Würde ein unbedarfter Medienkonsument den derzeitigen Berichten über die angeblich allmächtige deutsche "Waffenlobby" und ihre finsteren Machenschaften für bare Münze nehmen, so könnte ihm angst und bange werden vor dieser pösen Krake, die ihre Arme voller Niedertracht über das ganze Land ausgebreitet hat. Nur ein paar tapfere Grüne leisten noch Widerstand. Dem ist - aus meiner Sicht: bedauerlicherweise - in der Realität nicht so. Das Schreckgespenst der Waffenlobby (welch böses Wort) ist vor allem eine Erfindung von parlamentarischen Hinterbänklern und Journalisten, die nach einer Erklärung suchen, weshalb ihre wirren Vorschläge zum Waffenrecht nicht umgesetzt werden.
Wie ist denn die wirkliche Lage? Der DSB als größter deutscher Schießsportverband ist zwar präsent, übt sich jedoch in Schadensbegrenzung und ist zum Teil schon auf dem Rückzug. Insbesondere die Äußerungen des Präsidenten Josef Ambacher waren in letzter Zeit oftmals alles andere als glücklich oder gar hilfreich, wenn er etwa seine eigenen Großkaliberdisziplinen verleugnet hat. Eine der wenigen positiven Ausnahmen im DSB, die mir aufgefallen sind, ist der Vizepräsident Jürgen Kohlheim. Als Jurist und ehemaliger Verwaltungsrichter ist er für die aktuell diskutierten Fragen freilich erheblich besser präpariert als Ambacher, der sich nicht nur bajuwarisch-bodenständig, sondern geradezu tolpatschig aufführt. (Sein Gebaren - und damit ist er im DSB nicht allein - ist der wesentliche Grund, weshalb ich mich außerstande sehe, diesem Verband beizutreten.)
Was haben die anderen Verbände wie BDS, BDMP etc. in den letzten zwei Wochen getan? Leider nichts, was für mich wahrnehmbar gewesen wäre. :-( Allein die DSU hat ein Statement veröffentlicht.
Und das Forum Waffenrecht (FWR) als eigentliche Waffenrechtsorganisation? Die ist schon in den letzten Jahren kaum öffentlich wahrgenommen worden. Durch die causa Armatix, die eine (nicht ganz grundlose) Austrittswelle ausgelöst hat, wurde das FWR weiter geschwächt. Und, was ist passiert? Die Webseite wurde überarbeitet, mit Frank Göpper ein neuer Geschäftstellenleiter eingestellt und die Geschäftsstelle aus dem baden-württembergischen Nest Emmendingen in die politische Metropole Ratingen verlagert. Ansonsten hat sich wenig getan. Insbesondere die Herren Streitberger und Keusgen, die für die Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht werden, sind noch immer mit an Bord.
Wegen der kaum wahrnehmbaren Arbeit (von Erfolg will ich gar nicht reden), der offenkundig unzulänglichen Strategie und am Rande auch wegen Armatix habe ich mich vor vier Wochen dazu entschlossen, meine Mitgliedschaft im Förderkreis des FWR zum 31. Dezember 2009 zu beenden. Ich habe länger gewartet als viele andere, aber irgendwann ist das Maß voll. Bis zum Stichtag sind ja noch neun Monate Zeit - genug für die teilerneuerte Mannschaft, sich ins Zeug zu legen und mich mit ihrer Leistung vielleicht zu einem "Rücktritt vom Rücktritt" zu bewegen.
Denn ansonsten ist die Lage ziemlich trostlos. ELF, Aktive Wähler, ILWD und wie die ganzen anderen Projekte alle heißen und hießen - entweder sind sie eingeschlafen oder sie waren von Anfang an Totgeburten. Mit guten Absichten allein ist eben noch nichts gewonnen. Eine gut funktionierende Organisation ist schon an sich ein kaum zu überschätzender Wert! Jetzt, wo uns eine solche fehlt, merken wir dies besonders schmerzhaft. Folglich müssen wir alle in den Kampf für unsere Rechte ziehen, jeder für sich und irgendwie doch gemeinsam.
PS: Heute hat jemand aus dem Axel-Springer-Verlag Backyard Safari einen (virtuellen) Besuch abgestattet. Ob ich wohl demnächst irgendwo als "gefährliches Beispiel" der Waffenlobby zitiert werde? ;-)
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Donnerstag, 26. März 2009
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