Freitag, 30. September 2011

30.09.2011: Musik des Tages

Heute: Alexander Rosenbaum mit "Utinaja ochota", zu Deutsch "Entenjagd".



Dienstag, 27. September 2011

Magdeburger Polit-Platsch-Quatsch

Seit letztem Freitag herrscht hier in Sachsen-Anhalt eine eigenartige Lage hinsichtlich des Schießsports. An diesem Tag hatte die Landtagsfraktion der Grünen (wer sonst?) publik gemacht, daß im ganzen Land drei Schützenvereine über Schießstände verfügen, die in der Nähe von Schulen liegen und deren Abschaffung gefordert:
"[...]

Die Grünen fordern ein Verbot von Schießständen auf oder neben dem Gelände von Schulen. In Sachsen-Anhalt gebe es an drei Schulen Schießstände von Schützenvereinen, teilte Fraktionschefin Claudia Dalbert am Donnerstag mit. Das gehe aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage an die Regierung hervor und sei auch den Schulleitungen bekannt. Diese hätten aber keine Informationen darüber, ob und wenn ja in welchem Umfang dort Waffen und Munition gelagert würden.

[...]"
Nun regiert hier im Lande eine Koalition aus CDU und SPD, wobei die Sozis der deutlich kleinere Partner sind. Als gäbe es nicht diese Regierung, sondern ein geheimes rot-grünes Bündnis, hat sich der evangelische Theologe und zufällige Kultusminister Dorgerloh (SPD) beeilt, die Forderung der Grünen zu unterstützen:
"[…]

Kultusminister Stephan Dorgerloh will in enger Abstimmung und Übereinstimmung mit dem Innenministerium darauf hinwirken, dass Schießstände von Schützenvereinen in Sachsen-Anhalt nicht auf dem Gelände von Schulen oder in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihnen betrieben werden. Auch wenn es keine akute Gefahrenlage gebe, gelte es, „in den Schulen jedes vermeidbare Risiko für Leib und Leben von vornherein auszuschließen“ […].

Anlässlich der Kleinen Anfrage hatten Recherchen von Innenministerium und Kultusministerium ergeben, dass es in drei Orten in Sachsen-Anhalt Schießstände auf oder neben einem Schulgelände gibt. Im Landkreis Wittenberg ist auf einem Schulgelände in einem nicht mehr von der Schule genutzten Gebäude ein Schießstand untergebracht. In der Stadt Dessau-Roßlau befindet sich ein solcher unmittelbar neben einer Schule. Im Landkreis Börde nutzt eine Schule ein Gebäude mit, in dem ein Schießstand betrieben wird. Dort werden aber nach bisherigen Erkenntnissen weder Waffen noch Munition gelagert.

Ungeachtet dessen sei ein Restrisiko nicht auszuschließen, so Kultusminister Dorgerloh. Er will daher auf die jeweiligen Schulträger zugehen und darum ersuchen, andere Räumlichkeiten für die Schießstände zu finden."
Die einzige Zeitung im Land, die das Thema bisher aufgegriffen hat, ist Bild, die beiden anderen (seriöseren) Regionalzeitungen Volksstimme und Mitteldeutsche Zeitung schweigen noch. Die Springerpresse kommentiert hingegen gewohnt reißerisch und wahrheitswidrig: „Schützenvereine trainieren auf Pausenhöfen“, es wird sogar ein „Aufstand gegen Schießstände an Schulen“ gefordert. Begründet wird dies ganz heuchlerisch damit, daß es „ein Höchstmaß an Sicherheit für Kinder“ brauche. Deshalb seien die drei Schießstände in der Nähe von Schulen „gefährlicher Leichtsinn“.

Wie sieht dieser angebliche „Leichtsinn“ denn in der Realität aus? Da ich selbst Mitglied in einem der betroffenen Vereine bin, kann ich aus erster Hand berichten. Der Schießstand ist in einem ehemaligen Nebengebäude der Schule untergebracht und Teil einer größeren Sportanlage. Selbige ist baulich völlig vom Schulgelände abgetrennt, der Zugang erfolgt separat von einer anderen Straße aus. Zudem ist von außen keinerlei Werbung angebracht, so daß wohl kaum jemand weiß, daß es diesen Stand, auf dem ausschließlich mit Druckluftwaffen auf 10 m geschossen wird, überhaupt gibt.

Angesichts dessen erhebt sich die Frage, warum diese Stände nun so heftig attackiert werden. Bei den Grünen ist das klar: Diese Partei haßt alles, was mit Waffen zu tun hat. Doch worin soll das von Dorgerloh behauptete „Risiko“ bestehen? Hat der Minister etwa Angst, die Schüler könnten auf die Idee kommen, daß Schießen Spaß machen kann? Oder befürchtet er gar, daß sie bei einem Einbruch Luftgewehre stehlen und damit auf Katzen in der Nachbarschaft schießen? ;-)

Bei einer verständigen und abgewogenen Betrachtung ist schlechterdings kein „Risiko“ und erst recht keine „Gefahr“ ersichtlich, die von diesen Schießständen ausgeht. Vielmehr wird dort in den olympischen Disziplinen geübt – Disziplinen, die sich bisher der besonderen Förderung der öffentlichen Hand sicher sein konnten. Aus solchen Vereinen kommen die Schützen, die sich u.a. vor einer Woche beim Weltcupfinale in Wroclaw gemessen haben:




Der neuerliche Angriff von Grünen und SPD sowie ihren Sekundanten in den Medien richtet sich nicht gegen irgendwelche randständigen Disziplinen, sondern gegen den Kern des deutschen Schießsports. Die vorgetragenen „Sicherheitsbedenken“ sind absurd und sollen lediglich den wahren Charakter des Angriffs kaschieren. SPD und Grünen verfolgen das Ziel, den deutschen Schießsport generell zu schwächen und letztlich zu zerstören. Gnade ist von denen nicht zu erwarten. Vor Minister Dorgerloh hat sein Parteigenosse Hövelmann jahrelang in dieselbe Richtung gewirkt, konnte hier im Land aber nicht damit punkten.

Die jüngste Attacke zeigt auch, welche Angst die Waffengegner vor den Vereinen haben und welcher Haß gegen die Schützen geschürt wird. Die Mitglieder des Landesschützenverbandes sind zu zwei Dritteln älter als 45 Jahre; Jugendarbeit findet hier in der Region nur wenig statt. Nun befürchten rote und grüne Landespolitiker anscheinend, daß sich doch noch ein paar Jugendliche auf die in Schulnähe befindlichen Schießstände verirren und diesen Sport für sich entdecken könnten. Anders kann ich diese Panik nicht erklären.

Hinzu kommt eine persönliche Komponente. Die Landeschefin der Grünen, Dalbert, vertritt als Psychologin eine Berufsgruppe, die meist nicht für ihre rationale Argumentation bekannt ist. Im Gegenteil, meine Erfahrungen aus interdisziplinären Runden besagen, daß es meist leichter ist, einen Pudding an die Wand zu nageln, als mit Psychologen vernünftig zu diskutieren. Dorgerloh ist nicht nur ev. Theologe, sondern hat in den 1980er Jahren den Wehrdienst in der NVA verweigert und dann als Bausoldat gedient. Man darf davon ausgehen, daß ihm alles, was auch nur entfernt mit Waffen zu tun hat, ein Greuel ist. Seine persönliche Meinung sei ihm unbenommen, doch darf er sie nicht zur Leitlinie der Politik des Kultusministeriums machen. Im übrigen ist Dorgerloh ein Teil jener „Schwemme“ meist evangelischer Theologen, die in Ostdeutschland die politische Landschaft vergiften. Da die Gesellschaft weithin entchristlicht und die evangelischen Kirchen demzufolge recht leer sind, drängen diese Leute in die Politik, um die Menschen nicht von der Kanzel zu bekehren, sondern mit dem staatlichen Zuchtstab auf den „Pfad der Tugend“ zu bringen.

Abschließend bleibt die Frage, welche Folgen der geistige Dünnpfiff der beiden grün-roten Politiker haben wird. Zunächst die gute Nachricht: Zuständig dürften die Kommunen sein, soweit die Schützenvereine nicht Eigentümer der Anlagen sind. In Anbetracht der höchst angespannten Haushaltslage in denselben darf bezweifelt werden, daß man dort bereit ist, dem wirklichkeitsfremden Ansinnen Dorgerlohs zu folgen und neue Stände zu errichten. Beamte der betroffenen Kommunen haben – natürlich „off the record“ – schon geäußert, daß der Kultusminister „spinnen“ würde. Treffender kann man es wohl kaum formulieren. Hoffentlich bleibt es bei dieser Einschätzung. Vor neun Jahren gab es einen ähnlichen Fall, in dem sich leider die CDU sehr unrühmlich verhalten hat.

Bedauerlicherweise vermisse ich bis dato eine Stellungnahme des Landesschützenverbandes in der Angelegenheit. Ich erwarte von meinen „Oberen“ nicht nur eine Abwehr der Attacke, sondern auch einen Gegenangriff: die Einführung von Sportschießen als offiziellem Schulsport. Was die Schulen anderen (olympischen) Sportverbänden gestatten, muß auch den Schützen möglich sein, gerade mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung. Dazu wird die Politik auch von der Landesverfassung verpflichtet, deren Artikel 36 Abs. 1 den Schutz und die Förderung des Sportes vorschreibt – damit ist auch der Schießsport gemeint. Derartige Projekte laufen in vielen Staaten, von England über Polen bis Rußland, erfolgreich. Es wäre dann an den Waffengegnern, darzutun, worin die angeblichen Risiken dieser Sportart bestehen. Doch auf eine inhaltliche Auseinandersetzung lassen sie sich nicht ein, statt dessen werden lediglich ideologisch motivierte Ressentiments wiedergegeben. Vermutlich haben weder Dalbert noch Dorgerloh einen der betroffenen Schießstände persönlich in Augenschein genommen.


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Mittwoch, 21. September 2011

Unausgegorene Philosophie


Manchmal freut man sich richtig, wenn die Gegner des privaten Waffenbesitzes alle Vorsicht und alle Masken fallen lassen und ungeniert ihr krudes Weltbild zur Schau stellen. So auch im folgenden Fall, wo Schußwaffen ihren gegenständlichen Charakter verlieren und zu magischen Lebewesen werden, die ihre Besitzer beherrschen wie ein böser Geist:
"[...]

There is absolutely no reason for firearms to be circulating amongst the civilian population. Hunting or otherwise. Weapons that harbor a mechanical power infinitely superior to our own flesh and blood serve, as I can see, no productive purpose in our communities.

[...]"
Die in den Vereinigten Staaten lebende Urheberin dieser Zeilen hat übrigens (nach eigenen Angaben) einen Uni-Abschuß in Philosophie. Vielleicht sollte die zuständige Prüfungskommission das noch einmal überdenken ...

Bedauerlicherweise ist die Dame mit ihrer wirren Denke nicht allein. So titelten Medien vor wenigen Tagen: "Deutsche Polizeikugeln töteten 2010 acht Menschen". Nicht die Polizeibehörden oder -beamten, nein, die Kugeln haben die Menschen getötet. Schlimm, wenn sich seelenlose Gegenstände derart verselbständigen.

Die geistige Tieffliegerei, die einem übersteigerten und mystifizierenden Waffenbegriff huldigt, findet sich auch in der deutschen Justiz. Ein Exempel lieferte gestern Eckhard Proske, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Stuttgart. In seiner Urteilsbegründung - es ging um die 2009 neu eingeführten anlaßlosen Kontrollen nach § 36 WaffG - heißt es wörtlich, daß der bloße private Besitz von Schußwaffen von einer "besonderen Gefährlichkeit" gekennzeichnet sei. Worin diese angebliche Gefährlichkeit toter Sachen liegen soll, blieb leider unbeantwortet. Vielleicht war der Herr Richter einfach nach dem letzten Genusch von Rauschmitteln noch nicht wieder ganz zu sich gekommen?

Anders kann man sich dieses Urteil nicht erklären, das ein Beispiel für politische Gefälligkeitsjustiz ist, für die in unserem Rechtsstaat eigentlich kein Platz sein sollte. Interessant wäre die Übertragung der vom Gericht verwendeten Argumentation auf andere Bereiche des öffentlichen Rechts. Sonach müßten z.B. auch alle Kraftfahrer, die an einer Radarfalle vorbeifahren, ohne geblitzt zu werden, für die Kosten der Kontrolle zur Kasse gebeten werden. Das klingt nicht nur absurd, es ist absurd - wie das gesamte Urteil, in dem das VG sich auf das allgemeine Verwaltungsrecht kapriziert, um die Besonderheiten des Waffenrechts zu umschiffen.

Man kann nur hoffen, daß der vorerst gescheiterte Kläger einen langen Atem und eine gut gefüllte Kriegskasse hat, um den Fall vor den baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshof zu bringen.


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Samstag, 17. September 2011

Bücherlei

Wie sollte es bei einem bibliophilen Waffenfreund anders sein: Von meinen Reisen nach Polen habe ich auch einige Fachbücher mitgebracht, die möglicherweise auch für manche meiner Leser von Interesse sind:


1. Waffentechnik und -geschichte


K. Haladaj / P. Rozdzestwienski: Karabiny i karabinki Mauser 98 w Wojsku Polskim w latach 1918-1939, Warszawa 2010, ISBN: 9788361529903, Preis: 39 Zloty.
(Umfangreiche und gut bebilderte Darstellung der Verwendung von 98ern in den polnischen Streitkräften der Zwischenkriegszeit. Auch die in Radom hergestellten Varianten werden behandelt.)

W. Kwasniewicz: Dzieje szabli w Polsce, Warszawa 2011, ISBN: 9788311120150, Preis: 37 Zloty.
(Durchgängig illustriertes und mit einem Bildteil versehenes Werk über die von polnischen Truppenkörpern im Laufe der Jahrhunderte verwendeten Säbel.)


2. Militärgeschichte 1. WK


W. Sienkiewicz: Bojowo i lirycznie - Legiony Pilsudskiego, Warszawa 2010, ISBN: 9788374275866, Preis: 40 Zloty.
(Umfassende und reichhaltig illustrierte Abhandlung über die von Józef Piłsudski während des Ersten Weltkrieges für Österreich-Ungarn aufgestellten Polnischen Legionen.)

Album Mundurow 1-go Polskiego Korpuso, Warszawa 2005, ISBN: 8392307429.
(Die Uniformierung des während des 1. WK im Zarenreich aufgestellten 1. Polnischen Korps. Reprint eines Albums aus dem Jahr 1919.)


3. Militär- und Polizeigeschichte der Zwischenkriegszeit


H. Kroczynski: Mundur armii wielkopolskiej, Kolobrzeg 2008, ISBN: 9788360898598.
(Illustriertes Heft über die Uniformierung und Ausstaffierung der in den Jahren 1918 ff. in der Region Großpolen aufgestellten polnischen Militärformationen.)

J. Mikitin / G. Grzeskowiak: Policija Wojewodztwa Slaskiego 1922-1939, Piekary Slaskie/Warszawa 2008, ISBN: 9788392591696, Preis: 18 Zloty.
(Abhandlung über die Geschichte der polnischen Polizei in der umstrittenen Region Schlesien. Mit vielen zeitgenössischen Fotos.)

J. Prochwicz: Korpus Ochrony Pogranicza 1924-1939, Warszawa 2006, ISBN: 8390021794, Preis: 38 Zloty.
(Die Geschichte des polnischen Grenzwachkorps in den Jahren 1924 bis 1939.)

T. Böhm: Od skautingu do Harcerskiego Pogotowia Wojennogo w Wielkopolsce (1912-1945), Poznan 2009, ISBN: 9788392992608, Preis: 37 Zloty.
(Umfangreiche Darstellung der polnischen Pfadfinder in der Region Großpolen, wobei der Schwerpunkt auf der in diesem Rahmen betriebenen vormilitärischen Ausbildung liegt.)


4. Im September 1939 an der Ostseeküste


Die Kämpfe um die Ostseeküste während des deutschen Einmarsches im September 1939, insbesondere um die Westerplatte, Gdynia und die Halbinsel Hel, nehmen im nationalen Gedächtnis Polens einen wichtigen Platz ein. Das wird nicht nur durch Museen und Denkmale, sondern auch durch die Literatur verdeutlicht:

P. Derdej: Westerplatte - Oksywie - Hel 1939, Warszawa 2009, ISBN: 9788311115859, Preis: 22 Zloty.

S. Gornikiewicz-Kurowska: Westerplatte, Gdansk 2011, ISBN: 9788375280753, Preis: 6,30 Zloty. (Deutscher Text.)

M. Glinski: Westerplatte, Gdansk 1998, ISBN: 8385843809. (Englischer Text.)


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Mittwoch, 14. September 2011

Der neue Schaft ist angekommen


Einige Wochen hat es gedauert, doch vor wenigen Tagen konnte ich den neuen Schaft für mein Weihrauch HW 95 in Empfang nehmen: ein Modell No. 9 aus der italienisch-indonesischen Werkstatt von Andrea Gentlini. :-) Es ist bereits das zweite "Ginb"-Produkt, das ich besitzen darf; die Qualität steht außer Zweifel.

Ein schöner Lochschaft: führig, aber nicht so leicht wie der Standardschaft, andererseits auch nicht zu schwer die viele Matchschäfte. Das Luftgewehr schießt sich damit viel angenehmer, denn das berüchtigte "Springen" hat durch die zusätzliche Masse stark nachgelassen.

Nun warte ich noch auf das 7,5-Joule-V-Mach-Kit, was wohl erst im Oktober fertig sein wird.





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Sonntag, 11. September 2011

Zwei blanke Souvenirs

Die beiden Kampfmesser M 1955 und M 1992 auf dem Buch von Zbigniew Gwozdz.


Vor einigen Tagen konnte ich meine Sammlung osteuropäischer Blankwaffen um zwei Stücke polnischer Provenienz erweitern. Zum einen um den Nachfolger des Sturmmessers M 1955, das Truppenmesser M 1992 (poln.: Nóż wojskowy wz. 92).
Hersteller ist die Fa. Gerlach. Das Messer ist in sechs verschiedenen Varianten erhältlich: mit anderthalbfach geschliffener Klinge, mit doppelseitiger Dolchklinge und mit Rückensäge, wobei die Klinge entweder blank oder geschwärzt ist. Die Qualität ist in Ordnung, aber nicht atemberaubend. Für umgerechnet 40 € kann man allerdings nichts anderes erwarten, die Messer sind eben militärische Massenfertigung und keine "custom knives".




Die zweite Neuerwerbung ist überhaupt nicht spektakulär: ein Bajonett-Messer 6H4 für die polnischen AKM-Varianten. Es verfügt über die übliche Ausstattung wie eine Drahtschere etc. Charakteristisch ist der kantige braune Griff, den man sonst nur von AK-74-Bajonetten kennt.




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Donnerstag, 8. September 2011

Neue Auslandserfahrungen

Werbung für den Schießstand in Kolobrzeg.

Wie schon in den beiden vergangenen Jahren, so hat es Familie Krenkel auch im Sommer 2011 zum Zwecke der Erholung in das polnische Ostseebad Kolobrzeg (dt.: Kolberg) gezogen. Und wieder konnte ich meine Luftpistole mitnehmen, um während des Urlaubs ein wenig zu trainieren.



Mein Schwerpunkt lag auf der Atemtechnik: Die bisher von mir praktizierte Einfachatmung wurde durch die Doppelatmung abgelöst. Und deren Resultate sind (für mich) beeindruckend. Nach einigen Tagen der Gewöhnung an die neue Atmung konnten Ergebnisse von 350 bis 355 Ringen erzielt werden, in den 60-Schuß-Serien immerhin bis zu 524 (vgl. auch das untenstehende Diagramm). Und das ohne jede besondere Anstrengung - fast so, als wären solche Ringzahlen selbstverständlich. Wobei die entspannte Urlaubsatmosphäre mit Sicherheit einiges dazu beigetragen hat. :-)



Der Schützenklub Kołobrzeg war erneut ein überaus freundlicher Gastgeber. Unter den nur 35 Mitgliedern des Vereins sind immerhin 15 Jugendliche und Junioren - im Vergleich mit Deutschland beachtliche Zahlen. Auch die Werbung für den Schießsport ist in Kolberg nach wie vor stark, wie z.B. das Transparent an der Seebrücke (siehe Bild 1) belegt. Kurzum: Ein kleiner, aber leistungstarker Verein, dessen Mannschaft wir hoffentlich im kommenden Jahr in meinem Heimtaverein begrüßen können.



Nach dem Aufenthalt in Kolobrzeg folgten noch einige Tage in der von nahezu einer Million Einwohnern bevölkerten "Dreistadt" Gdansk/Sopot/Gdynia. Um mein Training nicht länger als unbedingt notwendig zu unterbrechen, habe ich auch dort einen Schießsportverein besucht: den Schützenklub "Senior" in Danzig. Dieser Verein gehört nicht nur zum Polnischen Schießsportverband PZSS, sondern auch zur Wehrsportorganisation LOK (dt.: Liga zur Verteidigung der Heimat), in deren umfangreichen Räumlichkeiten er auch untergebracht ist.
Die "Senioren" sind einer der wenigen ISSF-kompatiblen Vereine in der Dreistadt. Ansonsten gibt es noch den (sehr aktiven) Militärsportklub "Flotte" (poln.: WKS Flota) in Gdynia und ein paar 10-m-Schießstände in Schulen sowie einen oder zwei IPSC-Klubs.



Praktischerweise war unser Hotel nur 800 m vom Schießstand der "Senioren" entfernt. ;-) Die Liegenschaft befindet sich in einem Mischgebiet am nordwestlichen Rand der Innenstadt, wo es sowohl gewerbliche als auch Wohnbebauung gibt. Trotzdem darf dort ein offener 25- und 50-m-Stand betrieben werden - werktags von 10 bis 15 Uhr, samstags von 9 bis 15 Uhr.
Der Empfang war auch bei den "Senioren" freundlich. Der Gast aus Deutschland wurde auf einer der vier 10-m-Bahnen eingewiesen. Wie in Kolberg, so gab es auch in Danzig keine elektronische Anlage, wohl aber eine Kamera über dem Kugelfang und einen Monitor auf jedem Schützenstand zum Zwecke der Scheibenbeobachtung.


Das LOK-Gelände in Gdansk.

Und auch hier konnte ich auf Anhieb immerhin 349 Ringe schießen. Wir werden sehen, inwieweit mir diese Übungen geholfen haben, denn am Wochenende steht bereits der nächste LP-Wettkampf auf den Terminplan.



Abschließend (und weil ich in einem Forum darum gebeten wurde) noch ein paar Bemerkungen zu den in den polnischen Schützenvereinen verwendeten Waffen.
Für den Breitensport finden oft noch einfache Druckluftwaffen genutzt: Haenel 312 oder Feinwerkbau 300. Besser ausgestattete Vereine verfügen über Vorkomprimierer und preiswerte Preßluftwaffen wie z.B. die Modelle CZ 200 oder Röhm Twinmaster. Die leistungsorientierten Schützen verwenden oft LGs von Walther und Feinwerkbau sowie LPs von Morini, Walther und FWB.
Im KK-Bereich dominieren ganz klar Waffen aus sowjetischer/rußländischer sowie tschechischer Fertigung: Margolin und TOZ-35 bei den Pistolen, Waffen von CZ, Izhmash und TOZ bei den Gewehren. Sofern Privatwaffen vorhanden sind, kann man viele Pistolen und Gewehre von Walther auf den Ständen sehen.




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Sonntag, 4. September 2011

Ein neuer Ansatz


Akademische Buchvorstellungen und -rezensionen werden typischerweise ebenfalls in schriftlicher Form erstellt. Einen anderen Weg wählt hier das von Sean Guillory betreute Projekt New Books in Russian and Eurasian Studies, indem die englischsprachigen Autoren zu ihren neuen, meist historischen Büchern über Rußland und Eurasien interviewt werden. Die Interviews kann man sich sodann auf der Seite anhören oder als MP3 herunterladen. Das ganze ist Teil des New Books Network.

Ich persönlich empfinde diesen Ansatz als höchst interessant und dem Internetzeitalter angemessen. Der (künftige) Leser kann sich, wenn der Autor sein Konzept erläutert und seine Thesen vorstellt, gut ein erstes Bild machen. Möglicherweise sogar ein besseres als in einer klassischen Rezension. Einen Nachteil haben diese Interviews allerdings: Bisweilen entsteht der Eindruck, als wären sie zu wenig kritisch. Insoweit scheint mir der gängige Rezensent im Vorteil zu sein.

Nichtsdestotrotz sollen jetzt noch zwei Titel erwähnt werden, die mich besonders interessieren und die mittlerweile auf meiner "To-do"-Liste stehen. In "Ezhov - The Rise of Stalin’s Iron Fist" stellt J. Arch Getty die Biographie des NKWD-Chefs Nikolaj Jeshow dar. Getty bleibt nicht bei oberflächlicher Empörung angesichts des "Großen Terrors" der Jahre 1937/38 stehen, sondern zeigt die Hintergründe auf. Warum wurde gerade Jeshow, der eigentlich aus dem Parteiapparat kam, mit dieser Funktion beauftragt? Wie liefen die Entscheidungsprozesse ab? Usw. usf.

Bei diesem Thema bleibt auch David Shearer mit "Policing Stalin’s Socialism - Repression and Social Order in the Soviet Union 1924-1953". Er weitet den Blick auf die Rolle der normalen Polizei während der Stalinzeit aus und zeigt auf, daß ordinäre Kriminelle zunehmend als "Volksfeinde" und damit als politisches Problem für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft angesehen worden sind. Shearers Darstellung der Versuche einer Verwissenschaftlichung der Kriminalitätsbekämpfung über Karteien u.ä. erinnert erstaunlich an ähnliche Ansätze, die zeitgleich in der Weimarer Republik liefen.
Beide Bücher scheinen gute Einblicke in das Innenleben der sowjetischen Sicherheitsbehörden zu geben.

Zum Schluß noch eine Episode, die der kanadische Historiker David Schimmelpenninck van der Oye erzählt hat. Nach seinem Studium (mit Schwerpunkt russische Geschichte) diente er einige Jahre als Offizier in der kanadischen Armee. Während einer Inspektion seiner Stube griff ein Oberst in Schimmelpennincks Regal und zog eine Biographie über Kaiser Nikolaus I. heraus. "Warum lesen Sie das? Sind sie etwa ein Kommunist?"
Dies vermittelt einen guten Eindruck vom geistigen Klima des Kalten Krieges. Nicht nur in der BRD, sondern auch im fernen Kanada wurde jedes nicht gänzlich negative Interesse an Osteuropa, und sei es auch rein wissenschaftlich, mit dem Verdacht der "kommunistischen Wühltätigkeit" belegt. Alle "Russen" - auch die Zaren - waren eben "Kommunisten" und damit zum Abschuß freigegeben.



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Donnerstag, 1. September 2011

EDC-Rapport


Nach fast zwei Jahren, in denen ich das Taschenmesser Gunhammer vom italienischen Hersteller Fox/FKMD sehr oft als EDC-Messer geführt habe, ist es an der Zeit, einen kurzen Bericht zu geben. Das Messer hat meine Erwartungen voll erfüllt; funktionelle Mängel sind nicht aufgetreten. Das Messer ist im Lieferzustand sehr schnitthaltig, ich mußte es noch nie schleifen. Allerdings hat das Äußere durch die nahezu tägliche Beanspruchung ein wenig gelitten. Der Kunststoff am Griff hat mittlerweile an manchen Stellen fast die Farbe der Hosentaschen angenommen und auch an einigen Metallteilen ist die schwarze Farbe abgeplatzt, so daß jetzt das blanke Metall durchschimmert. Ebenso hat sich der Hosenclip gelockert. Doch dies sind Mängel, die nach so langer Nutzungsdauer fast zwangsläufig auftreten.



Schon seit längerem liebäugele ich damit, zumindest am Wochenende und bei weniger formalen Anlässen statt eines Klappmessers ein feststehendes als „EDC“ zu führen. Nach dem Wälzen diverser Kataloge und dem Bestellen einiger Modelle (so z.B. das Muela Bison, siehe letztes Bild) habe ich mich schließlich für zwei verschiedene Modelle entschieden.



Erstens für den Dozier Anchorage Pro Skinner von Böker entschieden. Mit einer Klingenlänge von 9 cm und einer Gesamtlänge von 20 cm ist der Skinner zwar nicht allzu kompakt, doch was nützt das schönste Messer, wenn es zu klein ist, so daß der Benutzer es nicht vernünftig in der Hand halten kann? Das vorliegende Modell wurde mit einem Holzgriff ausgeliefert. Dadurch und durch die schlichte, aber ordentlich verarbeitete Lederscheide wirkt das Messer nicht nur schön, sondern auch sehr zivil.



Zweitens für das Modell Chacal des spanischen Herstellers Nieto. Es besticht durch seine besondere Klingenform. Seine Abmessungen entsprechen in etwa denen des Skinners. Trotz des fast gleichen Preises ist die Qualität von Nieto nicht ganz so hoch wie bei Böker. Das merkt man vor allem an der Verarbeitung der Lederscheide. Dennoch ist es ein schönes Messer, was sich ebenfalls bereits als jagdlich wirkendes Freizeitmesser im Alltag bewährt hat.



Die vorerst letzte Veränderung in meinem Arsenal der täglich mitgeführten Utensilien betrifft die Taschenlampe. Die bisher verwendete Fenix L1T ist nach einer Beschädigung durch das Modell LD 15 desselben Herstellers abgelöst worden. Die neue Lampe ist zwar leichter und kleiner als ihr Vorgänger, doch zwingt der Verzicht auf einen Schalter zur Bedienung mit zwei Händen, was in Notsituationen von Nachteil sein könnte.



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