Dienstag, 24. März 2009

Hütet Euch vor den Renegaten!

Es war kaum anders zu erwarten: Nunmehr beteiligen sich auch die Wochenzeitungen an der Hatz auf die Legalwaffenbesitzer. Der Spiegel bleibt seiner langjährigen Linie treu und beklagt diese Woche den vermeintlich "lebensgefährlichen Unsinn privater Schusswaffen" mit der absurden Horrorvision einer angeblich schwerbewaffneten Republik. In der Zeit darf Michael Naumann, seines Zeichens Exponent der proseccoschlürfenden Toskanafraktion des linksliberalen BRD-Establishments, ausrufen: "Die Waffen nieder! - Acht Millionen Gewehre und Pistolen sind in Deutschland in Privatbesitz: Das ist zu viel." Als hätte es noch weiterer Belege für meinen Artikel vom vergangenen Samstag bedurft, verwendet der Schöngeist Naumann einen Buchtitel der Pazifistin Bertha von Suttner als Überschrift. Auch sonst sind ihm Waffen an sich zuwider.

Die eben genannten Pamphlete sind zwar nicht ungefährlich, da sie ein (ohnehin schon vorgeprägtes) Millionenpublikum über das heikle Thema Waffenrecht desinformieren (und damit gekonnt vom konkreten Fall in Winnenden ablenken). Viel gefährlicher sind jedoch die Renegaten, die als "Wölfe im Schafspelz" auch in den einschlägigen Waffenforen schon aufgetaucht sind. Ein solcher Renegat ist der Publizist Eckhard Fuhr mit seinem in der Welt veröffentlichten Text "Warum den Bürgern nicht ihre Waffen lassen?". Fuhr, der selbst Jäger und zudem Autor von Jagdzeitschriften ist, macht darin Einlassungen, die auf den ersten Blick vielleicht ganz vernünftig erscheinen mögen, sich bei genauerer Betrachtung aber als Sprengsätze entpuppen. Ein paar Beispiele:
"[...]

Es gibt aber keinen vernünftigen Grund dafür, dass Sportschützen auch Munition privat erwerben und aufbewahren dürfen. Im Unterschied zu den Jägern, die überall dort schießen dürfen und müssen wo sie jagen dürfen und müssen, ist den Schützen der Gebrauch ihrer Waffen nur auf dem Schießstand erlaubt. Nirgendwo sonst brauchen sie Munition.
Ihre Waffenerlaubnis bezieht sich nicht auf die Verteidigung von Heim und Herd. In der Ausübung ihres Sports wären sie nicht eingeschränkt, wenn Patronen generell nur bei den Schießstätten aufbewahrt würden. Dafür wäre wohl noch nicht einmal eine Gesetzesänderung erforderlich. Es ist nicht zwingend, dass die Ordnungsbehörden mit einer Erlaubnis zum Waffen- auch eine Erlaubnis zum Munitionserwerb ausstellen.

Natürlich würde der Schützenverband auch gegen eine solche Regelung Sturm laufen. Er muss alle seine Mitglieder vertreten. Und das ist - waffenkulturell gesehen - eine ziemlich buntscheckige Truppe meistens völlig harmloser Art. Traditionsschützen, die mit Vorderladern auf Scheiben schießen, sind nicht amokgefährdeter als Brieftaubenzüchter.
Auch die klassischen Schießdisziplinen mit Luftdruck und Kleinkaliberwaffen oder das Flintenschießen auf Tontauben muss man als dem körperlichen und geistigen Wohlbefinden durchaus zuträgliche harmlose Sportarten betrachten. Und Biathlon ist zum Einschaltquotenbringer des Wintersports geworden.

Aber es gibt auch Ecken der Schießkultur, in denen es nicht so harmlos zugeht. Nach der Erfurter Katastrophe wurden sogenannte Pumpguns verboten. Kein Zivilist braucht eine solche Waffe. In den Bilderwelten des Kinos und der Computerspiele aber gehören sie zur Standardausrüstung bei Gewaltexzessen. Wer eine solche Waffe kaufte, hatte diese Bilder im Kopf. Ihr Verbot schiebt einem möglichen Umschlag von Fiktion und Fantasie in Realität von der Realitätsseite her einen Riegel vor.
Nach Winnenden nun ist die Frage, ob großkalibrige Pistolen oder Revolver in Privathand etwas zu suchen haben, nicht von der Hand zu weisen. Es sind zuallererst diese Waffen, die auf Waffennarren eine Faszination ausüben. Und wenn jemand ein ganzes Arsenal solcher Waffen anhäuft, dann ist der Verdacht nur allzu berechtigt, dass nicht die Waffe das Mittel zum Sport, sondern der Sport das Mittel zur Waffe ist.

Wer den privaten Waffenbesitz verteidigen will, müsste eigentlich ein Interesse daran haben, Exzesse auf diesem Gebiet zu unterbinden. Die Schützenvereine stellen die Bedürfnisbescheinigungen für den Waffenerwerb aus. Sie könnten den Hahn zudrehen und unter Schützenbrüdern dafür sorgen, dass aus ihrem Sport nicht Waffenkult wird.

[...]"
Fuhrs Taktik ist einfach: Teile und herrsche. 'Zuverlässige' Jäger vs. 'unzuverlässige' Sportschützen; 'harmlose' Traditions- und Olympiaschützen vs. 'psychisch zweifelhafte' Großkaliberschützen'. Letztere werden von ihm auch mit dem böswilligen Schimpfwort "Waffennarren" tituliert.

Und dann kommt der Hammer: "Sport" vs. "Waffenkult". Aber was ist dieser ominöse Waffenkult überhaupt, wie ist er zu definieren? Wie unterscheidet er sich vom 'guten' Schießsport? Wenn das erfolgt ist: Ist er zwangsläufig 'schlecht' (was Fuhr voraussetzt)? Betreibt jeder, der eine Waffe nicht nur aus rein funktionalen, sondern auch aus ästhetischen oder (kultur-)historischen Gründen besitzt, damit bereits "Waffenkult"?

Fuhr führt diesen schwammigen Begriff ein, um in eine der schlechtesten deutschen Traditionen bezüglich des Waffenrechts zurückzuverfallen, indem er eine eigenartige Hierarchie aufbaut: Ganz oben stehen die Jäger - das sind die Besten und Schönsten, die dürfen daher alles (ein Schelm, wer ... ;-)). Dann kommen die Druckluft- und KK-Schützen - mit denen kann man noch leben, sofern man sie ein wenig gängelt. Ganz unten dann die Sportschützen, die Großkaliberdisziplinen betreiben - die müssen ganz streng überwacht und am besten schnellstmöglich entwaffnet werden, vor allem dann, wenn sie - Gott sei bei uns - ein "ganzes Arsenal solcher Waffen" angehäuft haben.

Abgesehen davon, daß sich Fuhr damit selbst gerichtet hat - zumindest ich werde keine seiner Schriften mehr kaufen und/oder lesen -, in der Öffentlichkeit entsteht auch noch der unzutreffende Eindruck, es gäbe Spielraum für Verschärfungen des Waffengesetzes, ohne daß man damit den "ernsthaften, überprüften Sportschützen" (denen natüüürlich niemand ans Leder will) schaden würde. Statt dessen würden nur die vermeintlich 'unzuverlässigen', 'psychisch instabilen' und deshalb potentiell 'gefährlichen' "Waffennarren" aussortiert. Konkret sind damit wohl alle GK-Schützen gemeint, die das Pech haben, nicht zusätzlich noch Jagdscheininhaber zu sein.

Fuhr und andere Renegaten, die versuchen, uns in dieser schweren Stunde auseinanderzudividieren, dürfen keinen Erfolg haben! Verehrte Waffenbesitzer, bitte haltet zusammen, sonst ist jeder von uns irgendwann der Dumme. Allein der Zeitpunkt würde uns dann unterscheiden. Und bitte zeigt den Überläufern und Beschwichtigern die kalte Schulter!

PS: Eines muß man Fuhr allerdings zugute halten: Er erkennt an, daß auch Waffenbesitzer über Grundrechte verfügen. Das ist heute leider nicht selbstverständlich.


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