Es gibt nicht allzu viele deutschsprachige Bücher über den Afghanistankrieg 1979-1989. Und noch weniger stellen die sowjetische Sicht des Krieges dar. In dieser Lücke steht das kleine Büchlein "Afghanistan - Krieg der Aufklärer" von W. J. Markowskij und W. W. Miljatschenko, das 2006 in deutscher Übersetzung im Elbe-Dnjepr-Verlag erschienen ist. (Der Verlag ist übrigens eine Fundgrube für Literatur aus dem postsowjetischen Raum.)
Die Autoren sind keine kommunistischen Fanatiker, welche die Verklärung des Krieges als "internationalistische Hilfsaktion" betreiben würden, sondern gehen sehr kritisch sowohl mit der politischen Führung als auch der praktischen Kampfführung der Sowjetunion in Afghanistan um. Auf zahlreichen Bildern und in den Begleittexten stellen sie die Aufklärungseinheiten als Speerspitze der Sowjetarmee und deren Einsatz vor. Es werden Dislozierung, Ausrüstung, Bewaffnung und Einsatztaktiken erläutert.
Dabei erfährt der Leser ein wenig davon, wie sehr dieser Krieg ein Impulsgeber für Veränderungen in der Sowjetarmee gewesen ist, die z.T. heute noch nachwirken (man denke bspw. nur an die besondere Wertschätzung der Spetsnaz- und Luftlandetruppen). Der Kampf in Afghanistan hat einen ganz anderen Charakter getragen als das, was man sonst aus dem Warschauer Vertrag und dessen Ausrichtung auf einen europäischen Kriegsschauplatz kannte.
Das Buch ist kein Technikbildband, der sich mit ein paar Bildern "cooler" Panzer begnügen könnte, sondern liefert auch denkwürdige und hierzulande weitgehend unbekannte Hintergrundinformationen - aus denen man als politisch Denkender durchaus Schlußfolgerungen für das heutige Afghanistanengagement der Bundeswehr ziehen kann.
Einziges Manko ist die stellenweise etwas holprige bzw. ungenaue Übersetzung, so daß man als der russischen (Militär-)Sprache Kundiger bisweilen den Kopf schütteln muß. Davon wird der Wert des Buches insgesamt aber nicht geschmälert.
PS: Im Internet gibt es auf dieser Webseite eine weitere Bildersammlung.
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