Sonntag, 13. Juni 2010
"Das Schießen erzieht geistesgegenwärtige überlegene Menschen"
Wer ist Hermann Scheer? Ich kannte diese Figur bis vor wenigen Tagen nicht. Doch am Mittwoch hat Michael Kuhn vom Tetra-Gun-Blog auf einige Einlassungen dieses SPD-Abgeordneten hingewiesen. Wikipedia entnehme ich, daß Scheer seit 1980 ununterbrochen im Deutschen Bundestag sitzt, er also ein treuer Parteisoldat ist, der sich ein Leben außerhalb des Raumschiffs Bonn/Berlin gar nicht mehr vorstellen kann. Doch Scheer ist nicht nur Berufspolitiker, er hat auch ein Anliegen, eine Mission, die ihn umtreibt, und zwar den Kampf für erneuerbare Energien. Innerhalb der SPD dürfte er nicht nur zu den Öko-Fanatikern gehören, sondern auch sonst ziemlich weit links stehen. Er hatte wohl nie eine Abneigung dagegen, sich zu Themen zu äußern, von denen er seiner Ausbildung und Herkunft nach keine Ahnung haben kann.
So fühlte er sich denn im April auch berufen, über die Sportschützen im allgemeinen und den Deutschen Schützenbund im besonderen herzuziehen (vgl. hier, S. 3). Die Tonlage ist nicht neu, doch war man dergleichen bisher eher von den Grünen als von der SPD gewohnt. Es geht Scheer eindeutig darum, den Schießsport in der BRD gesellschaftlich zu ächten, indem er behauptet, sie stünden im Gegensatz zur "übergroßen Mehrheit der Bevölkerung", welche er auf seiner Seite wähnt. Dazu kommt noch die absurde Kollektivschuldthese hinsichtlich des Massenmordes von Winnenden ("einer der ihren [ist] mit schuldig geworden"). Vor allem die Nachwuchsarbeit mit jugendlichen Schützen ist ihm ein Dorn im Auge, weshalb er eifrig gegen die Teilnehmer des Internationalen Junioren-Wettkampfs (IWK) in Suhl hetzt. Diese seien allesamt ein Risiko für die Gesellschaft und zukünftige Amokläufer!
Diese Diffamierungen richten sich nicht mehr gegen die im Frühjahr und Sommer 2009 so umstrittenen dynamischen Großkaliberdisziplinen, sondern gegen den Kern des Schießsports: die Nachwuchsförderung in den olympischen Disziplinen. Spätestens jetzt sollten all jene Legalwaffenbesitzer aufwachen, die immer noch dem Trugschluß erlegen sind, daß man den waffenrechtlichen Sturm schon abwettern könne, indem man der Politik den GK-Schießsport opfere.
Der IWK wird seit 1972 alljährlich in der traditionsreichen Waffenstadt Suhl, genauer gesagt: im Schießsportzentrum auf dem Friedberg, ausgetragen. Mir ist kein ehemaliger Teilnehmer bekannt, der - wie von Scheer befürchtet - seine Schießfertigkeiten für die Begehung von Straftaten mißbraucht hätte.
Von 1949 bis 1990 lag Suhl in der DDR. Und es ist sicher interessant zu sehen, wie man damals über die Auswirkungen des Sportschießens auf den Charakter von jungen Menschen dachte. Von Amokläufen ist im folgenden Text nichts zu lesen, sehr wohl aber von positiven Aspekten. (Quelle: Sportschießen und Pferdesport, 1956, S. 129.)
Die Differenz zwischen Scheer & Co. auf der einen Seite und der DDR-amtlichen Meinung auf der anderen ist frappierend. In den letzten Jahren ist ja das Schlagwort "DDR 2.0" in Mode gekommen. Da ist zwar einiges dran, doch die Entwicklung, die Teile unserer politischen Klasse jetzt betreiben, wird in Deutschland zu Zuständen führen, gegen welche die realexistierende DDR trotz ihrer zahllosen Mängel geradezu paradiesisch erscheint. Tragisch ist, daß fast alle politischen Parteien von diesem Ungeist infiziert sind, weshalb sich die Krankheit nicht nur das rot-grüne Gutmenschengesocks wie Scheer, Stokar oder Grafe beschränkt.
Nebenbei: Nichts ist widerwärtiger als das demonstrative öffentliche Zurschaustellen von Emotionen und das Einfordern ebensolcher Handlungen von anderen Menschen. Scheers Motivation ist natürlich durchsichtig. Er möchte, ganz Demagoge, einen Gegensatz zwischen dem "gesunden Volksempfinden" und den Sportschützen herbeireden, um letztere in die gesellschaftliche Isolation zu treiben. Man darf bezweifeln, daß diese Methode des politischen Kampfes für einen Abgeordneten angemessenen ist, der sich gem. Art. 38 I 2 GG als "Vertreter des ganzen Volkes" - also auch der Minderheiten - sehen soll. Aber gut, es ist wie es ist und so gibt es einen weniger, auf den wir Rücksicht nehmen müssen. Auf einen groben Klotz gehört nun mal ein grober Keil. (Hoffenlich beschwert sich Dr. Wiefelspütz nicht wieder. ;-))
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Foto: www.solarplaza.com.
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