Montag, 9. August 2010
Feuer und Rauch ...
... beeinträchtigen seit Wochen das Leben in Teilen Westrußlands, der Ukraine und Kasachstans. Die Ursache sind gewaltige Wald- und Flächenbrände, die man sonst eher aus Südeuropa und Australien kennt. Am Sonntag waren es 554 Brände auf einer Fläche von insgesamt mehr als 190.000 Hektar. Unter Pozhar.yandex.ru sind aktuelle Karten der Katastrophenlage einsehbar. Mehrere Dörfer sind bisher ein Raub der Flammen geworden und es gab etwa 50 Tote. Katastrophenschutz und Armee kämpfen gegen die Flammen, ferner sind Unterstützungskräfte aus dem Ausland im Einsatz. Die Auswirkungen der Feuer in Gestalt von Rauch und Smog sind im Ballungsraum Moskau mit seinen etwa 15 Millionen Einwohnern besonders stark zu spüren. Das Moskauer Umland ist ein Katastrophenschwerpunkt.
Es sind jedoch nicht nur klassische Waldbrände, die dort wüten. Besonders kritisch - gerade im Fall Moskaus - sind die Brände in Torfgebieten, die vor Jahrzehnten trockengelegt wurden, um Torf als Brennstoff abbauen zu können. Nun brennt der Torf in großen Ausdehnungen - und er ist nur schwer zu löschen. Dazu müssen "Wasserinjektionen" vorgenommen werden, d.h. am Rand des brennenden Torfabschnittes werden Rohre in die Erde gerammt, durch die danach Wasser gepumpt wird. Mit konventionellen Löschfahrzeugen oder -flugzeugen ist bei solchen Bränden nur wenig auszurichten. Deshalb sind u.a. Pioniereinheiten der Armee im Einsatz, die kilometerlange Rohrleitungen verlegen.
Das Katastrophenschutzministerium (MTschS) tut sein möglichstes, aber eine Entspannung wird es wohl erst nach einer Änderung der Wetterlage eintreten, wenn die seit Wochen andauernde Hitzewelle abflaut. Derweil geht die Suche nach Ursachen weiter. Neben natürlichen Gründen sind es zum Teil auch menschengemachte Feuer, die durch fahrlässiges Verhalten entstehen. Außerdem wird über eine Flutung der Torfgebiete diskutiert. Selbige würden somit wieder zu Sümpfen werden. Doch ausgegoren ist diese Idee noch nicht. Und dann gibt es noch die üblichen globalen Schuldzuweisungen und Verschwörungstheorien, als ob Wladimir Putin persönlich die Brände gelegt hätte; bisweilen in Verbindung mit der Bemerkung, daß früher (also zu Sowjetzeiten) alles besser gewesen sei. Doch dergleichen muß man wohl kaum ernsthaft erörtern; ironisch ist es nur, wenn es von sog. Liberalen geäußert wird.
Nachfolgend noch einige weiterführende Links:
Russia Burning: not Apocalypse, but its Prelude
The Great Russian Heat Wave of July 2010
Torfbrände in Russland: Der politische Wille fehlt
Krisenmanagement: Putin im Qualm, Medwedew im Kreml
Lebensmotto in Russland: Nach mir der Waldbrand
The Tale of How Aleksandr Pochkov Quarreled with Vladimir Vladimirovich
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Fotos: RIA Nowosti.
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