Heute wird die kleine Reihe mit Porträts von Sportschützen aus der früheren Sowjetunion mit
Machmud Bedalowitsch Umarow fortgesetzt. (Sein Name wird manchmal auch als Makhmud Umarov transkribiert.) Er war - wie der Vorname schon vermuten läßt - kein Russe, sondern ein am 10.09.1924 (also vor exakt 86 Jahren) in
Usbekistan geborener
Uigure. Der Handwerkerssohn hatte gerade die Schule beendet und bereitete sich auf den Eintritt in ein Institut vor, als 1941 der Krieg ausbrach. Umarow trat in die Rote Armee ein und wurde Offizier bei den
Fallschirmjägern.
Nach 1945 verblieb er in der Armee und nahm ein Studium an der
Militärmedizinischen Akademie im damaligen
Leningrad auf. (Die Klinik dieser Hochschule gilt noch heute als eine der besten Rußlands.) Während seines Studiums war er mit der Schießsportsektion der Akademie in Verbindung gekommen und begann, systematisch zu trainieren. Im Jahre 1953 promovierte er im Fachgebiet Neuropathologie und nahm eine wissenschaftliche Stelle an der Akademie an. Im gleichen Jahr erfüllte Machmud Umarow die Norm im Schießen mit dem Großkaliberrevolver, um sich fortan
"Meister des Sports" nennen zu dürfen.
Damit begann seine Blitzkarriere als Wettkampfschütze. 1954 nahm er in den Reihen der Leningrader Auswahlmannschaft erstmals an den sowjetischen Meisterschaften teil. Aufgrund seiner hohen Leistungen hat man ihn danach in die Nationalmannschaft aufgenommen und er wurde mit zu den
Weltmeisterschaften nach Caracas entsandt. Hier reichte es jedoch "nur" für einen Mannschaftstitel. Nach Leningrad zurückgekehrt, intensivierte er sein Training. 1955 wurde Umarow in Bukarest Europameister mit dem Revolver (Resultat:
588 Ringe = Weltrekord) und gewann 1956
in Melbourne mit der Freien Pistole über 50 m olympisches Silber. Weitere Medaillen bei der
WM 1958 in Moskau, der
Olympiade 1960 und in anderen Wettkämpfen folgten. Die
Freie Pistole entwickelte sich zu seiner Paradedisziplin; 1960 hat er mit ihr während eines Trainings
585 Ringe geschossen (das sind 4 Ringe mehr als der derzeit gültige Weltrekord).
Doch dann ereilte ihn, der sowohl Mediziner als auch Weltrekordschütze gewesen war, das Schicksal: Am 25.12.1961 erlag er
einem Herzinfarkt. Sein Herzleiden war ihm bekannt, aber er schaffte es nicht mehr rechtzeitig, das Medikament, das er bei sich trug, einzunehmen. Ein höchst tragisches und viel zu frühes Ende für einen sehr begabten und erfolgreichen Kurzwaffenschützen. Machmud Umarow wurde 37 Jahre alt.
(Am selben Tag, nur 43 Jahre später, ist übrigens sein Mannschaftskamerad
Lew Weinstein gestorben.)
Eine seiner Schriften,
"Die Psyche des Schützen", ist 1963 auch auf Deutsch erschienen. Darin beschäftigt er sich mit den psychologischen Aspekten des Sportschießens, sowohl hinsichtlich des Trainings als auch der Wettkämpfe. Eine sehr interessante Lektüre! Ein weiterer deutschsprachiger Aufsatz folgt
übermorgen.
Bibliographie:
WP-HM: Mahmoud Umarow - Gelehrter und Weltrekordschütze, in: Der Sportschütze 1957, S. 109.
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