Freitag, 18. September 2009
Zwei Mitbringsel
Heute sollen zwei Mitbringsel von meiner jüngsten Polenreise vorgestellt werden. Erstens ein Militärmesser, das mich schon fasziniert hat, als ich Mitte der 1990er Jahre mit dem Messersammeln begann, welches ich mir aber in Deutschland nie leisten konnte bzw. wollte - sofern es überhaupt einmal irgendwo angeboten wurde. Die Rede ist von einem Nóż szturmowy wz. 55 (dt.: Sturmmesser Mod. 55; vgl. hier und hier).
Besagtes Messer hat eine interessante Geschichte. Die polnischen Verbände, die während des Zweiten Weltkrieges an der Seite der Roten Armee kämpften, führten u.a. die sowjetischen Aufklärermesser NR-40 und NR-43. Selbige wurden nach 1945 in den polnischen Streitkräften weiterverwendet. Mitte der 1950er Jahre sah man dann in Polen Bedarf für eine Weiterentwicklung, deren Ergebnis das Sturmmesser wz. 55 ist.
Mein Exemplar - das ich übrigens für 200 Zloty (~ 50 €) in der "Bastion" erstehen konnte - stammt aus dem Jahr 1957; es hat eine Klingenlänge von 15,7 cm und eine Gesamtlänge von 26,7 cm. Hersteller ist die Waffenfabrik in Radom. Wie man an den Gebrauchsspuren erkennen kann, wurde das Messer zwar geführt, aber nur wenig benutzt. Jedoch hat einer der Vorbesitzer das obere Element der Parierstange stärker gebogen, so daß es jetzt fast parallel zu Griff und Klinge steht. Damit wurde zwar die Gebrauchsfähigkeit des Messers erhöht, doch original ist es nicht mehr.
Viele Informationen zum Modell 55 und zu weiteren Blankwaffen, die von polnischen Soldaten im 20. und 21. Jahrhundert verwendet worden sind, liefert das abgebildete Buch: "Noże wojska polskiego" (dt.: Messer polnischer Truppen) von Zbigniew Gwóźdź (Warschau 2006, Verlag Bellona, ISBN 8311102449). Auf knapp 160, durchgehend farbig illustrierten Seiten wird fast jedes Messer und Bajonett vorgestellt, welches in polnischen Einheiten Verwendung gefunden hat. Die Bandbreite reicht vom ordinären Taschenmesser bis hin zum Fairbairn-Sykes-Dolch. Desgleichen werden wenig bekannte Prototypen und Einzelanfertigungen polnischer Provenienz behandelt.
Das Buch von Gwozdz ist mithin ein hervorragendes Nachschlagewerk für dieses Teilgebiet der europäischen Waffen- und Militärgeschichte; für die dafür aufgerufenen 28 Zloty (~ 7 €) erhält man eine Menge Gegenwert. Nur ein polnisch-deutsches Wörterbuch sollte man schon zur Hand haben. ;-) Das ist allerdings normal: Wer sich mit der Geschichte fremder Staaten beschäftigt, muß sich auch auf deren Sprache einlassen.
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