Am Freitag Nachmittag gab es eine kleine Sensation:
Eurosport hat um 17.30 Uhr eine halbstündige Aufzeichnung von der
Europameisterschaft der Druckluftwaffenschützen, die im März im norwegischen Meraker stattgefunden hatte, ausgestrahlt. Am 15.04. wird es,
wie der DSB berichtet, auf demselben Kanal eine zweite EM-Reportage geben.
Der gezeigte "Top-Gun"-Wettbewerb war m.W. in dieser Form eine Weltpremiere und ein hervorragendes Beispiel für fernsehtaugliche und zuschauerfreundliche Schießwettkämpfe. Schenkt man dem TV-Kommentator Glauben, dann stammte die Idee für diesen Wettkampf übrigens von der
Strelkowyj Sojus Rossii (dt.: Schießsportunion Rußlands; Abk.: SSR). Deren Vorsitzender
Wladimir Lissin - Wissenschaftler, vermögender Unternehmer und seit seinem 14. Lebensjahr
Sportschütze (während seiner Studienzeit war er z.B. Kapitän der Auswahlmannschaft seiner Uni) - ist derzeit auch Chef des
europäischen Dachverbandes und hat sich dem Vernehmen nach sehr stark für die Eurosport-Berichterstattung engagiert. Wobei Schießen im Gastgeberland Norwegen ohnehin sehr populär ist (siehe z.B.
hier und
hier).
Im europaweiten Vergleich (und erst Recht in Deutschland) besaßen Fernsehberichte von Schießsportveranstaltungen außerhalb der Olympischen Spiele bisher Seltenheitswert. Das ist jedoch nicht überall so. Beispiel Rußland: Dort überträgt der Spartenkanal
RTR-Sport, der zur staatlichen Medienholding
WGTRK gehört (und ein direkter Konkurrent von Eurosport auf dem TV-Markt ist bzw. war), regelmäßig von großen Wettkämpfen. Eine (nicht gerade kleine) Liste der Videos hat die SSR
hier zusammengestellt, die Berichte selbst sind auf einen Sportportal abgelegt. Als Exempel möchte ich auf
diesen Zusammenschnitt von den Russischen KK-Meisterschaften 2009 verweisen. Das sieht und hört sich sehr gut an.
Und jetzt die Frage aller Fragen: Warum ist dergleichen in Rußland und anderen Staaten möglich, aber nicht in Deutschland? Die Antworten kennen wir; mit mangelndem Zuschauerinteresse allein dürfte es weniger zu tun haben (die Russen sind nicht weniger fußballbegeistert als die Deutschen). Unsere staatlichen Anstalten für elektronische Volksverdummung steuern jedoch größtenteils einen strikten Anti-Waffen-Kurs, der von derartigen Übertragungen nur gestört würde. Denn erstens sähen dann die Zuschauer, daß Schützen ganz normale Menschen und keine kranken "Waffennarren/-verrückten/-fanatiker" sind. Und zweitens müßte man dann ja den pösen Sportmordwaffen, deren gesellschaftliche Ächtung man anstrebt, ein Forum bieten. Beides wäre für die Manipulatoren in den Medien natürlich tödlich. Somit überrascht es mich nicht, daß sich ausgerechnet der Privatsender Eurosport dieser Aufgabe angenommen hat.
Tja, manche Länder haben eben eine (keineswegs übertriebene)
Waffenkultur und pflegen diese, während bei uns gerade die letzten Reste beseitigt werden.
Deshalb ist es um so erfeulicher, daß sich nun auch langsam im deutschsprachigen Raum (halb-)private Initiativen formiert haben, welche die Ignoranz des Schießsports durch die traditionellen elektronischen Medien durch die Möglichkeiten des Internets kompensieren wollen. Vorreiter sind natürlich die Österreicher mit
Schiessport.tv, das bereits als Youtube-Projekt begonnen hatte. Wenigstens bei Youtube ist jetzt auch der Deutsche Schützenbund unter dem Namen
SportschiessenTV aktiv, während sich die ISSF schon länger um eine
audiovisuelle Vermittlung des Sports, auch bei
Youtube, bemüht. Hoffen wir insofern auf eine gute Entwicklung und darauf, daß die Bandbreite der Videos aus deutschen Schützenlanden noch breiter wird.
PS: Ich habe mir gestern einmal die
Strukturen der SSR angesehen. Die schaffen es doch tatsächlich, über verschiedene Unterorganisationen die olympischen Disziplinen neben IPSC- und sonstigen Großkaliberschützen in einem Dachverband zusammenzuhalten, ohne daß es zu dem aus Deutschland bekannten gegenseitigen Zerfleischen und moralisierenden Distanzieren kommen würde. Respekt!
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