aus Ausbildung und Einsätzen der rußländischen "Alfa".




Weiterführende Links:
Assoziation der "Alfa"-Veteranen (russ.)
Spetsnaz Rossii (Zeitschrift der Veteranenorganisation, russ.)


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28.05.2009: Video des Tages

Dienstag, 28. Juli 2009

28.07.2009: Video des Tages

Heute: Eine tolle Marketingidee in Zeiten der Wirtschaftskrise, die natürlich aus den USA kommt. Wenn man einen Neuwagen kauft, bekommt man als Geschenk eine Kalaschnikow dazu. Hm, eigentlich brauche ich auch ein neues Auto ... ;-)



Montag, 27. Juli 2009

Die bürgerliche Jagdkultur in Deutschland

Eine der m.E. interessantesten Neuerscheinungen der letzten Monate ist das Buch „Weidgerecht und Nachhaltig – Die Entstehung der Bürgerlichen Jagdkultur“. Dieter Stahmann, von Hause aus Volkswirt, hat damit eine der ersten Arbeiten vorgelegt, die sich dem Thema Jagd (und damit implizit auch dem privaten Waffenbesitz) von der geisteswissenschaftlichen Seite (Geschichte, Ökonomie, Philosophie und Ethik) her nähern. Es geht ihm darum, die Entstehung einer spezifisch bürgerlichen Jagdkultur in Deutschland während des „langen 19. Jahrhunderts“ nachzuzeichnen. Wie unterschied sich die Jagd zu dieser Zeit von den vorhergehenden Epochen? Welche besonderen Merkmale zeichnen sie aus? Worin bestanden (und bestehen) die Unterschiede zu den Jagdkulturen in anderen Staaten? Wie hat die Jagd auf die Gesamtgesellschaft, auf Literatur und Kunst gewirkt? Insbesondere die zahlreichen Verweise auf Gedichte, Bücher und andere Kunstwerke, die sich mit der Jagd beschäftigen, sind einer der großen Pluspunkte des reichhaltig illustrierten Bandes.

Alle diese Fragen werden in einer sehr luziden Art behandelt, wobei naturwissenschaftliche Aspekte keineswegs ausgeklammert, wohl aber kritisch hinterfragt werden. Hervorzuheben ist insoweit z.B. die Auseinandersetzung mit der Vorherrschaft „ökologischer“ (Jagd-)Theorien, die unser Naturverständnis tiefgreifend verändern. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, wenn ich alles lobenswerte einzeln hervorheben würde. Dieses Buch ist, kurzgesagt, eine unbedingte Empfehlung für alle, die sich für die Geschichte des Jagdwesens in Deutschland (und Österreich) interessieren. Darüberhinaus paßt es auch in die Rubrik „Waffenkultur“.
In Anbetracht der umfangreichen Abhandlung kann man dem Autor sogar den starken antipreußischen Affekt nachsehen. Allerdings merkt man beim Lesen, daß die Darstellung schwächer wird, je stärker sie sich der Gegenwart nähert (also ab 1945) und je intensiver der Autor mit seinem Thema persönlich verwoben ist. Dennoch hat er es geschafft, die Jagd in der DDR erstaunlich sachlich zu beschreiben. Es gelingt ihm, die argumentativen Schwachpunkte der Jagdbefürworter in aktuellen Debatten deutlich zu benennen.

Einen Kritikpunkt muß ich freilich ausführlicher erörtern, weil sich Stahmann hier m.E. in seiner Argumentation selbst widerspricht und die guten Ansätze früherer Kapitel beschädigt. Auf den S. 198 f. schreibt er:
"Eine unerfreuliche Entwicklung ist die Zunahme von militärischer Bekleidung bei Gesellschaftsjagden mit Camouflage-Kampfanzügen, Militärkoppeln und anderen Ausrüstungen. Bei den Jagdwaffen ist erfreulicherweise dieser Trend noch nicht erkennbar. Nach den Einflüssen in der wilhelminischen und der Nazi-Zeit sollten die Jäger sich nicht wieder in die Nähe des Militärs bringen lassen, denn sie führen keinen Krieg gegen das Wild."
Erstens: Bekleidung und Ausrüstung aus dem Militärbereich sind in der Regel sowohl preiswert als auch zweckmäßig, weshalb es ganz natürlich ist, daß sie für Outdooraktivitäten der verschiedensten Art Verwendung findet. Zudem sind moderne Tarnmuster (Realtree, Mossy Oak u.a.) dezidiert zivilen Ursprungs und speziell für die Jagd entwickelt worden. Mit dieser Tirade führt Stahmann seine eigene, kategorische Aussage, die Jagd sei kein „Hobby gut betuchter Kreise“ (S. 151) ad absurdum. Denn offenkundig ist die Jagd für ihn eine Tätigkeit, die nur von solchen Leuten ausgeübt werden sollte, die sich „Loden, Leinen und Leder“ (S. 125) leisten können und wollen – was freilich nicht gerade billig und somit ebenfalls ein soziales Selektions- und Distinktionsmittel ist.
(Ich selbst würde übrigens niemals Loden tragen. Zumindest nicht, solange ich unter 70 bin. ;-))

Noch stärker an der Glaubwürdigkeit des Autors kratzt die o.g. Bemerkung über Jagdwaffen. Auf den S. 83 ff. zeichnet er nach, wie sich die ursprünglich für militärische Zwecke entwickelten Mauser-Gewehre auch innerhalb der Jägerschaft durchgesetzt haben. Hierbei hat Stahmann keine ethischen Bedenken, daß man mit einem 98er Repetierer „Krieg gegen das Wild“ führen würde. Warum sollte das heute anders sein? Warum muß die technische Entwicklung der Jagdwaffen auf dem Niveau des Jahres 1914 stehenbleiben? Weshalb sollte es nicht möglich sein, mit Derivaten moderner Militärwaffen waidgerecht zu jagen? Oder entspringt das Verdikt nur seiner persönlichen Antipathie gegen bestimmte Waffenmodelle (was anzunehmen ist)? Rational nachvollziehbar ist sein Einwand jedenfalls nicht.

Auch hinsichtlich eines zweiten Punktes scheint mir Stahmanns Argumentation ein wenig verworren zu sein. Zunächst stellt er die englische Jagdkultur mit ihrer Auffassung der Jagd als Sport der deutschen mit ihrer Waidgerechtigkeit antagonistisch gegenüber (vgl. S. 14). Es könne – im Gegensatz zu England – nicht darum gehen, dem Tier eine „faire Chance“ zu geben (S. 110). Dann soll es aber ein typisches Kennzeichen der deutschen Waidgerechtigkeit sein, daß man Wild nicht an Futterplätzen erlegt (S. 195). Ist das nicht, zumindest im Ergebnis, dasselbe?

Trotz dieser Kritik – die jedes gute Buch provozieren wird ;-) – ist „Weidgerecht und Nachhaltig“ ein Werk, dem eine weite Verbreitung unter Jägern und anderen Legalwaffenbesitzern zu wünschen ist, wird doch zumeist auf sehr hohem Niveau argumentiert. Ein weiteres Buch aus der Feder Stahmanns steht übrigens schon auf meinem Wunschzettel: „Über die Jagd hinaus – Literarische und philosophische Pirschgänge“.


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Sonntag, 26. Juli 2009

Sensation: Ein selbstkritischer Journalist


Die Qualität der Berichterstattung deutscher Medien aus und über Rußland gibt regelmäßig Anlaß zur Kritik, wobei die Beanstandungen von Übersimplifikation und Klischeehaftigkeit bis hin zur glatten Lüge reichen (ja, sogar bei der hessischen Tageszeitung mit den drei Buchstaben). Auf eine sehr sachliche Art ist diese Kritik etwa von Gabriele Krone-Schmalz in ihrem Buch "Was passiert in Russland?" vorgetragen worden (siehe auch hier). Drastischer hat es Ralf Brings (ein teilweise in Rußland tätiger Deutscher) ausgedrückt, der aus Ärger über die Medien seines Heimatlandes mehrere, sehr lesenswerte Glossen unter der Überschrift "Vom Elend der Rußlandreportagen" geschrieben hat.

Als vor ein paar Jahren Brings' Texte in diversen Blogs und Diskussionsforen vorgestellt wurden, erhob sich eine Protestwelle von "renommierten" Journalisten: Das sei unseriöse Medienschelte, mit der ein ehrbarer Berufsstand verunglimpft werde. Nun hat einer dieser Mainstreamjournalisten überraschenderweise selbst zwei Texte publiziert, in denen er einen kurzen Blick hinter die Kulissen des Korrespondentendaseins gewährt und ahnen läßt, daß an der Kritik von Krone-Schmalz, Brings u.a. sehr viel wahres ist.

Stefan Voß ist seit dem Jahr 2000 Moskau-Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur, wird diesen Posten aber demnächst verlassen, um danach aus Berlin über die deutsche Innenpolitik zu berichten. Somit war Voß einer der einflußreichsten deutschen Journalisten, der regelmäßig aus Rußland berichtet hat, denn viele kleinere Tageszeitungen (und andere Medien), die über keine eigenen Korrespondenten verfügen, bestreiten ihre Auslandsberichterstattung zu rund 98 % mit Produkten der DPA oder einer anderen Agentur.

Wegen seines bevorstehenden Abschieds aus Moskau scheint Voß nun von leichten Gewissensbissen geplagt zu werden, weshalb er - in unerwarteter Offenheit - in seinem Blog (selbst-)kritische Gedanken zur Arbeit der Medien äußert. Unter dem Datum vom 23.07.2009 schreibt er:
"[...]

Dass in Deutschland das originäre Interesse an der Auslandsberichterstattung stark nachgelassen hat, dürfte nicht nur Nachrichten aus unserem Sprengel betreffen. Es ist schon verrückt, dass sich vor gerade mal 20 Jahren noch ein hoher Prozentsatz der Deutschen für das Schicksal der Sandinisten in Nicaragua erwärmen konnte. Und heute? Hand hoch, wer sich noch wirklich für die innerrussischen Entwicklungen interessiert (von Nicaragua ganz zu schweigen). Dem Schwund des vorurteilsfreien Interesses am Fremden steht eine stark gestiegene Erwartungshaltung an die Berichterstattung aus dem Ausland entgegen. Gerne auch mit zutiefst subjektiver Einteilung in “gut” und “böse”, ausgerichtet an unseren abendländischen Überzeugungen von Individualismus, Liberalität und der universellen Gültigkeit von Menschenrechten.

Wie anders ist es zu erklären, dass eine Agenturmeldung über Herrn Putin sehr leicht ihren Platz in den Blättern findet, wenn der Leadsatz das Verb “drohen” aufzubieten hat? Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Konkurrenzmeldungen zum selben Thema, in denen Putin nicht droht, eben nicht sexy sind. Ein Beispiel: Vor einiger Zeit platzte Herrn Putin beim Thema Energiesicherheit mal wieder der Kragen. Als der finnische Ministerpräsidenten Vanhanen wegen der umstrittenen Ostsee-Gaspipeline rumnörgelte, polterte Putin los: Wir müssen das Ding nicht bauen, wenn ihr nicht wollt. Wir können auch Flüssiggas rüberschiffen, das kommt euch aber teurer.

So, damit hatte Putin erstmals öffentlich (zumindest rhetorisch) die Ostsee-Pipeline in Frage gestellt. Das war neu, aber eben wesentlich weniger knackiger als der Leadsatz: Putin droht, die Ostsee-Pipeline nicht zu bauen. Natürlich gibt es bei der Zahl der Agenturen immer jemanden, der dieser Versuchung nicht widerstehen kann. Und gleich klingelt das Telefon bei uns: Warum schreibt ihr das nicht auch so – Putin droht? Antwort: Weil das Blödsinn ist. Die Russen wollen diese Pipeline (Weil sie sich nicht mehr mit den Ukrainern rumschlagen wollen. Die Europäer hingegen wollen für ihr teures Geld das Gas aus Russland haben, egal wie.)

Man muss auch als EU-Bürger Herrn Putin nicht unbedingt mögen. Aber es hilft zum Verständnis ungemein, wenn bei umstrittenen Themen wie Energiesicherheit oder Rüstungskontrolle nicht jede seiner Äußerungen gleich als Drohgebärde interpretiert wird. Wie im konkreten Fall: Da kann Putin nicht “drohen”, auf etwas zu verzichten, weil er selbst es am allermeisten haben möchte.

[...]"
Gestern hat Voss dann noch einmal nachgelegt:
"[...]

Wer als Auslandskorrespondent eine Liste mit den knackigsten Klischees seines Landes erstellt (bloß keine Hemmungen) und sie dann abarbeitet, darf sich der stürmischen Zuneigung der Heimatredaktion sicher sein. Für Russland wären das auf jeden Fall: Wodka, schöne Frauen, Atomkraft (wegen Tschernobyl), Eiseskälte, Luxus, Brutalität im Alltag, Bären und zunehmend auch gern randalierende oder sonstwie schräge Touristen.

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die folgende Geschichte nicht totzukriegen ist. Russische Abenteuertouristen würden schwerstbewaffnet vor der Küste von Somalia auf einem Schiff umherzkreuzen, um Piraten anzulocken und sie dann in die Flucht zu ballern. Klar, logisch, so sind die Russen eben. Diesen Blödsinn muss irgendein österreichisches Medium schon vor Wochen ins Netz gestellt haben. Seitdem werden in Moskau immer wieder deutsche Korrespondenten von ihren Redaktionen mit erregten Anfragen heimgesucht. Die Antwort, dass das offensichtlich eine Erfindung ist und keines der schamlosen Moskauer Boulevardblätter die Geschichte je aufgegriffen hat, wird in Deutschland mit Enttäuschung quittiert (und nicht etwa mit Erleichterung, dass man ja um ein Haar einer Zeitungsente aufgesessen wäre).

Nur dass jetzt bitte kein falscher Eindruck entsteht: Wir versuchen es ja immer wieder mit Randthemen und Hintergrundberichten aus unserem Berichterstattungsgebiet – um dann regelmäßig mit einem Null-Abdruck belohnt zu werden. Als ich Ende der 1990er Jahre als Auslandskorrespondent loslegte, hieß es in einem solchen Fall, das heben sich die Kunden für einen anderen Tag auf. Sowas traut sich heute niemand mehr zu sagen, wo doch die Kunden (und nicht nur die) schon am Nachmittag nicht mehr wissen, was am Vormittag auf den Draht ging.

Den Vogel schießt als Korrespondent ab, wer zum KCO greift, dem Klischee-Cross-over. Zwei Top-Ten-Stereotypen in einer Geschichte verschmelzen. Neulich hatte ich Glück. Da kürte die russische Kernkraftlobby ihre “Miss Atom”. Bingo. Und als es dann auch noch ein Foto von der schönen Aljona (”strahlende Schönheit”) gab, die aus dem Kühlteich des AKW Nowoworonesch steigt, da war bei mir und später auch bei den Kunden kein Halten mehr.

[...]"
Ich möchte das jetzt nicht weiter kommentieren, habe aber gute Gründe für die Annahme, daß es bei der Berichterstattung aus anderen Staaten nicht viel besser aussieht. Selbst bei innenpolitischen Themen (wie etwa dem Waffenrecht) herrscht in unseren Medien häufig eine Kombination aus Sensationsgier und blanker Unwissenheit. Ich respektiere jede Meinung, wenn sie denn gut begründet ist und vor allem auf zutreffenden Fakten beruht; alles andere ist, objektiv betrachtet, schlecht für eine Demokratie.


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Ein pragmatisches Volk
Bericht aus Moskau

26.07.2009: Gedicht des Tages

Ludwig Uhland: "Der weiße Hirsch"
"Es gingen drei Jäger wohl auf die Pirsch,
Sie wollten erjagen den weißen Hirsch.

Sie legten sich unter den Tannenbaum,
Da hatten die drei einen seltsamen Traum.


Der Erste

Mir hat geträumt, ich klopf' auf den Busch,
Da rauschte der Hirsch heraus, husch husch!


Der Zweite

Und als er kam mit der Hunde Geklaff,
Da brannt' ich ihm auf das Fell, piff, paff!


Der Dritte

Und als ich den Hirsch an der Erde sah,
Da stieß ich lustig in's Horn, tara!

So lagen sie da und sprachen, die drei.
Da rannte der weiße Hirsch vorbei.

Und eh' die drei Jäger ihn recht gesehn,
So war er davon über Tiefen und Höhn.


Husch, husch! piff paff! trara!"

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15.04.2009: Gedicht des Tages

Samstag, 25. Juli 2009

25.07.2009: Videos des Tages

Heute: Eine zweiteilige Reportage über die finnische Lahti-Pistole bzw. deren schwedische Variante. Bei der im Video vorgenommenen Zuordnung nach Norwegen dürfte es sich um einen Flüchtigkeitsfehler des Autors handeln.






Freitag, 24. Juli 2009

Sprachkurs per Internet und Handy


Vorgestern ist mir (mit einigem Erschrecken) bewußt geworden, daß ich schon seit über anderthalb Jahren aus Mangel an Zeit und Gelegenheit keinen Russischunterricht im engeren Sinne mehr habe. Gewiß, ich lese viele Texte, telefoniere hin und wieder mit Freunden, höre Radio (z.B. Radio Chanson) und sehe fern (dem Internet sei Dank). Dennoch fehlt mir manchmal die dialogische Atmosphäre eines Sprachkurses.

Abhilfe versprechen hier die Podcasts von RusslandJournal.de, auf die ich via Twitter aufmerksam geworden bin. Also gleich die Folge 58 als MP3 heruntergeladen, auf mein Mobiltelefon kopiert und während der Zugfahrt angehört. Gut, die Mitreisenden gucken schon ein wenig komisch, wenn man die Vokabeln und Sätze leise vor sich hinmurmelt. ;-) Ansonsten ist das - für mein Empfinden - ein sehr gut gemachtes und instruktives Projekt. Das kann aber jeder anders sehen, denn erfahrungsgemäß muß bei Fremdsprachen immer die "Chemie" zwischen Lehrer und Schüler stimmen, was auch für solche Lernformen zutrifft.

Zu den einzelnen Folgen gibt es jeweils umfangreiche Begleitseiten, auf denen alle relevanten Informationen noch einmal schriftlich fixiert sind. Dazu kommen dann noch Querverweise zu früheren Folgen, in denen ein bestimmtes Thema schon einmal behandelt worden ist.
Natürlich haben diese Podcasts kein höheres akademisches Niveau. Ich bin mir nicht sicher, aber über B1 oder B2 dürfte es kaum hinausgehen. Gleichwohl helfen sie dabei, die Grundlagen und wichtigen Regeln zu rekapitulieren.

Kurzum: Sehr schön und professionell gemacht. Wünschen wir dem Podcast-Team also noch viel Erfolg!
(Apple-Nutzer können sie übrigens auch bei iTunes abbonieren.)

Weiterführende Links:
Russisch lernen mit Podcasts
Einfache Sprachübungen
Mehr zum Thema "Russisch lernen"
RusslandJournal.de (Startseite)
Blog über die russische Sprache und Kultur (geschrieben von einer Schwedin auf Englisch)


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Museen in Rußland
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Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Anti-Waffen-Lobby regt sich


Genauer gesagt: Sie regt sich auf. Unter anderem über die Beiträge auf Backyard Safari. Dergleichen war freilich zu erwarten, nachdem man im Forum des Aktionsbündnis Winnenden hierher verlinkt hatte. Ein Vertreter dieser Bewegung - bezeichnenderweise mit dem Pseudonym "WünscheBessereWelt" - hat mir folgenden Kommentar hinterlassen:
"[...]

Aufschlussreicheres über die Moral gewisser Interessenvertreter als Ihre Darstellung ist mir so noch nicht unter die Augen gekommen. Denn Ihre Rechtfertigung des Anspruchs auf Freiheit in der Niederträchtigkeit mit welcher Sie Hardy Schober, der in Winnenden auf furchtbare Weise seine Tochter verlor, diffamieren, übertrifft sogar die Journaille der Regenbogenpresse.

Wenn Sie die paar Bürgerinitiativen, Grünen-Abgeordneten, Journalisten und Privatpersonen als Lobby betrachten, dann tun sie das. Per Definition ist jede Einflussnahme von Organisationen eine Art Lobbyismus – im Falle der leider noch sehr provisorisch agierenden Waffenkritiker merkt man aber nicht viel davon !

Machen wir uns also nicht vor, dass der große Waffenproduzent- und Exporteur Deutschland mit seinen involvierten Unternehmen und den munitionskonsumierenden Jagd- und Schützenverbänden keine extrem einflussreiche Lobby kennt, die völlig unvorbereitet mit den Forderungen der Waffenkritiker konfrontiert wird. – Nur dass durch das schreckliche Ereignis von Winnenden die Öffentlichkeit endlich Interesse an Risiken und Ausmaß des Schieß-Hobbys zeigt, wofür die Propagandisten der Waffenlobby natürlich kein Verständnis haben und daher mit dem Instinkt eines Kampfhundes über alles herfallen, was die Berichterstattung hervorbringt.

Ich kann also Ihre Darstellung nicht unkommentiert lassen ohne Ihren Vorwurf des Betrügens zurückzuweisen mit der zusätzlichen Bitte, genau darüber nachzudenken, 1. wer denn hier der wirklich Geschädigte ist und 2. ob Sie Ihre Kampagnen gegen Hardy Schober aus Gründen der Pietät zukünftig moderater gestalten sollten.

Im übrigen überzeugt die von Anhängern der Waffenlobby propagierte Litanei vom scharfen deutschen Waffengesetz keineswegs, weil hier nur die Hürden der behördlichen Formalitäten und Vorschriften bezüglich Erwerb und Anwendung angeführt werden, diese aber aufgrund mangelnder staatlicher Kontrollinstanz keine echte Sicherheitsrelevanz in den Angelegenheiten der privaten Lagerung haben.

Scharf sind die Schusswaffen des nächsten Amokläufers angesichts seiner hohen Wahrscheinlichkeit bei der brisanten Verfügbarkeit von fast zehn Millionen allein legaler Exemplare in hochgerüsteten deutschen Privathaushalten, Tendenz aufwärts, - nur rein statistisch betrachtet.

[...]"
Ich will dieses Geschreibsel nicht im Orkus des Blogs untergehen lassen, weshalb es hier noch einmal hervorgehoben wird. In der Sache werden vom Autor freilich keine neuen Argumente vorgetragen - vielleicht auch, weil es den Waffengegnern an durchgreifenden Argumenten fehlt und stattdessen auf die Tränendrüse gedrückt wird. Bemerkenswert erscheinen mir allerdings zwei Punkte:
1.: "[...]

Per Definition ist jede Einflussnahme von Organisationen eine Art Lobbyismus – im Falle der leider noch sehr provisorisch agierenden Waffenkritiker merkt man aber nicht viel davon !

[...]"
Wir halten fest: Die Waffengegner hatten seit März 2009 - im Gegensatz zu den Vertretern der Legalwaffenbesitzer! - einen so gut wie unumschränkten Zugang zu allen deutschen Medien sowie zu allen wichtigen politischen Entscheidungsträgern (sowohl das ABW als auch die Initiative Sportmordwaffen waren etwa im Bundestag präsent). Schober, Mayer & Co. konnten in alle Mikrofone plärren, die man ihnen reichlich hingehalten hat. Und das nennen Sie, verheerter "WünscheBessereWelt", einflußlos? Der Realitätsverlust von Ihnen und Ihren Gesinnungsgenossen ist wirklich kaum noch zu überbieten.
2.: "[...]

Denn Ihre Rechtfertigung des Anspruchs auf Freiheit in der Niederträchtigkeit mit welcher Sie Hardy Schober, der in Winnenden auf furchtbare Weise seine Tochter verlor, diffamieren, übertrifft sogar die Journaille der Regenbogenpresse.

[...]

Ich kann also Ihre Darstellung nicht unkommentiert lassen ohne Ihren Vorwurf des Betrügens zurückzuweisen mit der zusätzlichen Bitte, genau darüber nachzudenken, 1. wer denn hier der wirklich Geschädigte ist und 2. ob Sie Ihre Kampagnen gegen Hardy Schober aus Gründen der Pietät zukünftig moderater gestalten sollten.

[...]"
Auch hier liegt eine optische Täuschung Ihrerseits vor. Nicht ich führe eine Kampagne gegen Hardy Schober, sondern er führt eine Kampagne gegen mich und meine Kollegen! Er hat uns den Fehdehandschuh hingeworfen und muß daher mit den Konsequenzen seines Handelns leben, ob es ihm paßt oder nicht. Somit bin ich ein Geschädigter von Schobers Aktionen (um bei Ihrer Wortwahl zu bleiben), denn ich habe ihm zuvor nichts getan und kannte ihn überhaupt nicht.

Im übrigen verfängt die Forderung nach pietätvoller Rücksichtnahme nicht. Anstatt in Stille ihre Trauer aufzuarbeiten, haben sich Schober & Co. dazu entschlossen, einen politischen Kampf zu eröffnen. Dem müssen wir uns stellen, aber die genannten Herrschaften werden merken, daß in der Arena der Politik ein rauher Wind weht! Ferner halten Sie uns doch bitte nicht für so blöd, daß wir uns - aus Pietätsgründen natürlich - von Ihnen als wehrlose Lämmer zur Schlachtbank führen lassen.

Es gibt einen weiteren objektiven Grund, weshalb es notwendig ist, dem Aktionsbündnis Winnenden entgegenzutreten. Sie haben - zu recht - darauf hingewiesen, in welch bemitleidenswertem Zustand sich etwa Hardy Schober angesichts des Mordes an seiner Tochter befinden muß. Er ist - was unstrittig sein dürfte - aufgrund dieses schrecklichen Ereignisses traumatisiert. Das ist eine natürliche Reaktion, für die ich vollstes Verständnis habe. Doch anstatt sich in fachkundige Behandlung zu begeben, fängt er an, zu politisieren.

Hier liegt der Knackpunkt. Ein Trauma ist definitionsgemäß eine psychische Erkrankung. Wenn also gefordert wird, Schober und seinen Freunden müsse in Politik und Medien mehr Beachtung geschenkt werden, dann bedeutet dies im Ergebnis nichts anderes, als daß psychisch gestörte Personen maßgeblichen Einfluß auf die Gesetzgebung erlangen sollen. Die Folge wäre eine Irrenrepublik, in der die Mehrheit von einer kleinen und überdies psychisch lädierten Minderheit sagen lassen muß, wie sie ihr Leben zu führen hat. Dies ist jedoch nicht mit dem demokratischen Rechtsstaat des Grundgesetzes zu vereinbaren. Der Gesetzgeber muß sich rational verhalten und innerhalb der durch die Verfassung gezogenen Grenzen bleiben (vgl. Art. 1 III GG).

Daß Ihnen, Herr oder Frau "WünscheBessereWelt", dies mißfällt, ist mir schon klar. Denn sowohl die Lügen als auch die verfassungswidrigen Vorstellungen des ABW (vgl. hier) brauchen ein vergiftetes Klima, in dem die Vernunft zugunsten der "Pietät" ausgeschaltet worden ist und in dem Sie keinen Widerspruch fürchten müssen. Ein Klima, in dem die Freiheit eines ganzen Volkes zugunsten des Linsengerichts zur Befriedigung einer Handvoll Krakeeler geopfert wird. Den Gefallen, eine solche Fehlentwicklung zuzulassen, werde ich Ihnen jedoch nicht tun!


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Foto: www.news.de.

23.07.2009: Musik des Tages

Heute: Die Gruppe Ljube mit "Jasnyj Sokol" (dt.: Der klare Falke).



Mittwoch, 22. Juli 2009

Schießsport als normale Touristenattraktion

Während der Schießsport hierzulande immer stärker in die Defensive gerät, selbst wenn er nur mit Druckluftwaffen ausgeübt wird, ist das - ich erwähnte es hier bereits mehrfach - bei unseren osteuropäischen Nachbarn anders.

Ich bin gerade dabei, eine Urlaubsreise ins seit 1945 polnische Kolberg an der Ostsee vorzubereiten. Und was entdecke ich dort auf der offiziellen Tourismuswebseite der Stadt? Den Hinweis auf eine Schützenmeisterschaft am 25.07., die auch noch von der Sportabteilung der Stadtverwaltung organisiert wird. Offenbar gilt eine solche Veranstaltung in Polen als eine, für die sich auch Touristen interessieren könnten, sei es als Zuschauer oder evtl. sogar als Teilnehmer. Wo gibt es dergleichen in Deutschland, wenn man einmal von den Biathlon-Weltcups absieht?

Weitere Recherchen haben dann ergeben, daß dort in der Stadt vor kurzem ein neuer 10 m-Schießstand eröffnet worden ist, der über ganz passable Öffnungszeiten verfügt: werktags von 16 bis 20 Uhr (mit Voranmeldung ab 12 Uhr) und samstags von 10 bis 18 Uhr. Das bietet sich doch auch für einen Urlauber an, der aus Zeitgründen zuhause zu wenig trainieren kann. Folglich werde ich wohl zumindest eine Luftpistole mitnehmen, zumal es insoweit aus waffenrechtlicher Sicht keinerlei Probleme geben dürfte.


PS: Auf der Webseite der Stadt finden sich außerdem Bilder von einem WK-2-Reenactment, die u.a. polnische Hobbyisten in Wehrmachtsuniformen zeigen. In Deutschland würde darob doch wieder ein Sturm der veröffentlichten Entrüstung losbrechen.

Nachtrag (18.20 Uhr): Ich habe den Titel des Beitrags ein wenig angepaßt.


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Dienstag, 21. Juli 2009

Mein drittes Victorinox-Messer ...


... ist in der vergangenen Woche endlich bei mir eingetroffen. Das 125-jährige Bestehen dieses Schweizer Traditionsunternehmens hatte mich daran erinnert, daß mir eine Version immer noch fehlt. Neben dem großen Modell "Hercules", welches ich oft in einer Gürteltasche führe, hatte ich seit etwa zehn Jahren ein einfaches "Classic" am Schlüsselbund.
Da ich das große und schwere "Hercules" jedoch zunehmend als Belastung empfinde und es, wenn ich Anzug trage, sowieso in der Aktentasche oder im Rucksack bleiben muß (und somit nicht immer sofort einsatzbereit ist), wuchs der Wunsch nach einem kompakteren Messer, das ich am Schlüsselbund tragen kann und so immer am Mann habe. Dabei war die Klingenlänge nicht so wichtig, denn eines meiner größeren "EDC"-Klappmesser habe ich ohnehin immer dabei.
Dieses Anforderungsprofil führte dann fast zwangsläufig zur Wahl des Victorinox "MiniChamp". Zwar nicht ganz leicht, aber doch schön kompakt, beschwert es seit einigen Tagen meinen Schlüsselbund und dürfte für die meisten Aufgaben im alltäglichen (Groß-)Stadtdschungel vollauf geeignet sein.


Montag, 20. Juli 2009

20.07.2009: Video des Tages

Vor 65 Jahren am 20. Juli 1944: "Es lebe das heilige Deutschland!"



Samstag, 18. Juli 2009

18.07.2009: Video des Tages

Heute wird uns eine Kombination aus Tarp und Hängematte vorgestellt, wie sie Ray Mears populär gemacht hat.




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Freitag, 17. Juli 2009

17.07.2009: Bilder des Tages


Als mir vorgestern das Juli-Heft der Zeitschrift Bratischka ins Haus geflattert ist, habe ich nicht schlecht gestaunt. Das Titelbild und ein weiteres Foto im Heft zeigen Angehörige einer rußländischen Spezialeinheit (vermutlich "Alfa") des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) mit modifizierten und "tacticool" ausgestatteten AK-74-Gewehren: Vorderschaft mit Picatinny-Schienen, EOTech-Visier, einschiebbarer Hinterschaft im Stil des amerikanischen M-4-Karabiners, Lampe zur Zielbeleuchtung sowie ein kompakter Schalldämpfer. Diese seltenen Bilder will ich meinen Lesern nicht vorenthalten.



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Donnerstag, 16. Juli 2009

Hövelmanns Datenschutz-Eskapaden


Viele meiner Leser aus dem "Rest der Welt" werden es nicht mitbekommen haben, aber hier in Sachsen-Anhalt kocht gerade ein schon seit Monaten schwelender Datenschutz-Skandal hoch. Der hiesige Landesverfassungsschutz hat seit Jahren Daten von Kindern unter 14 Jahren nicht nur - wie vorgeschrieben - in Papierform erfaßt, sondern zusätzlich auch elektronisch gespeichert. Letzteres war ein Verstoß gegen § 10 VerfSG ST und somit ganz klar rechtswidrig (ausführlich siehe hier und hier). Verantwortlich für diese illegale Maßnahme war allerdings nicht etwa ein übereifriger subalterner Beamter, sondern Innenminister Holger Hövelmann.

Selbst die Mitteldeutsche Zeitung bedenkt den Skandal mit ungewohnt deutlichen Worten:
"[...]

Ein halbes Jahr schon untersucht des Innenministerium, wie es dazu kommen konnte, dass der Verfassungsschutz zwei Jahre lang illegal Daten Minderjähriger elektronisch speicherte. Antworten gibt es bislang keine, statt dessen die neue Erkenntnis, dass der Verfassungsschutz Akten über Kinder anlegte, weil diese ein Hakenkreuz geschmiert haben. Nein, es geht nicht um die Bagatellisierung eines Symbols der Nazidiktatur. Sondern um die Kriminalisierung von Kindern, die sich der Tragweite ihres Handelns vielfach nicht bewusst sein dürften. Genau aus diesem Grund beginnt die Strafmündigkeit in Deutschland erst ab dem 14. Lebensjahr. Über diesen und andere selbstverständliche rechtliche Grundsätze aber hat sich der Verfassungsschutz schlicht hinweg gesetzt. In dem Laden läuft etwas aus dem Ruder - doch von Hövelmanns Engagement, dagegen etwas zu tun, ist nichts zu sehen.

[...]"
Nun mehrt sich zwar die Kritik am Minister, die Opposition im Landtag hat scharfe Kritik geübt, mit einem Rücktritt Hövelmanns ist jedoch nicht zu rechnen.

In der vergangenen Woche habe ich unter dem Titel "Der Kampf um den Rechtsstaat" einen Artikel publiziert, in dem ich Hövelmann Rechtsnihilismus vorgeworfen habe. (Dieser Text ist mittlerweile auch in Magdeburg zur Kenntnis genommen worden.) Die dieser Tage wieder aktuell gewordene Datenschutzaffäre des Landesnachrichtendienstes bestätigt meine These erneut: Wenn es um das Erreichen seiner politischen Ziele, insbesondere um die Bekämpfung seiner politischen Gegner, geht, schreckt Hövelmann vor nichts zurück. Ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz oder zumindest politische Sitten- und Klugheitsregeln werden die Machtmittel seines Innenministeriums aufgeboten und eingesetzt.
Es geht ja schließlich um eine "gute Sache", da muß man es mit den Paragraphen nicht so genau nehmen. :-( Das ist eine Logik, die man sonst nur von ideologischen Fanatikern kennt, die einem demokratischen Rechtsstaat jedoch schlecht zu Gesicht steht.

Manche Leser werden sich jetzt fragen, weshalb ich mich in einem waffenbezogenen Weblog über dieses Thema verbreite. Es geht mir um den Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit: Unter dem Vorwand der Bekämpfung des Rechtsextremismus werden - keine 20 Jahre nach der Wiedervereinigung! - die mühsam erkämpften Grundrechte der Bürger ausgehöhlt. Und zwar nicht nur von irgendwelchen Bürokraten und Sicherheitsfanatikern, sondern insbesondere von einem Innenminister, der in seiner Jugend SED-Mitglied und angehender Politruk der NVA - und somit eine besondere Stütze des totalitären Systems in der DDR - war. Die Denkmuster und Handlungsweisen, die sich Hövelmann damals angeeignet hat, hat er bis heute behalten. Mit anderen Worten: Er ist geblieben, was er war - trotz Wechsel des Parteibuchs und steiler Karriere seit dem Jahre 2001. Deshalb ist ihm der bundesdeutsche Verfassungskonsens innerlich fremd geblieben.

Daß es sich hierbei nicht nur um "Ausrutscher" bei dem heiklen Thema Rechtsextremismus, sondern um einen Wesenszug Hövelmanns handelt, erkennt man, wenn man seine Äußerungen zur Gebietsreform in Sachsen-Anhalt liest. Mit einer fast schon stalinistisch zu nennenden Härte werden alle Einwände von Bürgermeistern, Gemeinderäten, Landräten und Kreistagen beiseitegewischt, um die Vorstellungen des allweisen Innenministeriums durchzusetzen. (Fast wie in der DDR: Es lebe die zentrale Planung und Leitung. :-( ) Selbst auf den Koalitionspartner CDU nimmt Hövelmann insoweit kaum Rücksicht. Eine offene und zielführende Diskussion, die aus dem Austausch von Argumenten besteht, ist diesem Mann fremd. Er kennt allein die Macht.

Ja, mag sein, doch was hat das nun mit den Legalwaffenbesitzern zu tun? Ganz einfach: Die könnten demnächst auf der Abschußliste der "Obrigkeit" stehen. Das öffentliche Klima ist nach der Hetzkampagne der letzten Monate vergiftet genug und so mancher Staatsdiener dürfte jetzt die Chance wittern, durch (auch rechtswidrige) Aktionen gegen Waffenbesitzer das Wohlwollen seiner Vorgesetzten und der Medien auf sich zu ziehen.
Hövelmann selbst hat bereits angedeutet, daß aus seiner Sicht ein zu großes "Näheverhältnis" zwischen Mitarbeitern der Waffenbehörden und den Antragstellern bestehe. Er ist folglich bereit, Mängel in der Behördenarbeit (inkl. solchen bei der Rechtmäßigkeit) billigend in Kauf zu nehmen, um dieses "Verhältnis" zu beenden. Das bedeutet außerdem, daß der Minister überhaupt nicht an einem konstruktiven und kooperativen Verhältnis der Behörden zu den Bürgern interessiert ist. (Wohl dem, der über eine gute Rechtsschutzversicherung verfügt!)

Wenn ich bedenke, wie willkürlich z.T. die Regelungen des § 42a WaffG bezüglich des Führens bzw. Transportierens von Messern angewandt werden, dann schwant mir auch mit Blick auf andere Gebiete des Waffenrechts nichts Gutes. Gerade wenn der Gesetzgeber den Behörden weite Entscheidungs- bzw. Ermessensspielräume einräumt, braucht es Beamte, deren rechtsstaatliches Ethos unerschütterlich ist und die sich darin von der Politik nicht beirren lassen. Bedauerlicherweise fehlt es daran in Sachsen-Anhalt. Und die Verantwortung für diese Fehlentwicklung trägt zu einem Gutteil Innenminister Hövelmann.


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Foto: www.mz-web.de.

16.07.2009: Video des Tages

So wird in Österreich, genauer gesagt: in Tirol, für den Schießsport geworben. Verglichen damit sind wir Deutschen ziemlich altbacken und rückständig. :-(



Mittwoch, 15. Juli 2009

Bericht aus Berlin VIII


Mit dem folgenden Beitrag werde ich meine Berichterstattung aus den gesetzgebenden Körperschaften des Bundes bezüglich der Waffenrechtsverschärfung vorerst abschließen.

Am vergangenen Freitag hatte ich im Bundesrat wieder eines jener Aha-Erlebnisse. Als die sachsen-anhaltische Justizministerin Kolb (SPD) zum Thema Patientenverfügungen gesprochen hat, redete sie vom Menschenbild des Grundgesetzes, das den "mündigen Bürger", der keiner "paternalistischen Bevormundung" bedürfe, hochhalte. Sehr richtig - nur warum verweigert sich ihr Kabinettskollege Hövelmann dieser Erkenntnis?

Hier ist nun der Beschluß des Bundesrates zu finden. Neben dem Nichteinlegen des Einspruchs (Art. 77 II GG), womit das Gesetz als zustandegekommen gilt (Art. 78 GG) ist vor allem der folgende Teil von Relevanz, den ich hier im Wortlaut wiedergebe (am Freitag war ich insofern leider nicht besonders aussagefähig):
"[...]

Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung gefasst:

[...]

2. Der Bundesrat begrüßt die im vorliegenden Gesetz enthaltenen Änderungen des Waffengesetzes, die unter Mitwirkung der Bund/Länder-Arbeitsgruppe Waffenrecht, des Bundesministerium des Innern und der Fraktionen CDU/CSU und SPD entstanden sind.

Der Bundesrat hält es für erforderlich, über die beabsichtigten Änderungen hinaus im Dialog mit den Schießsportverbänden zu prüfen, ob und inwieweit das sportliche Schießen mit großkalibrigen Kurzwaffen weiter eingeschränkt werden sollte. Insbesondere ist dabei zu prüfen,

a) ob unter Berücksichtigung der Deliktsrelevanz von Schusswaffen, die für die Durchführung von schweren Gewalttaten besonders geeignet sind, eine Beschränkung hinsichtlich der Zulassung von Kurzwaffen zum sportlichen Schießen nach Bauart und Kaliber der Waffe erforderlich ist; dabei ist vor allem zu untersuchen
- eine Begrenzung der Magazine auf fünf Patronen,
- eine Erschwerung und damit zeitliche Verzögerung des Magazinwechsels,
- eine Begrenzung der Schussenergie von großkalibrigen Waffen;

b) ob der Umgang mit großkalibrigen Kurzwaffen zum sportlichen Schießen nur zeitlich abgestuft, das heißt, erst nach einer ausreichenden Praxis mit kleinkalibrigen Sportwaffen, zugelassen werden sollte.

Der Bundesrat bittet in diesem Zusammenhang zu prüfen, ob dazu die Allgemeine Waffengesetz-Verordnung (AWaffV) entsprechend angepasst werden muss. Außerdem bittet der Bundesrat, in diesem Sinne die vom Bundesverwaltungsamt genehmigten Sportordnungen kritisch zu überprüfen und die Genehmigung von Sportordnungen der Schießsportverbände durch das Bundesverwaltungsamt künftig nur noch im Einvernehmen mit den Ländern zu erteilen.

Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die Genehmigungen von Sportordnungen insoweit zu widerrufen, als sie IPSC-Schießen enthalten, da es sich dabei um Schießübungen mit einem kampfmäßigen Charakter handelt, die sonst nur in Spezialeinheiten der Polizei und des Militärs trainiert werden.

Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, das im Bezug auf die Bitten unter Ziffer 2 und 3 Veranlasste dem Bundesrat bis zum 31. Dezember 2009 zu berichten."
Das ist nicht harmlos und stellt - verglichen mit dem ursprünglichen Antrag Baden-Württembergs, in dem es nur darum ging, einen Widerruf der Sportordnungen im Hinblick auf das IPSC-Schießen zu prüfen - eine Verschärfung des Tones dar. Denn mit diesem Beschluß bittet der Bundesrat darum, diese Sportordnungen zu widerrufen. Der einzigste Unterschied zum ursprünglichen Stuttgarter Ansinnen besteht darin, daß der Prüfauftrag sich nicht mehr auf das Paintballspiel bezieht. In der Sache hat sich die Regierung Oettinger jedoch weitestgehend durchgesetzt und eine Mehrheit der Länder hinter sich gebracht. Daher macht es keinen großen Unterschied, daß sie ihren eigenen Antrag noch vor der Beschlußfassung zurückgezogen hat.

Im übrigen ist klar, was der Mehrheit der Länder vorschwebt: die weitere Einschränkung und Erschwerung des Schießens mit GK-Kurzwaffen, wobei man sich hinsichtlich der Detailvorschläge an die Stirn tippen kann. Wie sollte etwa eine gesetzlich vorgeschriebene Magazinbegrenzung auf fünf Patronen durchgesetzt werden werden, wo diese Gegenstände doch bisher unter keine waffenrechtlich bedeutsame Regulierung fallen? Wie sollte dies bei Revolvern umgesetzt werden, die zumeist sechsschüssig sind? Aber um solche "Kleinigkeiten" geht es der Politik nicht. Hauptsache, man kann die Legalwaffenbesitzer weiter schikanieren und damit der Öffentlichkeit einen "Sicherheitsgewinn" vorgaukeln, der zudem billig war, da es zuvor keinerlei relevante Gefahr gegeben hat.

In diese Richtung gehen auch die Vorstellungen anderer Länder, etwa Hamburgs und Sachsen-Anhalts (siehe hier). Über das dort gesagte hinaus will z.B. Hövelmann eine Beschränkung der gelben Waffenbesitzkarte für Sportschützen sowie ein Verbot von Airsoftwaffen und anderen waffenähnlichen Gegenständen ins Gesetz schreiben.
Daher sind alle Beteuerungen aus den Reihen von CDU, CSU und SPD, man habe jetzt das mögliche getan und plane keine weiteren Restriktionen, genauso glaubwürdig wie Walter Ulbrichts berüchtigter Satz aus dem Jahre 1961, wonach niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten.

Insgesamt macht es keinen Unterschied, ob die Landesregierungen von der Union oder von der SPD geführt werden. Die Verschärfung des Waffengesetzes hat sich auch im Bundesrat als Projekt der großen Koalition erwiesen.

Wie geht es jetzt weiter? Das Inkrafttreten der Änderungen des WaffG wird sich wohl nicht mehr aufhalten lassen, obgleich ich zumindest Teile dieses Gesetzes für verfassungswidrig halte (dazu später ausführlich). Es fehlt nur noch die Ausfertigung durch den Bundespräsidenten und die anschließende Verkündung im Bundesgesetzblatt (Art. 82 I 1 GG).
Eine Kuriosität am Rande: Gem. Art. 57 GG wird der Bundespräsident im Verhinderungsfall vom Präsidenten des Bundesrates (das ist derzeit Peter Müller) vertreten. Da dies in den nächsten Wochen zweimal der Fall sein wird, könnte es gut sein, daß nicht Horst Köhler, sondern Ministerpräsident Müller das Gesetz unterschreibt.
Ich rechne jedenfalls nicht mit einer langwierigen Prüfung im Bundespräsidialamt, so daß die Änderungen noch vor der Bundestagswahl in Kraft treten dürften - was ja letztendlich Sinn und Zweck der gesamten Aktion war. Die Politik wollte Handlungsfähigkeit demonstrieren.

Doch mit der jetzt beschlossenen Änderung des WaffG ist der "Tanz" noch lange nicht vorbei! :-( Neben dem Bundesrat hat ja auch der Bundestag einen Prüfauftrag hinsichtlich weiterer Verschärfungen an die Bundesregierung gerichtet. Und da einige Landesregierungen hier starke Ambitionen haben, wird dies sicher auch mit entsprechendem politischen Druck verfolgt werden. Außerdem fehlen im neuen Gesetz Detailregelungen zum geplanten nationalen Waffenregister. Diese Regelungen müssen aber alsbald kommen, wenn man das ehrgeizige Ziel des Jahres 2012 erreichen will. Aus diesen Gründen gehe ich davon aus, daß spätestens in 12 bis 24 Monaten die nächste Änderung des Waffengesetzes auf der Agenda stehen wird.

Dazu kommt noch die Frage, inwieweit (vor allem: wann) das BMI von der neuen Verordnungsermächtigung bezüglich der sicheren Aufbewahrung Gebrauch machen und evtl. auch in anderen Punkten die AWaffV ändern wird.
Ferner würde ich nicht ganz ausschließen wollen, daß die Bundesregierung dem Begehren des Bundesrates nachkommt und die Sportordnungen für dynamische Schießsportdisziplinen durch das Bundesverwaltungsamt widerrufen läßt. Die Rechtmäßigkeit dieser Maßnahme wäre zwar äußerst zweifelhaft, da keine neuen Sachargumente vorliegen, gleichwohl wäre es damit möglich, die Verbände unter "administrativen Druck" zu setzen und so ihre Widerstandskraft gegen weitere Verschärfungen zu schwächen.

In allen zuvor genannten Punkten besteht aber ein Lichtblick, denn diese Maßnahmen dürften erst nach der Bundestagswahl am 27. September umgesetzt werden können. Mithin stellt sich die Wahl der FDP für uns Legalwaffenbesitzer als Option mit ganz praktischen Konsequenzen dar. Denn in einer Schwarz-gelben-Koalition dürften viele Entscheidungen zum Waffenrecht anders ausfallen als in anderen Konstellationen.

Zum Schluß muß ich mich noch bei meinen Lesern entschuldigen, obgleich die jetzt beschlossene Gesetzesformulierung Anfang April noch nicht absehbar war. In diesem Beitrag hatte ich am 3. April geschrieben, daß das Änderungsgesetz zum WaffG der ausdrücklichen Zustimmung des Bundesrates bedürfe. Aufmerksame Leser werden aber schon bemerkt haben, daß in den letzten Tagen immer nur vom Unterlassen des Einspruchs die Rede war. Das liegt allerdings daran, daß das neue Gesetz noch keine Detailbestimmungen zum nationalen Waffenregister enthält, sondern im neuen § 43a lediglich bestimmt, daß ein solches bis zum 31.12.2012 errichtet werden soll. Auf diesen Punkt hatte ich die Zustimmungsbedürftigkeit gestützt, da hier die Länder und ihre Waffenbehörden mitwirken müssen. Weil im Augenblick vieles, was die Realisierung des Registers betrifft, noch ungeklärt ist, wurde erstmal eine allgemein gehaltene Bestimmung ins WaffG aufgenommen. Die Detailbestimmungen werden aber unweigerlich kommen und dieses Gesetz ist dann zweifelsohne im Bundesrat zustimmungspflichtig.


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15.07.2009: Bilder des Tages


Die Waffenrechtsdebatte der letzten Monate hat tiefe Spuren in der deutschen Öffentlichkeit hinterlassen. So wurden etwa in Bochum nach heftiger Kritik der Lokalpolitik die Schießsportangebote für Kinder aus dem städtischen Ferienprogramm gestrichen und stattdessen Kinogutscheine an die Schüler ausgegeben. (Als ob die Jugend von heute durch übermäßigen Medienkonsum nicht schon genug verdummt würde. :-( ) Mithin darf sich unser zartbesaiteter Nachwuchs, anstatt mit einem Luftgewehr zu schießen, auf Staatskosten ein paar Horrorfilme anschauen. Garantiert unbedenklich und für die seelische Entwicklung der lieben Kleinen förderlich. :-(

Ganz anders in unserem östlichen Nachbarland Polen. Dort veranstaltet z.B. die Lubliner Schulbehörde alljährlich ein Sommerlager, wo den Schülern u.a. auch das Schießen beigebracht wird. Nicht nur mit Druckluftwaffen (man beachte das weitverbreitete Haenel 312), sondern auch mit Klein- und Großkaliberwaffen. Tja, die Osteuropäer sind glücklicherweise noch nicht so verkommen wie wir, dort gibt es sogar Ligawettkämpfe zwischen verschiedenen Schulen im Schießen. Ach, ex oriente lux ...

Und so mögen denn die heutigen Bilder zeigen, was möglich sein könnte, wenn es um unsere Waffenkultur anders bestellt wäre. Und Amokläufer werden dort gewiß nicht ausgebildet. (BTW: Wieviele Schulmassaker hat es in Polen nach 1990 gegeben? Ich erinnere mich nicht an ein einziges.)













Fotos: kuratorium.lublin.pl.

Dienstag, 14. Juli 2009

Ihre erste Bewährungsprobe ...


... hat meine neue Luftpistole bestanden. Nachdem ich die IZh-46 schon vor mehreren Wochen mittels Stahlwolle und WD-40 von ihren Rostflecken befreit hatte (was leider Spuren in der Brünierung hinterlassen hat), blieb die Waffe aufgrund der aktuellen Ereignisse erst einmal ungenutzt liegen. Letzte Woche habe ich sie dann eingeschossen und heute die ersten "richtigen" Schüsse damit abgegeben. Nicht lange gefackelt und gleich eine Wertungsrunde für den Fernwettkampf. Das Ergebnis poste ich hier besser nicht, um mich nicht dem allgemeinen Gespött preiszugeben. ;-)



Dennoch merkt man, daß diese LP in einer ganz anderen Liga spielt als die CO2- und Airsoftpistolen, die ich bisher in der Hand hatte. Zudem muß ich bekennen, daß ich nicht der große Kurzwaffenschütze bin. Aber mit einer so präzisen Waffe macht das Lernen Spaß und vielleicht verbessern sich auch meine Ergebnisse noch ein wenig. ;-)
Allerdings muß ich am Griff der Pistole noch etwas machen, entweder selbst nacharbeiten oder einen neuen, paßgenauen Formgriff kaufen. Der fabrikmäßige Griff verträgt sich leider nicht mit meiner rechten Hand.



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Sonntag, 12. Juli 2009

12.07.2009: Video des Tages

Heute wird uns das sowjetische Selbstladegewehr Simonow (SKS) vorgestellt.



Samstag, 11. Juli 2009

Das Bereitschaftsmuseum


Dieses und viele weitere Bilder aus dem Beredskapsmuseet im schwedischen Helsingborg finden sich hier.

Freitag, 10. Juli 2009

Bericht aus Berlin VII


Im Rahmen der Beratung der Waffenrechtsverschärfung wurden heute im Bundesrat drei kurze Reden gehalten. Wesentlich neues hatten die drei Landesinnenminister dabei nicht zu verkünden, gleichwohl haben sie ihre Positionen deutlich gemacht.

Minister Jürgen Seidel (MV, CDU) hat sich als einziger Redner auf die sprengstoffrechtlichen Teile des Änderungsgesetzes konzentriert. Er bemängelte insbesondere, daß die Neuregelung weit über das hinausgehe, was in den umzusetzenden EG-Richtlinien vom deutschen Gesetzgeber gefordert worden sei.

Danach ist Holger Hövelmann (ST, SPD; siehe Bild) aufgetreten. Die Novellierung des Waffengesetzes geht aus seiner Sicht zwar in die richtige Richtung, dabei aber nicht weit genug. Die Erwartungen der Angehörigen der Opfer des Schulmassakers von Winnenden seien enttäuscht worden. Im selben Atemzug hat der Minister dann allerdings eingeräumt, daß solche Taten kaum durch Gesetze zu verhindern sind. (Klingt schizophren, oder?)
Hövelmann bedauerte, daß die Vorschläge der Bund-Länder-Arbeitsgruppe der IMK, die angeblich die Interessen aller Beteiligten (also auch der Waffenbesitzer) abgewogen und berücksichtigt hätten, sich nicht hinreichend im Gesetz niedergeschlagen hätten. (Mit diesem Bedauern war er nicht allein, sein hamburgischer Amtskollege hat es geteilt, s.u.) Es folgte die von Hövelmann einschlägig bekannte Hetze gegen das vermeintliche Kampfschießen IPSC sowie gegen Paintball.
Seine folgenden Sätze sollte man sich gut merken: Die Neuregelung bringe einen deutlichen Zugewinn an innerer Sicherheit durch die verschärfte Bedürfnisprüfung für Sportschützen, die Anhebung der Altersgrenze für die meisten Schießsportdisziplinen (nicht nur Großkaliber, wie fälschlicherweise behauptet!) auf 18 Jahre sowie durch die Möglichkeit, per Rechtsverordnung zusätzliche Sicherungssysteme an Tresoren wie an den Waffen selbst vorzuschreiben. (Stellt sich die Frage, inwieweit in den genannten Punkten jemals ein reales Defizit hinsichtlich der inneren Sicherheit bestanden hat. Insbesondere der Kausalzusammenhang zwischen dem Bedürfnisprinzip und der Begrenzung der Anzahl legal besitzbarer Schußwaffen einerseits und der Kriminalität andererseits blieb unbelegt und somit völlig offen.)
Hövelmanns Abschlußstatement ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und war eine unverblümte Kampfansage an alle friedlichen Bürger dieses Landes (und vor allem die Legalwaffenbesitzer): Er werde dafür sorgen, daß die Waffenrechtsdiskussion jetzt nicht beendet werde, sondern weitergehe. Das Land Sachsen-Anhalt werde weiterhin vehement für schärfere Bestimmungen im WaffG eintreten. (Das bedeutet, daß wir uns noch lange nicht ausruhen können!)

Als letzter hat der Hamburger Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) das Wort ergriffen. Er betonte, daß die Änderungen des Waffenrechts „gelungen“ seien und zu einer „merklichen Verbesserung der Sicherheit der Menschen in diesem Land“ führen würden. (Bemerkenswert, ich habe mich insoweit vorher nicht unsicher gefühlt. Muß ich jetzt der politischen Klasse gegenüber trotzdem dankbar sein? ;-)) Seiner Auffassung nach entspreche das Gesetz auch den Erwartungen der Hinterbliebenen.
Dann hat auch Ahlhaus die Katze aus dem Sack gelassen: Hamburg hatte sich in der Bund-Länder-AG dafür stark gemacht, daß bei der Beantragung einer waffenrechtlichen Erlaubnis immer auch die Stellungnahme des Gesundheitsamtes eingeholt werden müsse. Bedauerlicherweise sei auch dieser Vorschlag nicht ins Gesetz aufgenommen worden. Überhaupt plädierte er weniger für Verbote als vielmehr dafür, in Zukunft (!) den Waffenbehörden noch weitergehende Auskunfts- und Informationsbefugnisse einzuräumen.
Mit Blick auf die Legalwaffenbesitzer – die er ausdrücklich als „gesetzestreue Bürger“ würdigte – fügte Ahlhaus sodann hinzu, daß deren Besorgnisse - die sie in den letzten Wochen in vielen Briefen an Politiker zum Ausdruck gebracht haben - ernstgenommen werden müßten. Das gelte vor allem für die Frage der Vereinbarkeit des behördlichen Zutrittsrechtes (Änderung von § 36 WaffG) mit dem Schutz der Wohnung (Art. 13 GG). Gleichwohl teilt Ahlhaus diese Bedenken nicht; es gehe dabei keineswegs um eine „flächendeckende Kontrolle“ der Waffenbesitzer.

Erwartungsgemäß hat sich der Herr Senator zum Schluß über eines seiner Lieblingsthemen verbreitet: das Waffenregister. Ein solches nationales Register müsse schnellstmöglich eingerichtet werden, wobei das Jahr 2012 ein ehrgeiziges Ziel sei. Er bot an, daß Hamburg bereit sei, sein Know-How bezüglich eines Waffenregisters zur Verfügung zu stellen, wobei das bundesweite Register auf das Hamburger Modell aufbauen könne. Ein nationales Waffenregister sei das beste Mittel, um zu verhindern, daß aus legalen Waffen illegale werden, woraus sich ein deutlicher Sicherheitsgewinn ergebe.
(Bei näherer Betrachtung ist diese Aussage eine Frechheit, wird doch unterschwellig suggeriert, es gäbe eine Art "Diffusion" von legalen Waffen auf den Schwarzmarkt. Dieses These kannte ich bis dato nur von IANSA & Co., nicht jedoch von einem CDU-Politiker! Insoweit frage ich mich desweiteren, in welch furchtbar unsicherem Land ich doch bisher gelebt habe, wo es ein derartiges Register nicht gab. ;-))
Allerdings blieb auch heute völlig offen, wie das Waffenregister nun konkret umgesetzt werden soll. Insofern scheint es keinen neuen Stand gegenüber der Anhörung im Bundestag zu geben. D.h. es ist weder geklärt, wie das Register organisiert noch wie es finanziert wird.

Soweit für den Moment. Ich werde in den nächsten Tagen noch einen kleinen Abschlußartikel schreiben.

PS: Obwohl es mit dem Thema nichts zu tun hat, möchte ich doch noch eine Anmerkung machen. Bundesfinanzminister Steinbrück war mit Abstand der begabteste Redner, der heute im Bundesrat aufgetreten ist. Das muß ich ihm attestieren, auch wenn ich seiner Partei und deren Politik nicht nahestehe.


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Das wichtigste zuerst: Der Bundesrat hat heute um kurz nach 12 Uhr erwartungsgemäß darauf verzichtet, gegen das am 18.06. vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Änderung des Waffen- und Sprengstoffrechtes Einspruch einzulegen (vgl. Art. 77 II GG). Damit hat das Gesetz diese Hürde genommen; es fehlen noch die Ausfertigung durch den Bundespräsidenten und die anschließende Verkündung im Bundesgesetzblatt.

Der Antrag der baden-württembergischen Landesregierung zur Forcierung weitergehender Verbote wurde von Stuttgart zurückgezogen. Die inhaltlich ähnlichlautenden Passagen in der Vorlage des BR-Innenausschusses (Nr. B. 2. c)) wurden - soweit sich dies für einen Außenstehenden im Chaos der von Ministerpräsident Carstensen (SH, CDU) schlecht geleiteten Abstimmung erkennen ließ - vom Bundesrat nicht angenommen.

Zu den - nicht uninteressanten - Details der drei gehaltenen Reden werde ich in gewohnter Manier nachher einen weiteren ausführlichen Beitrag verfassen. An dieser Stelles erstmal noch ein paar visuelle Eindrücke aus dem Bundesrat in Berlin vom heutigen Vormittag.





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