Donnerstag, 29. Januar 2009

Das Jagdmesser als Lebensretter

In Osttirol wäre ein achtjähriges Mädchen fast bei einem Skiunfall getötet worden, hätte nicht ein anderer Skifahrer ein Jagdmesser dabei gehabt und geistesgegenwärtig reagiert:
"[...]

Der Bauarbeiter (36) aus Debant reagierte blitzschnell als er gegen 14.30 Uhr die kleine Schifahrerin an ihrem Schal am Seil des "Babyliftes" hängen sah. "Ich war mit Sohn Fabian bergwärts unterwegs, als ich das Mädchen am Boden liegen sah", erzählte er. Da hätte der Abstand bis zum Ausstieg noch 50 Meter betragen.

Seil durchgeschnitten

Ohne zu zögern zog der gebürtige Mölltaler sein Jagdmesser aus der Hosentasche und versuchte das Seil an dem der Teller befestigt war, zu durchtrennen. Inzwischen fuhr ein Schilehrer zum Liftarbeiter und rief: "Lift sofort abschalten".

[...]"
Alles Gute für die kleine Fanny Knaus und ebenfalls die besten Wünsche für ihren Retter! In Deutschland hätte dieser Vorfall, bei dem es auf Sekunden ankam, leicht tödlich ausgehen können, sind doch seit dem 1. April 2008 einhändig zu öffnende Klappmessser - also der größte Teil der auf dem Markt befindlichen Taschenmesser - einem weitgehenden Führverbot unterworfen, indem der Gesetzgeber ihren lebensrettenden Werkzeugcharakter negiert. Dazu kommt dann noch die oft zu beobachtende Hilfsunwilligkeit, sei es aus Bequemlichkeit oder Unsicherheit.



Wie allergisch man in deutschen Sicherheitskreisen auf jedwede Art von Messern reagiert, mußte ich im vergangenen Jahr am eigenen Leib erfahren. Bei einem geschäftlichen Besuch auf der ILA 2008 mußten alle Besucher vor Betreten des Ausstellungsgeländes in Schönefeld eine Sicherheitsschleuse passieren. Der Veranstalter hatte auf seiner Webseite alle möglichen und unmöglichen Hinweise veröffentlicht, von dieser Sicherheitsmaßnahme aber nichts erwähnt. Und so wurden denn auch reihenweise Nagelscheren und Taschenmesser von einem privaten Sicherheitsdienst beschlagnahmt (und später der Polizei übergeben).
Als ich - naiverweise - mein Klappmesser dort zusammen mit Brieftasche, Schlüsselbund und Mobiltelefon in den Korb gelegt habe, ist den Sicherheitsleuten der Unterkiefer heruntergefallen. Hätte ich nicht Anzug und Krawatte getragen, wäre ich wahrscheinlich auf dem Boden gelandet und hätte Handfesseln angelegt bekommen. Am Ende konnte ich zwar erreichen, daß ich das Messer außerhalb des Geländes deponieren durfte, jedoch hat man mir unmißverständlich erklärt, daß die Wachschützer jedes Messer als gefährliche Waffe ansehen. Und seit dem Vorfall mit einem messerstechenden Amokläufer auf dem Berliner Hauptbahnhof sollte ihrer Meinung nach das Führen von Messern generell verboten werden.

Interessant, daß gerade diese Leute, die über keinerlei Polizeibefugnisse verfügen, sich so aufspielen als wären sie die Staatsgewalt und uns in waffenrechtlichen Fragen so in den Rücken fallen. Auf das Betreiben dieser Kräfte hin entsteht in Deutschland langsam eine waffenrechtliche Dreiklassengesellschaft: oben die behördlichen Waffenträger, dann die privaten Sicherheitsdienste und ganz unten die Normalbürger. Das zeigt sich schon im jetzigen § 42a WaffG: Während dem Normalbürger das Führen von den dort genannten Waffen und waffenähnlichen Gegenständen zum Zwecke der Selbstverteidigung verboten ist, gelten Ausnahmen für berufsbedingtes Führen. D.h. im Ergebnis, daß ich selbst keine Verteidigungsmittel mitführen darf, daß aber, sollte ich reich genug sein, um einen Wachdienst anzuheuern, dessen Mitarbeiter dann sehr wohl führen dürfen.
Das ist ein Feld, dem wir als private Waffenbesitzer vermehrt Aufmerksamkeit zuwenden müssen, sonst wird uns die Sicherheitsindustrie noch manche unangenehme Überraschung bereiten.



Das ist aber noch gar nichts im Vergleich zu Großbritannien. Dort wird jetzt schon per Internetfahndung nach den Besitzern so gemeingefährlicher "Waffen" wie Küchenmesser gesucht, anschließender Hausbesuch durch die Polizei nicht ausgeschlossen:
"[...]

Hundreds of weapons have been taken off the streets of Glasgow six months after police started using the web to crack down on gang violence.

[...]

“We’re looking for anyone who is brandishing offensive weapons or blades,” Holly told Newsbeat.

[...]

Even when pictures are taken in private, though, which isn’t technically breaking the law, he says the weapons are so dangerous his officers pay a visit to the people involved.

[...]

“We show the parents their pictures,” he explained, “recover the weapons and make sure they know that behaviour is unacceptable.

[...]

“We have large kitchen knives, axes, samurai swords, baseball bats, a huge number and different type of weapons - in simple terms weapons that can kill.”

[...]"
Ob dieser verrückten/verlogenen/absurden/etc. Aktion bin ich, ehrlich gesagt, sprachlos. Ich wußte schon zuvor, daß es auf der Insel schlimm ist. Aber so schlimm ...? Man lese dann nur einmal diesen Artikel: "Oasis star wants action on knives". Die sind doch alle nicht mehr normal! :-(

Die Messereinsammler merken in ihrer Verblendung nicht einmal, wie absonderlich ihr Verhalten und wie weltfremd ihre Vorstellungen sind. Stattdessen grinsen sie in die Kamera, als hätten sie ein paar Schwerstverbrecher dingfest gemacht. Diese Polizisten und ihre politischen und medialen Anstifter sind realitätsblinder als es die SED-Parteisekretäre in der - Gott sei Dank! - untergegangenen DDR jemals waren! Und dann exportieren die Briten ihre Interpretation von "Freiheit" und "Menschenrechten" auch noch mit Gewalt in andere Weltgegenden wie den Irak. Ironisch, nicht?



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Bilder: www.kleinezeitung.at (1), Krenkel (2 + 3), BBC (4).

1 Kommentare:

X-SIX hat gesagt…

Unser deutsches "Messergesetz", ist ja schon sowas von bekloppt, das einem nicht einmal die eigenen Mitmenschen (Arbeitskollegen, Freunde außerhalb des Schützenvereins u.s.w) glauben wollen, wenn man sie bezüglich des Führverbotes aufklären will.

Zu den Vorfällen/ Zuständen in GB, fehlen einem einfach die Worte, aber ich bin mir fast sicher, das auch bei uns das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist...:-(

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