In den Berichten von der Shot Show 2009 ist mir das obige Bild von Caleb ins Auge gesprungen: ein AR-15 mit der Aufschrift "Molon Labe" (dt.: Komm und hol sie dir). Dieser griechische Satz ist bei amerikanischen Waffenbesitzern im Gebrauch, um so ihren Widerstand gegen politische Entwaffnungsphantasien auszudrücken. Dergleichen erscheint mir hierzulande undenkbar. Wir Deutschen haben uns schon so sehr an die staatliche "Fürsorge" (vulgo: Bevormundung) in allen Lebensbereichen gewöhnt, daß uns eine restriktive Waffengesetzgebung zwar als ärgerlich, aber dennoch als unausweichlich erscheint. Hier werden Waffen nicht mit Molon Labe, sondern mit einem "F" im Fünfeck gekennzeichnet - sofern es sich um Druckluft- oder CO2-Waffen mit einer Mündungsenergie unter 7,5 Joule handelt (ein auch im EU-weiten Vergleich sehr niedriger Grenzwert). Damit wird das "F", wie es jemand in einem Forum einmal formuliert hat, zu einem "Zeichen der Unterdrückung".
Natürlich darf man solche Symbole nicht überbewerten, gleichwohl fallen gewisse Unterschiede schon auf.
Ein zweiter Bereich, in dem mir dieser Tage echte oder vermeintliche Mentalitätsunterschiede durch den Kopf gegangen sind, betrifft die Waffenindustrie. In der Visier 1/2009 wird in einem Artikel über das neue Gewehr "Masada" dessen Hersteller, die innovative Firma Magpul, von G. P. Johnston und J.-P. Weisswange wie folgt beschrieben (S. 33):
"Wenn man daran denkt, wie viele Millionen große Firmen dafür aufwenden, um "State-of-the-Art"-Waffen zu entwickeln, dann stellt sich die Frage, wie ein kleines Unternehmen so eine vielversprechende Waffe entwickeln konnte. Hier überzeugte das Magpul-Team durch seine Waffenexpertise, kombiniert mit der Fähigkeit, außerhalb der üblichen Schemata zu denken und außerdem Vorschläge und Ideen der "Endverbraucher" anzunehmen - eine Tugend, die vielen großen Firmen abhanden gekommen ist. Dazu kommt der dynamische und zupackende Führungsstil Richard Fitzpatricks."Die Leute von Magpul sind sogar schon so weit, daß sie nicht nur "scharfe" Waffen und Zubehör für diese, sondern auch Softair-spezifische Produkte selbst anbieten - was wohl einmalig sein dürfte.
Nach einem solchen Unternehmen muß man in der deutschen Waffenbranche lange suchen. Hier herrscht noch das uralte Denken von der Überlegenheit des Anbieters über den Nachfrager. Nicht nur bei kleinen Provinzbüchsenmachern, sondern auch bei namhaften Branchenführern kann es vorkommen, daß man als Kunde über eine halbe Stunde lang auf die Bedienung warten muß, weil der gnädige Herr Verkäufer nicht willens ist, sich aus einer intensiven Unterhaltung mit seinem Jagdkameraden zu lösen. Und ein Produkt beschaffen, was nicht im Laden vorhanden oder im Katalog aufgeführt ist? Um Gottes Willen, das würde ja Arbeit machen ...
Freilich gibt es auch Ausnahmen (Gott sei Dank!), dennoch ist der soeben beschriebene Zustand immer noch (und viel zu oft) anzutreffen. Und dieselben Händler beschweren sich dann über die "Internethändler", die ihnen ihre überzogenen Preise kaputtmachen, wo sie vor Ort doch angeblich einen überragenden Service bieten ...
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