Das
Museum der polnischen Waffen (poln.: Muzeum Oręża Polskiego) in
Kolberg ist - neben einem Mineralienmuseum - einer der wenigen kulturellen Höhepunkte dieses eher beschaulichen Kurortes an der Ostseeküste. Demzufolge ist es meist auch gut besucht, und zwar nicht von finster dreinblickenden "Militaristen" im Tarnanzug, sondern von erstaunlich vielen jungen Eltern mit ihren Kindern, was den unverkrampften Umgang mit Waffen in der polnischen Gesellschaft indiziert.
Hier kann man eine große Auswahl an Blank- und Handfeuerwaffen, Uniformen und Militaria besichtigen. Die Darstellung ist sehr professionell, so werden z.B. alle Uniformen zusammen mit den passenden Effekten, Seitenwaffen etc. präsentiert. Inhaltlich geht es um alle Waffen, die auf dem Gebiet des heutigen Polen verwendet worden sind - vom Mittelalter bis etwa 1945. Dabei ist die Zuordnung allerdings sehr großzügig, weshalb auch die Bewaffnung der diversen polnischen Legionen in fremden Diensten ausführliche Beachtung gefunden hat.
Neben dem Museumsgebäude werden auf einem Freigelände Großgeräte wie Geschütze, Panzerfahrzeuge und Flugzeuge präsentiert. Der Eintritt ist recht preiswert und kostet inkl. Fotogenehmigung 8 Zloty (~ 2 €). Außerdem gehört zum Museum das Museumsschiff "Fala" (vgl.
hier), welches im Hafen von Kolberg liegt.
Wie bei allen Waffen- und Militärmuseen stellt sich auch hier die Frage: Lohnt sich ein Besuch? Meine Antwort: Ja, unbedingt, aber man muß nicht extra deswegen aus Deutschland anreisen. Doch wenn man in der Nähe ist, sollte man unbeding hereinschauen.
Die folgenden Bilder vermitteln einen Eindruck von der Ausstellung.
Adresse: Ulica Emilii Gierczak 5, 78-100 Kołobrzeg
(
Link bei Google Maps)
Weiterführende Links:
Offizielle Webseite (poln.)
Wikipedia (poln.)
Bilder 3 + 4: Mittelalterliche Waffen und Rüstungen.
Waffen aus dem 18. Jahrhundert.
Waffenkuriositäten: oben Stiftfeuerevolver und Stockdegen, unten Vorderladerpistolen mit Bajonett.
Oben Nagant-Revolver, unten diverse Revolver aus den polnischen Aufständen des 19. Jh.
Uniformen der polnischen bewaffneten Kräfte nach 1918.
Auch zahlreiche deutsche Waffen gehörten zur gemischten Ausrüstung der jungen polnischen Armee, hier etwa P 08 und C 96 (9 mm).
In der Zwischenkriegszeit wurden Mauser-Gewehre zur Standardbewaffnung. Rechts ein Gewehr, das ich bisher nur aus der Literatur kannte: Mosin-Nagant-Karabiner, in Polen nach dem 1. WK für die Aufnahme eines 98er Bajonetts aptiert.
Bemerkenswert: Das Hakenkreuz als Uniformabzeichen polnischer Gebirgsjäger anno 1939.
Sowjetische Maschinengewehre aus der Zeit des 2. WK.
Sowjetische Infanteriewaffen, die während des 2. WK und danach von polnischen Einheiten geführt worden sind.
Dazu zählen auch diese beiden Selbstladegewehre: rechts ein
SWT-40, links ein von Simonow konstruiertes
AWS-36.
Sowjetische Kurzwaffen, in der Mitte der Vorläufer der berühmten Pistole TT-33, eine ebenfalls von Tokarew konstruierte TT-30.
Uniformierung der polnischen Verbände, die während des 2. WK im Rahmen der Roten Armee gekämpft haben.
Bodenfunde aus der Schlacht um Kolberg (1945).
Uniformen der polnischen Armee aus den Jahren 1944/45.
Nachtrag: Zwei literarische "Beutestücke" aus dem leider nicht sehr üppigen Museumsladen.
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