Samstag, 8. August 2009

Das neue HW95 - oder: Wie ich meinem HW80 untreu wurde


Vor ziemlich genau elf Monaten hatte ich, nach reiflichem Überlegen, ein Weihrauch HW80k erworben. Es sollte mir als möglichst universales "Haus-und-Hof-Luftgewehr" dienen, das sowohl mit Zielfernrohr als auch mit offener Visierung genutzt werden sollte. Dazu ließ ich mir sogar einen Custom-Schaft anfertigen. Doch die Crux lag beim ZF und der Durchsichtmontage. Vor zwei Monaten keimte bei mir noch einmal kurz die Hoffnung auf, daß ein bekanntes Kleinunternehmen für Field-Target-Zubehör hier Abhilfe schaffen und eine Prismenschienenerhöhung fertigen könnte. Bedauerlicherweise ist der Betreiber dieser Firma jedoch sehr unzuverlässig und so brach der Kontakt einfach ab und konnte von mir, trotz mehrfacher Versuche, nicht wieder aufgenommen werden. (Mit dieser negativen Erfahrung bin ich, nebenbei bemerkt, nicht allein.) :-(

Das HW80k konnte mithin nicht so konfiguriert werden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dazu kam, daß ich das Gewicht von insgesamt rund 5,5 kg zunehmend als Belastung empfand. Wenn man das LG von einer Benchrestauflage schießt oder im sitzenden FT-Anschlag auf das Knie auflegt, spielt das Gewicht eine geringere Rolle. Im Stehendanschlag macht es sich nach 40 Schüssen aber unangenehm im linken Arm bemerkbar, zumal dieser Arm auch die Arbeit des Federspannens auszuführen hat.



Das HW80k ist nach wie vor eine sehr schöne, präzise und gut ausbalancierte Waffe. Aber es taugt aber nicht zum Universalgewehr. Erstens aufgrund des Mankos, daß es bei montiertem ZF nicht ist, Kimme und Korn zu nutzen (was ich aber unbedingt möchte). Und zweitens wegen des relativ hohen Gewichts, welches den Umgang doch erschwert. Der "common sense" unter Luftgewehrschützen geht ja dahin, daß Gewicht gut für ein Federdruck-LG ist, da sich so der Prellschlag besser beherrschen läßt. Das ist soweit korrekt. (Siehe dazu auch zwei interessante Diskussionen bei Airgun BBS: "HW95K and HW80K" und "Weihrauch break barrel accuracy".) Trotzdem wird ein hohes Gewicht irgendwann - im wahrsten Sinne des Wortes - untragbar. Auch insoweit gilt Jeff Coopers Weisheit: Wenn man ein Gewehr nicht 60 Sekunden lang am horizontal ausgestreckten Arm halten kann, ohne es als unangenehm zu empfinden, dann ist das Gewehr zu schwer.

Aus den genannten Gründen begann ich vor einigen Wochen, mich nach einem neuen LG umzusehen. Vom zunächst angedachten Verkauf des HW80k habe ich Abstand genommen, da mir diese Waffe zu viel bedeutet. Statt dessen wird das HW80k demnächst eine Kaliberreduktion erfahren: von 5,5 mm auf 5,0 mm (.20). Irgendwann wollte ich mir ohnehin ein LG in diesem eher seltenen Kaliber zulegen. Daher paßt es: Eine Waffe, die ich nicht mehr so häufig schießen werde, wird in ein Kaliber konvertiert, bei dem sich schon aufgrund der hohen Munitionskosten ein täglicher Gebrauch verbietet.



Bei meiner Suche nach einem neuen "Universal-LG" waren die Kriterien in etwa die gleichen wie vor einem Jahr: Knicklauf, Kaliber 5,5 mm (.22), offene Visierung sowie die Möglichkeit, selbige und ein ZF parallel verwenden zu können. Gelandet bin ich schließlich beim Weihrauch HW95 Luxus (vgl. hier und hier) - natürlich in der deutschen F-Ausführung mit 7,5 Joule. Ein kompaktes, führiges Gewehr, welches fast 1 kg leichter ist als mein HW80k (beide ohne ZF). Die Luxus-Version verfügt außerdem über einen schönen Holzschaft, der erstens das Knickgelenk verdeckt und zweitens, noch wichtiger, über eine höhere Backe verfügt, wodurch die Verwendung einer Zieloptik erleichtert wird.

Auch nach ästhetischen Kriterien ein sehr gutes Gewehr. Der Schaft sticht durch sein Ölfinish sowie durch die Fischhäute aus dem "grauen Masse" hervor (was leider auf den Fotos nicht rüberkommt). Anspruchsvoll und penetrant, wie ich nun einmal bin ;-), möchte ich aber auch hier an zwei Punkten leise Kritik anmelden. Das LG erscheint mir ein wenig unausgewogen, da der Hinterschaft im Vergleich zum Vorderschaft sehr schmal ist. Dies könnte man freilich ändern, indem man im Kolben noch ein kleines Zusatzgewicht unterbringt. Der schmale Hinterschaft ohne seitlich ausgeprägte Schaftbacke soll es sowohl Rechts- als auch Linkshändern ermöglichen, mit dem Gewehr zu schießen (zumindest war das die Auskunft, die ich aus Mellrichstadt erhalten habe). Dies geht jedoch auf Kosten des Schießkomforts. Mein von einem Ginbali-Schaft verwöhnter Kopf sucht ständig nach einem Halt, den der Kolben des HW95 Luxus in dieser Form jedoch nicht bietet. :-( Ich muß noch ein wenig üben, um mich daran zu gewöhnen.

(Vielleicht könnte die Fa. Weihrauch diese Anregung aufgreifen und künftig auch die Luxus-Version des HW95 mit ordentlichen Rechts- und Linksschäften versehen. ;-))

Nach einigem Hin und Her war es mir mit dem HW95 außerdem endlich möglich, gleichzeitig das ZF und die offene Visierung nutzen zu können. Doch dazu morgen ausführlich ...



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