Donnerstag, 30. April 2009

Konsequenzen in der Moskauer Miliz

Der Amoklauf eines Moskauer Polizeioffiziers am Montag hat schnelle und harte Konsequenzen nach sich gezogen. Bereits am Dienstagabend hat Präsident Medwedew sowohl den Moskauer Polizeichef, Wladimir Pronin, als auch den Polizeichef des Stadtkreises Süd, Viktor Agejew, abgesetzt. Ebenso wurden drei Stellvertreter Agejews entlassen. Das ist eine Reaktion auf das Fehlverhalten von Amtspersonen, die in Rußland leider noch viel zu selten vorkommt. Statt dessen wird oftmals nach dem Motto "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus" verfahren. Aber vielleicht äußert sich hierin Medwedews neuer Stil bei der Bekämpfung von Amtsmißbrauch und Korruption.

Dem Täter droht eine lebenslange Haftstrafe. Über den Hergang der Tat berichtet Rußland Aktuell:
"[...]

Die drei Streifenpolizisten, die den Mörder stellten und überwältigten, werden jetzt Auszeichnungen erhalten. Besonders lobenswert sei, dass sie den Amok laufenden Miliz-Major Denis Jewsjukow lebend stellten und nicht erschossen, obwohl sie in dieser Situation dazu das volle Recht gehabt hätten.
In einem Interview erklärte einer von ihnen, sie hätten ihren durchgedrehten Kollegen das erste Mal im Scheinwerferlicht ihres Streifenwagens im Hof hinter dem Supermarkt gesehen, als dieser mehrere Frauen herausführte und an die Wand stellte. Zuvor hatten sie den erschossenen Autofahrer und einen tödlich verletzten Supermarktkunden gefunden.

Rettender Müllcontainer

Die Aufforderung, die Waffen niederzulegen, beantwortete der Amokläufer mit Schüssen, worauf sich einer der Milizionäre in einen Müllcontainer warf. Dies rettete ihm möglicherweise das Leben, weil der Behälter über 30 Meter Distanz den Pistolenkugeln des Schützen standhielt.
Gemeinsam mit einer zweiten Streifenwagen-Besatzung und Wachleuten des Supermarkts wurde dann der Hof durchsucht, in dem sich Täter versteckt hatte. Schließlich feuerte dieser aus nur zwei Meter Entfernung auf einen seiner Kollegen, der nicht einmal eine schutzweste trug – und verfehlte ihn. Daraufhin gelang es dem Polizisten, dem Amokläufer die Waffe aus der Hand zu schlagen.

Der Täter wehrte sich bis zum Schluss

„Es begann ein Kampf. Der Mörder wehrte sich verbissen, aber zu dritt haben wir ihn überwältigt und ihm Handschellen angelegt. Jewsjukow war dem Anschein nach nicht besonders betrunken. Aber sein Blick war völlig sinnentlehrt, irgendwie tierisch. Er schimpfte und schrie herum, er werde uns umbringen und versetzen lassen", so einer der drei an der Festnahme beteiligten Milizionäre.
"Wir haben in dem Moment nicht geglaubt, dass er Milizionär ist“, fügte er hinzu - trotz der Uniformjacke, die der Amokläufer getragen hatte."
Weitere interessante Hintergründe und weshalb sich Milizionäre und Banditen psychologisch ähnlich sind, erläutert Gisbert Mrozek in seinem Kommentar.


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28.04.2009: Video des Tages

Informationen über das IPSC-Schießen ...

... vermittelt die neue Webseite IPSC4EVER. Angesichts der massiven medialen Verleumdungen dieser Schießsportdisziplinen und des darob drohenden politischen Unheils in Form einer weiteren Verschärfung des Waffengesetzes ist diese Informationsoffensive ein sehr löbliches Unterfangen!

30.04.2009: Musik des Tages

Heute: Das "Reiterlied" aus Friedrich von Schillers Drama "Wallenstein" (entstanden 1797, Text unten), eines der weniger bekannten Stücke des deutschen Nationaldichters.




"Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
Ins Feld, in die Freiheit gezogen.
Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
Da wird das Herz noch gewogen.
Da tritt kein anderer für ihn ein,
Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
Man sieht nur Herren und Knechte,
Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,
Bei dem feigen Menschengeschlechte,
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,
Er reitet dem Schicksal entgegen keck,
Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,
Und trifft es morgen, so lasset uns heut
Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,
Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,
Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,
Da meint er den Schatz zu erheben,
Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,
Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,
Sie sind gefürchtete Gäste;
Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,
Ungeladen kommt er zum Feste.
Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,
Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?
Laß fahren dahin, laß fahren!
Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
Kann treue Lieb nicht bewahren.
Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
Die Brust im Gefechte gelüftet!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!
Und setzet ihr nicht das Leben ein,
Nie wird euch das Leben gewonnen sein."

Mittwoch, 29. April 2009

Antike Druckluftwaffen


An dieser Stelle soll einmal auf die Bilderkollektion eines britischen Druckluftwaffensammlers bei Flickr hingewiesen werden. Der Mann mit dem Pseudonym edbeartwo zeigt dort neben Gewehren und Pistolen auch Werbebilder und Bedienungsanleitungen. :-)

Die grüne Tyrannei II

Im Nachgang zum gestrigen Artikel ist mir wieder ein Sprichwort eingefallen, welches dem britischen Schriftsteller C. S. Lewis zugeschrieben wird und was den Punkt ganz gut trifft:
"Of all tyrannies, a tyranny exercised for the good of its victims may be the most oppressive. It may be better to live under robber barons than under omnipotent moral busybodies. The robber baron's cruelty may sometimes sleep, his cupidity may at some point be satiated; but those who torment us for our own good will torment us without end, for they do so with the approval of their consciences."
Recht hat er! Die Pseudomoralisten sind die schlimmsten. Vielleicht muß man doch langsam eine Auswanderung ins Auge fassen. Vielleicht wäre Rußland eine gute Wahl - lieber Putin und Medwedew als Künast und Stokar. ;-)

Weiters ist mir aufgefallen, daß ich gestern eine Stelle in Silke Stokars Bundestagsrede unterschlagen habe, die - mit den Maßstäben politischer Rhetorik gemessen - nicht ungeschickt war:
"[...]

Ich habe in den letzten Tagen und Wochen Gespräche mit einigen Sportschützinnen geführt. Ich fand diese Gespräche sehr interessant; denn auch ich bin der Auffassung, dass Schießsportvereine weiterhin eine Existenzberechtigung in unserer Gesellschaft haben. Ich habe bei diesen Gesprächen vor Ort nicht mit den Funktionären der Schießsportverbände gesprochen; denn mit denen kann man in dieser Frage nicht reden.
Wenn man vor Ort ist, stellt sich die Situation anders dar. Eine Sportschützin hat zu mir gesagt: Überhaupt kein Problem, ich brauche keine scharfe Waffe. Für mich ist Sportschießen Präzisionssport. Für mich heißt das: Konzentration und Präzision. Das geht auch mit einer Laserwaffe. – Das ist kein Unsinn.

[...]"
Hier wird böswilligerweise suggeriert, sogar die von einer Änderung des WaffG betroffenen Schützen wären - wie alle "wohlmeinenden" Bürger - selbstverständlich für das von den Grünen angestrebte Totalverbot. Nur die Verbandsfunktionäre als Teil der pösen "Waffenlobby" hintertreiben dieses vermeintlich sinnvolle Anliegen.

(Frau Stokar (und alle anderen Gutmenschen), lassen Sie sich gesagt sein: Ich bin kein Funktionär, sondern nur einfaches Mitglied (genauso, wie ich nur einfacher Bürger und weder Politiker noch Beamter bin), aber ich will meine Waffen nicht abgeben. Überhaupt will ich nicht in einem Staat leben, in dem Sie mitsamt Ihrer abstrusen und tyrannischen Ideologie regieren. Ich will nicht!)

Ferner tut die Großhandelskauffrau Stokar in einem Anfall von scheinheiliger Heuchelei so, als hätte sie Verständnis für die Sportschützen. In ihrer grenzenlosen Dummheit ist ihr allerdings entgangen, daß zum Schießen als ganz wesentliches Element die Ballistik gehört - und die läßt sich nicht per Laser simulieren. Tja, das lernt man allerdings nur auf dem Gymnasium, nicht jedoch beim kollektiven Kiffen in der antiautoritären Gesamtschule.


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Dienstag, 28. April 2009

Die grüne Tyrannei

Am Donnerstag, dem 23. April, war es soweit: Das Thema Waffenrechtsverschärfung ist erstmals im Bundestag behandelt worden. Grüne und Linke hatten sehr weitreichende Verbotsanträge eingebracht, die nun – bedauerlicherweise – langsam auch in den beiden Großparteien Unterstützung finden. Besonders aufschlußreich für das Denken der Waffengegner ist die Rede der bündnisgrünen Abgeordneten Silke Stokar, die den Antrag ihrer Fraktion wie folgt begründet hat:
"[…]

Ich möchte aber deutlich machen, dass wir uns mit ein paar Placebos – Amnestie für illegale Waffen oder irgendwelchen biometrischen Schlössern – nicht zufriedengeben werden.

Ich habe den Eindruck, dass die Botschaft aus der Zivilgesellschaft
nach dem schrecklichen Amoklauf von Winnenden bei Ihnen überhaupt nicht angekommen ist. Wir befinden uns heute in einer anderen Situation. Es sind nicht mehr die Waffenlobbyisten, die diese Debatte beherrschen, sondern es sind die Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer vor Ort – nicht nur in Baden-Württemberg, sondern überall –, die sich melden und deutlich sagen: Wir sind nicht mehr bereit, mit dem Risiko von großkalibrigen Waffen zu leben, die einige Menschen noch immer als Sportwaffen bezeichnen und in ihren Privatwohnungen aufbewahren.

Das ist der Kern der Debatte. Die Mehrheit der Gesellschaft will nicht mehr, dass jeder Mensch durch die Mitgliedschaft in einem oder mehreren Sportschützenvereinen die Möglichkeit hat, sich zu Hause ein Waffenarsenal mit unbeschränkter tödlicher Munition anzulegen. Meine Damen und Herren, dies ist nicht kontrollierbar. Sie werden nicht in der Lage sein, 1,6 Millionen private Waffenbesitzer zu Hause zu kontrollieren.

Unsere Antwort auf diese Situation ist: Wir brauchen ein radikales Umdenken beim Thema Waffengesetz. Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der der Grundsatz gilt: keine Waffen im öffentlichen Raum, keine Waffen in privaten Wohnungen.
Wir haben heute Girls’ Day. Das Problem der Bewaffnung der Bevölkerung mit gefährlichen Schusswaffen ist ein Männerproblem in unserer Gesellschaft.

Ich habe in den letzten Tagen und Wochen Gespräche mit einigen Sportschützinnen geführt. […] Eine Sportschützin hat zu mir gesagt: Überhaupt kein Problem, ich brauche keine scharfe Waffe. Für mich ist Sportschießen Präzisionssport. Für mich heißt das: Konzentration und Präzision. Das geht auch mit einer Laserwaffe. – Das ist kein Unsinn.

In der olympischen Disziplin des Fünfkampfs hat man aus Sicherheitsgründen längst die Entscheidung getroffen, die scharfen Waffen nicht mehr als Sportwaffen zuzulassen. Wir brauchen an dieser Stelle eine völlig andere Diskussion.

Lassen Sie mich einen weiteren Punkt ansprechen. In meiner Fraktion bin ich auch für den Datenschutz zuständig. Ich habe überhaupt kein Verständnis für die buchstäbliche Hemmung der Innenminister, die doch sonst scharf darauf sind, jeden Bürger und jede Bürgerin in Hunderten von Dateien zu erfassen. Es gibt nicht ein einziges vernünftiges Argument dafür, warum es in Deutschland im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in Europa nach wie vor nicht möglich ist, dass Waffenbesitzer erfasst werden, dass wir erfassen, welche Waffen in privaten Wohnungen legal vorhanden sind und dass wir die Berechtigung des Waffenbesitzes überprüfen. Das sind Kontrolldefizite in unserer Gesellschaft, die nicht länger hinzunehmen sind.

Abschließend stelle ich fest: Mir reicht die Handlungsunfähigkeit der Innenpolitiker. Wir werden alle Initiativen, die sich derzeit bilden, ob das Onlinepetitionen, Unterschriftensammlungen oder sogar die Vorbereitung von Volksentscheiden sind, fördern und unterstützen, weil das Ziel eine Entwaffnung in der Bevölkerung sein muss.

Wir wollen, dass das Gewaltmonopol des Staates wieder zum Tragen kommt. Wir wollen eine öffentliche Sicherheit, die dadurch gewährleistet wird, dass wir die Überbewaffnung in Privatwohnungen abbauen. Über nichts anderes werden wir mit Ihnen diskutieren.
Wir werden uns nicht länger auf diese Scheindebatten einlassen. Wenn das Parlament nicht in der Lage ist, zu handeln, dann werden wir diese Frage durch öffentliche Unterschriftensammlung klären.

[…]"
Beim Lesen dieser Rede fallen sieben prägnante Punkte auf:

1. Es werden nur Maximalforderungen erhoben. Als Ziel wird die Totalentwaffnung der Bevölkerung postuliert und alle Gesetzesänderungen, die dem nicht entsprechen, werden von vornherein abgelehnt.
Damit verbunden ist die Rede in einem sehr unduldsamen Ton gehalten – nach dem Motto: Verbieten und zwar sofort („über nichts anderes werden wir mit Ihnen diskutieren“). Diese Unduldsamkeit führt zur – von Stokar offen bekundeten – Kompromißunfähigkeit und ist sonst eher religiösen Extremisten zu eigen. (Na gut, so etwas Ähnliches sind die Grünen ja auch. ;-))
Die Tugenden einer demokratischen politischen Kultur sehen jedenfalls anders aus.

2. Der grüne Extremismus wird ebenfalls offen zugegeben: „Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der der Grundsatz gilt: keine Waffen im öffentlichen Raum, keine Waffen in privaten Wohnungen.“ Es geht somit nicht etwa um mehr Sicherheit oder um die Verhinderung von Amokläufen, es geht um nichts geringeres als den Umbau der deutschen Gesellschaft zu einem grünen Utopia.

3. Die sonst von den Grünen so oft beschworenen Tugenden wie Toleranz und Diskurs bleiben dabei auf der Strecke. Sogar der vielgepriesene Datenschutz bleibt auf der Strecke, sobald es um Waffenbesitzer geht. Wenn es gegen diese geht, ist den Gutmenschen offenbar jedes Mittel recht.
(Vielleicht sogar Gewalt? Schließlich hat diese Partei ja auch Kontakte zu Rollkommandos, wo u.a. Joschka Fischer Kampferfahrung sammeln konnte. Werden sich friedliche Sportschützen demnächst darauf einstellen müssen, daß sie „Besuch“ vom „schwarzen Block“ bekommen?)

4. Sollten sich Bundestag und Bundesrat in einem Anfall von politischer und juristischer Vernunft den grünen Vorschlägen verweigern, wird damit gedroht, daß Druck von der Straße aufgebaut werde. Die Grünen sehen sich selbst als Vertreter der schweigenden Mehrheit, während es nur noch „wenige Menschen“ wären, die den „Waffenlobbyisten“ folgen und sich der Einsicht verweigern würden, daß es keine Sportwaffen, sondern nur (verbotswürdige) „Mordwaffen“ gäbe.

5. Der politische Gegner wird nicht mehr als Bürger und Grundrechtsträger, ja kaum noch als Mensch wagrgenommen. Es gibt nur die finstere „Waffenlobby“, der noch ein paar ver(w)irrte Schafe nachfolgen, aber ansonsten sind alle guten und wohlmeinenden Menschen auf der Seite der Grünen, sogar die „ernsthaften Sportschützinnen“.
Stokars Einlassungen und ihr Tonfall erinnern mich an das Urprogramm der Gutmenschen und Weltverbesserer: Mozarts „Zauberflöte“: „Wen solche Lehren nicht erfreu'n, verdienet nicht, ein Mensch zu sein.“ Was die Grünen hier betreiben, läßt sich mit einem Begriff aus dem politischen Vokabular dieser Partei hervorragend kennzeichnen: Diskriminierung.
Wer sich ihnen widersetzt und deshalb – in der grünen Optik – die Errichtung einer „besseren Gesellschaft“ behindert, muß zumindest überstimmt, wenn nicht sogar politisch und sozial plattgemacht oder in ein „Gender Mainstreaming“-Umerziehungslager eingeliefert werden. (Lagerkommandantinnen werden dann wohl Alice Schwarzer und Renate Künast sein. ;-))

6. Wie bei den Grünen üblich, wird das Thema Waffenrecht auch gleich zum Geschlechterproblem gemacht. Wenn man einmal dabei ist, kann man alle Register der gutmenschlichen Rhetorik ziehen und jedes Klischee abdecken.
Neu ist jedoch, daß ausgerechnet die Grünen das Gewaltmonopol des Staates als Argument bemühen. Das ist man von dieser Rabaukenpartei nicht gewöhnt. (Außerdem ist es in diesem Kontext als Argument untauglich, wie man bei Hobbes nachlesen kann. Das übersteigt allerdings die intellektuellen Fähigkeiten der agitierenden Großhandelskauffrau Stokar.)

7. In einem Anfall von Großzügigkeit und um zu zeigen, daß sie angeblich gar nichts gegen die „echten Sportschützen“ haben, wird uns das Verwenden von Lasergeräten als „Ersatz“ angeboten. (Dieses Angebot gilt vermutlich nur solange, bis sich die ersten Augenärzte über deren Gefährlichkeit mokieren.) Damit sollen die Waffenbesitzer gespalten und der Öffentlichkeit vorgegaukelt werden, ihren legitimen Interessen sei Rechnung getragen worden.

Welche Konsequenzen sollten wir als legale Waffenbesitzer daraus ziehen?

Die Grünen sind nur eine Kleinpartei mit geringem Einfluß. D.h. sie werden versuchen, nach der Bundestagswahl in einer zukünftigen Regierungskoalition ihre Vorstellungen zum WaffG durchzusetzen. Sollte das nicht gelingen, werden sie außerparlamentarische Initiativen unterstützen, die ihren Zielen dienen, um so den Eindruck einer breiten Volksbewegung zu erwecken.

Selbst wenn die von Stokar behauptete Stimmungslage in der Bevölkerung den Tatsachen entspräche, so wäre dies kein Grund, dafür die Grundrechte der „unterlegenen“ Minderheit zu opfern. Eine so verstandene Demokratie wäre nichts anderes als eine Tyrannei der Mehrheit. Demgegenüber muß die rechtsstaatliche Komponente, die insbesondere dem Minderheitenschutz dient, betont werden. (Dafür sind in Deutschland i.d.R. die Grünen „zuständig“, nur beim WaffG nicht.)

Die Grünen sind – das hat diese Rede verdeutlicht – politische Extremisten, denen das Schicksal einzelner Menschen egal ist. Die Opfer von Winnenden werden schamloserweise nur soweit instrumentalisiert, wie es erforderlich ist, um die grüne Entwaffnungsideologie zu rechtfertigen. Dieser Fakt muß von uns herausgestellt werden.

Schließlich müssen die von Stokar erwähnten Schützen – sollten sie dies tatsächlich so gesagt haben – namhaft gemacht und aus ihrem Sportverein wegen vereinsschädigenden Verhaltens ausgeschlossen werden. Wer seinen Schießsportkameraden derart den Dolch in den Rücken stößt, soll zusehen, wo er glücklich wird. (Vielleicht gründen die Grünen danach ja eine Selbsthilfegruppe für gemobbte und schwer traumatisierte SportschützInnen. ;-))


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28.04.2009: Video des Tages

Im folgenden Bericht des Fernsehsenders Russia Today geht es noch einmal um den gestrigen Amoklauf eines leitenden Polizeibeamten in Moskau.
Interessant ist, daß die Herkunft der Tatwaffe unklar ist. Es war wohl nicht die Dienstpistole des Majors, sondern eine aus dem Polizeiarsenal verschwundene Makarow, die schon in andere Straftaten verwickelt war.




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Montag, 27. April 2009

Schon wieder ein amoklaufender Polizist

Diesmal in Moskau. In der vergangenen Nacht hat dort ein wild um sich schießender Polizeibeamter namens Ewsjukow drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. (Ist Amoklauf hier überhaupt der richtige Begriff?) Rußland Aktuell berichtet:
"[...]

Bei dem Amokläufer handelt es sich um einen Polizeioffizier, genauer gesagt den Chef der Polizeistation Zaryzino. Der Major kam in der Sonntagnacht vom Dienst nach Hause. Auf dem Heimweg geriet er in Streit mit seinem Taxifahrer. Das war offensichtlich der Auslöser des Blackouts.

Milizionär erschießt seinen Chauffeur

Der Milizionär zog seine Pistole und erschoss den Taxifahrer kaltblütig. Dann stieg er aus und marschierte über die Hinterhöfe in den Supermarkt „Ostrow“. Auf dem Weg dorthin verletzte er einen Mann und eine Frau.
Im Geschäft eröffnete er sofort eine wilde Schießerei. Die Kassiererin erlag noch am Tatort ihren Verletzungen. Fünf Personen wurden angeschossen und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Augenzeugen gelang es, die Polizei zu rufen.

Täter widersetzt sich der Verhaftung

Der eintreffenden Patrouille gelang es nicht gleich, ihren Kollegen festzunehmen. Der Täter hatte offensichtlich jede Menge Munition. „Er hat aktiv um sich geschossen und Widerstand geleistet. Es ist ein Wunder, dass keiner der Männer, die ihn verhafteten, verletzt wurde“, sagte ein Polizeisprecher.
Kurz nach der Verhaftung des Polizeimajors traf auch der aus dem Bett geklingelte Polizeichef von Moskau Wladimir Pronin ein. Der nahm die Ermittlungen unter seine persönliche Aufsicht und verteidigte seinen Untergebenen erstmal. Der sei stets ein guter Beamter gewesen und erst kürzlich befördert worden.

[...]"
Auslöser war möglicherweise ein Familienstreit. Interessant ist die Reaktion des Polizeichefs. Wie es "sich gehört", wird der eigene Mann erst einmal in Schutz genommen. Doch die Moskauer Innenbehörde hat ein Problem, welches der bayerischen Polizeiführung im Januar erspart geblieben ist: Der Täter hat überlebt. Schon deshalb wird man den Vorfall nicht - wie in Lauf a.d.P. geschehen - unter den Teppich kehren und die Ursachenforschung im Sande verlaufen lassen können. Und so drohen denn auch schon erste Konsequenzen:
"[...]

Bei der Tatwaffe soll es sich [nicht] um die Dienstpistole, sondern um eine seit Jahren gesuchte Makarow-Pistole handeln. Daher beginnt nun eine umfassende Überprüfung der gesamten Munitions- und Waffenbestände der Polizei.
Zudem sollen sich in Kürze auch alle Polizisten in Moskau einem Psychotest unterziehen. Dies sei notwendig, nachdem der Täter offenbar unter starkem psychischem Druck gestanden habe, erklärte ein Sprecher des Polizeiapparats."
Nun sind auch Polizeibeamte Menschen wie jeder andere - einschließlich aller Probleme und Risiken, die damit verbunden sind. Es wird doch aber niemand mehr ernsthaft behaupten wollen, Staatsdiener seien per se zuverlässiger als Normalbürger. Erfreulich ist, daß man in Moskau nicht versucht, die Probleme, die zum gestrigen Amoklauf geführt haben, auf "die Gesellschaft" abzuwälzen oder in legislativen Aktionismus verfällt, sondern statt dessen in seinem eigenen Haus kehrt. Mal sehen, was dabei herauskommt.

PS: Hier und hier findet man Fernsehberichte über das Ereignis.


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27.04.2009: Musik des Tages

Heute: Die finstere Ballade des rücksichtslosen Dumperfahrers Wilhelm Döll, gesungen vom sächsischen Kabarettisten Jürgen Hart.



Sonntag, 26. April 2009

Funktioniert Gegenwehr nicht?

Das ist zwar die Meinung der Berufspazifisten (zumindest solange, bis sie ihre eigenen Meinung mit Gewalt durchsetzen), die Realität lehrt aber das Gegenteil. So z.B. gestern vor der somalischen Küste:
"Piratenangriff auf Kreuzfahrtschiff abgewehrt

Vor der Küste Somalias ist ein deutsch-italienisches Kreuzfahrtschiff mit mehr als 1500 Menschen an Bord nur knapp einem Piratenangriff entkommen. Die "MS Melody" wurde am Samstagabend von einem Schnellboot angegriffen, wie der Kapitän telefonisch der italienischen Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Im Golf von Aden kaperten Piraten erneut ein deutsches Schiff. Diesen Artikel weiter lesen

Nach Angaben von Kapitän Ciro Pinto griff ein Schnellboot gegen 21.35 MESZ mit sechs mit Kalaschnikows bewaffneten Piraten das Kreuzfahrtschiff an. Sicherheitsleute an Bord hätten das Feuer erwidert und so die Angreifer in die Flucht geschlagen, sagte er weiter. Niemand sei verletzt worden, die Piraten seien entkommen.

[...]"

26.04.2009: Videos des Tages

Dieser Tage war es wieder zu hören: "Wozu brauchen Sportschützen Großkaliberwaffen?" Eine dumme Frage! Für das Long Range-Schießen natürlich, wie etwa die beiden folgenden Videos aus Bisley demonstrieren. Und es ist irrelevant, ob diese Disziplinen nun zufällig zum olympischen Programm gehören oder nicht.




(Video 1)



(Video 2)

Samstag, 25. April 2009

25.04.2009: Videos des Tages

Zunächst drei Videos, die Spezialkräfte der russischen Innenbehörden bei Übungen zeigen. Das erste stammt aus dem Nowosibirsker Oblast, das zweite und dritte aus der Region Rostow am Don.
Im vierten Video wird schließlich ein neuer gepanzerter Sonderwagen vorgestellt, den die Fa. Arzamas für die Polizei fertigt.











Freitag, 24. April 2009

Aktuelles auf Visier.de

Die Visier-Redaktion, insbesondere Ulrich Eichstädt, hat dieser Tage mehrere aktuelle Beiträge zur Waffenrechtsdebatte publiziert. Mehr dazu hier:
Waffenrecht News

Faktensammlung Waffenrecht

"Was kann ich denn schon tun?" Wir meinen: viel!

24.04.2009: Video des Tages

Die dynamische US-Firma Magpul hat einen neuen Lehrfilm vorgestellt: "The Art of the Tactical Carbine - Volume 2".



Donnerstag, 23. April 2009

Jeder Legalwaffenbesitzer ein potentieller Terrorist?

Wer in der letzten Woche die amerikanischen Medien ein wenig verfolgt hat, ist sicher über den Bericht des US-Heimatschutzministeriums gestolpert, in dem vor rechtsradikalen Terroristen in den USA gewarnt wird. Damit sind allerdings nicht nur Vertreter des politischen Narrensaums wie der Klu Klux Klan gemeint, nein, ernsthafte Gefahren für die Sicherheit der USA drohen angeblich auch von zwei anderen Personengruppen in der Mitte der Gesellschaft: Kriegsveteranen und Legalwaffenbesitzern.
Ausführlich berichten die Juristen der NRA:
"[...]

This past week, gun owners, veterans, and many others were incensed by a report released by the Department of Homeland Security (DHS) that identified broad categories of people as potential terror threats based on their political beliefs, including a support for the Second Amendment.
The report, entitled "Rightwing Extremism: Current Economic and Political Climate Fueling Resurgence in Radicalization and Recruitment" was started in 2008 and completed and released recently. Its purpose was to highlight "rightwing" extremists who could become or be planning acts of violence; but the inclusion of groups as potential threats based simply on their political views has created a significant
backlash.

In one passage, the report stated, "The possible passage of new restrictions on firearms and the return of military veterans facing significant challenges reintegrating into their communities could lead to the potential emergence of terrorist groups or lone wolf extremists capable of carrying out violent attacks."
The report went on: "Proposed imposition of firearms restrictions and weapons bans likely would attract new members into the ranks of rightwing extremist groups, as well as potentially spur some of them to begin planning and training for violence against the government. The high volume of purchases and stockpiling of weapons and ammunition by rightwing extremists in anticipation of restrictions and bans in some parts of the country continue to be a primary concern to law enforcement."

In other words, DHS is concerned that people are buying firearms and ammunition out of concern that the administration will live up to its campaign promises.

In a passage that clearly shows antagonism to those who oppose anti-Second Amendment policies, the report says: "Weapons rights and gun-control legislation are likely to be hotly contested subjects of political debate in light of the 2008 Supreme Court's decision in District of Columbia v. Heller in which the Court reaffirmed an individual's right to keep and bear arms under the Second Amendment to the U.S. Constitution, but left open to debate the precise contours of that right. Because debates over constitutional rights are intense, and parties on all sides have deeply held, sincere, but vastly divergent beliefs, violent extremists may attempt to co-opt the debate and use the controversy as a radicalization tool."

How insulting is it to claim that gun owners can't be trusted to oppose gun restrictions without turning to violence?

The report's characterization of so many groups of Americans as potential terrorists, based on their legitimate political beliefs, is an outrageous attack on free political discourse in America. DHS Secretary Janet Napolitano has now apologized, as she should have, for the inclusion of returning veterans in the list of potential threats. But she has yet to make any apology to the millions of law-abiding American gun owners who have also been unjustly maligned."
Es ist wohl schon vorgekommen, daß Personen, die "verdächtige" Mengen Munition (gemeint sind 1000 Patronen) erworben haben, infolgedessen einen "Hausbesuch" von der Polizei bekamen:
"[...]

Shortly after the purchase, he received a visit from the U.S. Department of Homeland Security, whose interest was apparently piqued by a large-scale purchase of that caliber.

[...]"
Nun ist es nicht neu - weder in den USA noch in Deutschland -, daß man seine politischen Gegner als Verfassungsfeinde tituliert und versucht, sie so mundtot zu machen. Neu ist jedoch das Schwingen der spätestens seit 2001 allmächtigen Terrorismuskeule gegen unliebsame Zeitgenossen. (Woran übrigens fast alle politischen Parteien - in unterschiedlichem Ausmaß - mitgewirkt haben.)
Die Logik des DHS ist simpel: Wer sich einer Verschärfung des Waffenrechts mit legalen politischen Mitteln widersetzt, ist schon allein deswegen suspekt (schließlich sind alle "guten" Menschen dafür). Besitzt derjenige dann auch noch selbst Waffen und Munition oder kauft diese, dann ist er schon fast ein potentieller Terrorist. Engagiert er sich auch noch öffentlich und/oder mit anderen zusammen für seine Rechte, kann man das Wort "fast" im letzten Satz streichen.
Dies ist die knallharte Logik der Aufklärung - es lebe der "Volonté générale" und der damit einhergehende Konformitätsdruck. :-(

Was können wir hierzulande aus diesem Skandal lernen? Den Waffengegnern ist kein Trick zu blöd oder zu plump, um uns zu diskreditieren. Und der Vorwurf des Terrorismus wirkt heutzutage wie ein Zauberwort, mit dem man alle möglichen Einschränkungen rechtfertigen kann.
Ferner ist auch in Deutschland mit einer weiteren Verschärfung des öffentlichen Klimas zu rechnen. Parlamentarier haben sich schon in der Vergangenheit nicht entblödet, sich darüber zu beklagen, daß die Legalwaffenbesitzer von ihren Grundrechten Gebrauch machen und eine angeblich allmächtige "Waffenlobby" bilden. Bis zum Vorwurf der "Bedrohung" oder gar des "Terrorismus" ist es dann kein weiter Weg mehr.
Es ist auch nicht auszuschließen, daß diese komplizierte Argumentationskette noch vereinfacht wird: Sonach wäre jeder Waffenbesitzer nicht nur automatisch ein potentieller Amokläufer, sondern auch ein Terrorist - und folglich doppelt verabscheuungswürdig. Damit würde ein Schulterschluß zwischen linksliberalen Gutmenschen und "Law and Order"-Konservativen möglich.

Merke: Auch in "demokratischen" Staaten gilt die alte Weisheit Heines:
"Vertrauet Eurem Magistrat,
Der fromm und liebend schützt den Staat
Durch huldreich hochwohlweises Walten;
Euch ziemt es, stets das Maul zu halten."
Im Weigerungsfall werdet ihr einfach zu Schädlingen, Volksfeinden oder eben Terroristen erklärt und kommt, wenn es schlecht läuft, in ein Umerziehungslager, wo euch eure gefährlichen Ansichten ausgetrieben werden. :-(


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23.04.2009: Video des Tages

Im heutigen Video wird ein Nachbau des "Survivalgewehrs" M-6 Scout Rifle vorgestellt.



Mittwoch, 22. April 2009

Russische Waffen- und Militärzeitschriften


Da liegt sie nun vor mir: das erste Heft der russischen Zeitschrift Bratischka (dt.: Brüderchen), das ich im Abonnement erhalten habe. Aufgefallen war mir dieses Magazin erstmals vor etwa vier Jahren im Diskussionsforum der Red Alliance. Bei meinen Rußlandbesuchen in den folgenden Jahren habe ich dann meist das aktuelle Heft mitgebracht. Als sich dann vor drei Monaten die Frage gestellt hat, ob ich eine russische Waffen- bzw. Militärzeitschrift abonnieren würde, habe ich mich für Bratischka entschieden.

Warum? Das Themenspektrum gefällt mir im Vergleich zu den beiden Waffenmagazinen i.e.S. besser. Letztere – Kalaschnikow und Oruzhie (dt.: Waffen) – sind zwar im Hinblick auf waffentechnische und -geschichtliche Fragen sehr kompetent, jedoch nehmen die Berichte über (aus russischer Sicht) ausländische Waffen breiten Raum ein und sind für den von Visier & Co. verwöhnten Deutschen nur von begrenztem Interesse. Daher werde ich auch in der absehbaren Zukunft diese beiden Zeitschriften nur in Form von Einzelheften erwerben.

Bratischka wird u.a. vom Veteranenverband der Spezialeinheit „Vityas“ herausgegeben. Die Monatszeitschrift erscheint seit über zehn Jahren und wirkt in der Aufmachung sehr professionell. In Deutschland kann sie z.B. über die Presseagentur Raduga bezogen werden.

Die Mischung von in- und ausländischen, aktuellen und historischen Themen im Heft 4/2009 ist für diese Zeitschrift typisch, weshalb ich nachfolgend die Beiträge einmal kurz auflisten werde: Reportage über ein Aufklärungsbataillon der Inneren Truppen; Bericht über die sowjetische Marineinfanterie in diversen Weltgegenden (z.B. Syrien); Arbeit mit Diensthunden; Biographie eines Fallschirmjägeroffiziers; Erlebnisbericht eines Soldaten aus dem zweiten Tschetschenienkrieg; Reportage über die Schießsportdisziplin Benchrest; Bericht über eine Operation während des Afghanistankrieges; zwei Berichte über Waffenproduktion sowie über russische Vorderladerwaffen vom 14. bis 17. Jh.; Bericht über eine Partisanenoperation während des 2. WK; Artikel über Krav Maga; Reportage über argentinische Anti-Terror-Einheiten; Bericht über eine Operation des britischen SAS während des Falklandkrieges; Messebericht über die IWA 2009; Bericht über das Leben des Generals Markow (inkl. Vorstellung einer Bürgerkriegs-Reenactment-Gruppe).


22.04.2009: Gedicht des Tages

Ernst Moritz Arndt: "Der Gott der Eisen wachsen ließ"
(entstanden 1812)

"Der Gott, der Eisen wachsen ließ
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte;
drum gab er ihm den kühnen Mut
den Zorn der freien Rede,
daß er bestände bis aufs Blut
bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt
mit rechter Treue halten
und nimmer im Tyrannensold
die Menschenschädel spalten.
Doch wer für Tand und Schande ficht
den hauen wir zu Scherben,
der soll im deutschen Lande nicht
mit deutschen Männern erben.

O Deutschland, heil'ges Vaterland!
O deutsche Lieb' und Treue!
Du hohes Land, du schönes Land!
Dir schwören wir aufs neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht!
Der fütt're Krähn und Raben.
So ziehn wir aus zur Herrmansschlacht
und wollen Rache haben.

Lasst brausen, was nur brausen kann
in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutschen alle, Mann für Mann,
fürs Vaterland zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan
und himmelan die Hände,
und rufet alle, Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende!

Laßt klingen, was nur klingen kann -
Trompeten, Trommeln, Flöten.
Wir wollen heute Mann für Mann
mit Blut das Eisen röten.
Mit Henker- und mit Knechteblut,
o süßer Tag der Rache.
Das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache.

Laßt wehen nur, was wehen kann
Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut uns Mann für Mann
zum Heldentode mahnen:
Auf, fliege, stolzes Siegspanier
voran dem kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
den süßen Tod der Freien."

Dienstag, 21. April 2009

Blogosphäre: Wiederbelebung

Wie ich dieser Tage feststellen konnte, ist der Waffenblog - m.W. der erste seiner Art im deutschsprachigen Raum - infolge der drohenden Waffenrechtsverschärfung wiederbelebt worden. Das freut mich ungemein, ebenso wie das (auch schon auf Backyard Safari behandelte) Thema des "Waldgangs".

Desweiteren hat Sven Ortmann heute in seinem Blog eine vielversprechende Reihe über Freiheit in Deutschland begonnen.

Rückzug aus Tschetschenien?


Eine der interessantesten Meldungen der vergangenen Wochen aus Osteuropa lautete: "Moskau will sich offenbar aus Tschetschenien zurückziehen". Die dahinterstehende Wirklichkeit ist allerdings weit weniger spektakulär und so lasen sich die Berichte vom letzten Donnerstag auch schon nüchterner.
Was ist denn nun wirklich passiert? Das Anti-Terror-Komitee der Rußländischen Föderation hat zwei Anordnungen Präsident Jelzins aus dem Jahr 1999 aufgehoben, mit denen erstens die Republik Tschetschenien zu einer Anti-Terror-Zone erklärt worden war, in der die Sicherheitsbehörden besondere Befugnisse hatten, und zweitens eine besondere Gruppierung der Streitkräfte gebildet worden war.
Welche direkten Folgen haben diese Maßnahmen? Die rechtliche Sonderstellung Tschetscheniens, die sich invielen Details gezeigt hatte, ist beendet und der größte Teil der dort stationierten 20.000 Soldaten und föderalen Polizeikräfte wird demnächst abgezogen werden. (Der Abzug erscheint der Regierung auch aus finanziellen Gründen geboten, schließlich ist der Unterhalt eines solchen Kontingents nicht ganz billig.)

Die russischen Tageszeitungen Wremja Nowostej und Wedomosti kommentieren das Ereignis wie folgt:
"[...]

Das in der Tschetschenischen Republik im September 1999 eingeführte Regime der Antiterror-Operation ist ab 16. April aufgehoben worden, schreiben russische Zeitungen am Freitag.
Formal wird sich Tschetschenien bis Ende 2009 endgültig in die üblichen russischen Regionen einreihen.

Die groß angelegten Kampfhandlungen in Tschetschenien hörten 2001 auf. Seit 2003 hat die Republik einen Moskau genehmen Präsidenten, eine Verfassung, die festlegt, dass die Republik zu Russland gehört, ein Parlament und Gerichte. Jetzt kommt ein System von Kommunen hinzu. Zum Teil ist das eine Art Ritual: Hätten die tschetschenischen Dörfer keine reale Selbstverwaltung gehabt, hätten sie den Krieg nicht überlebt.
Wie es sich für eine regionale gesetzgebende Versammlung in Russland auch gehört, unterstützt das Parlament jede Initiative von Präsident Ramsan Kadyrow. Nur dass der Grad der inneren Selbstständigkeit des tschetschenischen Präsidenten über dem Freiheitsgrad eines jeden anderen regionalen Leiters in Russland liegt.
In Tschetschenien selbst besteht die Meinung, das sei ein gerechter Tribut an die "besonderen Bedingungen der Wiederherstellung". In anderen Regionen wird Tschetschenien im Stillen beneidet.

Die etatmäßige Versorgung je Einwohner ist in der Republik doppelt so hoch wie der Durchschnitt im Südlichen Föderalen Bezirk. Russland hat in Tschetschenien bereits bedeutende Geldmittel investiert.
Im Rahmen des föderalen Zielprogramms für die Wiederherstellung der Wirtschaft und der sozialen Sphäre Tschetscheniens 2002 - 2006 hat der Fiskus 30,6 Milliarden Rubel bereitgestellt (1 Euro entspricht etwa 44 Rubel). 2007 erhielt die Republik weitere 11,9 Milliarden Rubel, das laufende Hilfsprogramm für den Zeitraum 2008 - 2011 sieht 111 Milliarden Rubel vor.
Bisher haben sich diese Anlagen nicht adäquat rentiert. Die Durchschnittslöhne sind in der Republik (laut Angaben des russischen Statistikamts 11 490 Rubel) höher als in den meisten Nachbarregionen, aber auch die Arbeitslosigkeit ist hoch (2008: ca. 50 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung). Vergleichbare Kennziffern weist nur Inguschetien mit seinen 45 bis 48 Prozent auf, in Dagestan sind es 16 Prozent, in den übrigen Regionen weniger.

Das Projekt "Kadyrow" (zuerst Achmat, dann sein Sohn Ramsan), das das föderale Zentrum 1999 einleitete, ist absolut erfolgreich. Der Krieg gegen die eigenen Bürger wird den russischen Delegationen nicht mehr bei jedem internationalen Treffen aufs Brot geschmiert. Die russische Armee ist von ihrer Last befreit worden, wenn man natürlich von den Spezialeinheiten absieht, die ab und zu ins Gebirge entsandt werden, um gegen die Extremisten von Umarow zu kämpfen.

[...]"
(Ausführlich dazu auch dieser Artikel von Dmitrij Babitsch; eine Bilderreihe zum Thema ist hier zu finden.)



Die Entscheidung vom 16. April ist das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung, mit der wieder ein Minimum an Normalität erreicht worden ist.
Nachdem sich die ethnischen Tschetschenen im ersten Krieg (1994 - 1996) eine weitreichende Autonomie innerhalb des Staatsverbandes der RF erkämpft hatten (der Vertrag wurde damals von Alexander Lebed mit ausgehandelt), ist im Land in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre der Islamismus immer weiter vorgedrungen. Er gipfelte in Forderungen nach der Errichtung eines Gottesstaates und der Vertreibung aller Ungläubigen aus dem Nordkaukasus. Derartige Ideen lassen sich allerdings kaum auf dem Weg des politischen Kompromisses durchsetzen.

Und so hat denn auch der tschetschenische Feldkommandeur Schamil Bassajew am 7. August 1999 mit rund 1500 bewaffneten Glaubenskriegern die Grenze zur Nachbarrepublik Dagestan überschritten, um den Dschihad im Namen Allahs zu führen. Dieses Ereignis (und nicht die Anschläge auf Wohnhäuser in Moskau und anderen Orten) waren der Beginn des Zweiten Tschetschenienkrieges, denn zur Abwehr der für einen "Low Intensity Conflict" erheblichen Anzahl von Kämpfern mußten größere Polizei- und Militäreinheiten nach Dagestan entsandt werden. (Komisch nur, daß diese Tatsachen in 99 % der „westlichen“ Medienberichte über den Konflikt nicht erwähnt werden, sind sie doch geeignet, das oft gezeichnete Bild der armen und heroischen Kämpfer für Freiheit und Unabhängigkeit zu erschüttern.)
Bis Anfang Oktober konnten die Sicherheitskräfte Dagestan weitgehend von den Eindringlingen säubern, danach wurden sie auf ihr tschetschenisches Rückzugsgebiet verfolgt. Damit hatte der Zweite Tschetschenienkrieg begonnen. Er wurde von den föderalen Sicherheitskräften erheblich professioneller geführt als der erste und so waren die größeren Kampfhandlungen bereits 2001 beendet.

Was folgte, war ein Guerillakrieg in dem sich Teile der Mudschahedin in die unwirtlichen Regionen des Landes zurückgezogen hatten und immer wieder Anschläge verübten. Die spektakulärsten fanden 2002 in Moskau und 2004 in Beslan statt.
Man muß jedoch die Besonderheiten des Kaukasus beachten. Die vielfältigen Loyalitäts- und Konfliktlinien aus ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Verwandtschaftsbeziehungen und machtpolitischen Erwägungen (einschließlich Korruption) haben zu einer grundsätzlich anderen Gemengelage geführt als noch Mitte der 1990er Jahre. Tatsache ist: Bei weitem nicht alle Tschetschenen waren bereit, den Terroristen in ihrem Glaubenskrieg zu folgen. Hier kommt die Familie Kadyrow ins Spiel. Ihre starken Männer, Achmat und Ramsan Kadyrow, waren fähig, sich unter den bewaffneten Männern des Landes Respekt zu verschaffen und eine eigene Miliz aufzubauen. Damit boten sie sich auch als Verbündete der Zentralregierung in Moskau an, die erkannt hatte, daß in diesem Konflikt nur eine "indische Lösung" in Form weitgehender (politischer und rechtlicher) Autonomie und Selbstverwaltung Tschetscheniens Abhilfe versprach. Dafür brauchte man aber einen starken Mann vor Ort – Achmat Kadyrow.

Die weitgehende Befriedung Tschetscheniens ist mithin die Kombination aus einer kriegsmüden Bevölkerung, die mit Kadyrow eine einheimische politische Perspektive erhielt, und der erfolgreichen Arbeit der föderalen Sicherheitskräfte zu verdanken.
An dieser Stelle drängt sich ein Vergleich mit der Tätigkeit der NATO in Afghanistan auf. Während dort bereits im Jahr 2004 mit Hamid Karzai ein Präsident von amerikanischen Gnaden installiert wurde, ist es der von ihm geführten afghanischen Regierung bis heute nicht gelungen, ihre Autorität im Land zu festigen, rivalisierende Personen und Kräfte einzubinden und schlagkräftige Sicherheitskräfte zu formieren. Selbst Karzais Personenschützer sind Ausländer. Verglichen damit erscheint Tschetschenien fast schon als Erfolgsmodell für die Regulierung eines ethnisch-religiösen Konfliktes im islamischen Raum.

Dabei darf nicht vergessen werden, daß die Terroristen noch nicht besiegt sind (vgl. hier und hier), sondern nur erheblich geschwächt wurden, auch durch mehrere Amnestien. (Fraglich ist zudem, inwieweit ein vollständiger "Sieg" in einem derartigen Konflikt überhaupt realisierbar wäre. Wie definiert man hier überhaupt den Begriff "Sieg"?) Der harte Kern der Kämpfer hat sich in die tschetschenischen Berge zurückgezogen oder ist in die Nachbarrepubliken Inguschetien und Dagestan ausgewichen, in denen die Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte geringer war und wo heute die Schwerpunkte der terroristischen Aktivitäten liegen. Zu ausgedehnten Operationen wie 1999 sind sie schon lange nicht mehr fähig; neben kleineren Anschlägen auf Polizeistreifen sind sie vor allem damit beschäftigt, ihr eigenes Überleben zu sichern.

Die Befriedung des Nordkauksasus ist für die russische Föderalregierung nicht unproblematisch, etwa im Hinblick auf die Rechtseinheit der RF. Den Bürgern dort müssen ganz erhebliche Zugeständnisse gemacht werden. So ist etwa in Inguschetien seit 2006 während des Fastenmonats Ramadan der Verkauf und öffentliche Genuß von Alkohol ebenso wie das Rauchen in der Öffentlichkeit gesetzlich verboten. Außerdem kommt dem Islam in dieser Region mittlerweile eine recht offiziöse Rolle zu. Und Tschetschenien hat heute, nach dem Ende des gewaltsamen Separatismus, unter Ramsan Kadyrow einen ganz erheblichen Grad an Autonomie und Selbstverwaltung erreicht, welcher in der Rußländischen Föderation einmalig ist. Und von der Föderalregierung wird dieser Zustand auch noch üppig subventioniert.
Das ist in der Tat eine paradoxe Situation.

Der "Tausch" erscheint einfach: Die Muslime dürfen ihrer Religion folgend leben und – fast wie in den "wilden Zeiten" des 18. und 19. Jahrhunderts – ihre "inneren" Angelegenheiten weitgehend selbst und ohne Einmischung aus Moskau regeln, müssen sich dafür aber von religiös motivierter Gewalt und Separatismus fernhalten. Rational betrachtet ist dies eine ordentliche politische Lösung – freilich keine Lösung aus der sterilen ideologischen Retorte der üblichen Kämpfer für "Menschenrechte und Demokratie", sondern eine, die aus den konkreten politischen Verhältnissen entstanden ist. (Deshalb wird in der "westlichen" Presse auch heute noch, als hätte es in den letzten Jahren in Tschetschenien keinerlei Verbesserung gegeben, das angebliche Fehlen einer politischen Lösung bemängelt.)
Fragt sich nur, ob die Menschen des Nordkaukasus damit zufrieden sein werden oder ob der Same des Heiligen Krieges dort neue Früchte trägt.


Verwandte Beiträge:
Mit zweierlei Maß - Unser geliebter Dschihad
Neue Terrorwelle im Nordkaukasus
Weitere Anschläge im Nordkaukasus
Gedanken zur Woche
13.12.2008: Bilder des Tages
14.12.2008: Bilder des Tages

Fotos: RIA Nowosti.

21.04.2009: Video des Tages

Das heutige Video stammt aus Tschechien und zeigt einen Wettkampf in der Disziplin Laufende Scheibe.



Montag, 20. April 2009

Vorahnung?


Als ich vorgestern das heutige Musikvideo ausgesucht habe, konnte ich davon noch nichts wissen. Soeben las ich, daß Anatolij Kuleschow, Musiker der Gruppe Ljube (im Bild links), gestern Abend bei einem Verkehrsunfall in Moskau ums Leben gekommen ist. Er hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. Mehr dazu hier.
Möge er in Frieden ruhen.

(Im Vergleich dazu erscheint der Autounfall, den ich heute hatte, geradezu lächerlich. Nur ein kleiner Blechschaden.)

Zur Erinnerung an Anatolij Kuleschow jetzt noch einmal das Lied "Schagom marsch" (dt.: Im Gleichschritt marsch), eine musikalische Militärparodie.




Foto: Rossijskaja Gazeta

20.04.2009: Musik des Tages

Heute wieder einmal Ljube mit einer zweiten Fassung von "Ty nesi menja reka" (dt.: Fluß, trage du mich ...).



Sonntag, 19. April 2009

19.04.2009: Video des Tages

Heute: Messerwerfen. ;-)



Samstag, 18. April 2009

Erinnerung an Andreas Hofer

Die Welt hat kürzlich einen netten Text über den Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer veröffentlicht - und erinnert zugleich an Carl Schmitt, einen der wichtigsten Staats- und Völkerrechtslehrer des 20. Jahrhunderts:
"[...]

Er war Pferdehändler und Kneipier, mit einem Talent für das schnelle Geschäft, mit dem er seinen Erbgasthof "Am Sand" bei St. Leonhard in Passeier vor dem Ruin rettete. Deswegen nannte man ihn auch "Sandwirt". Zeitgenössische Darstellungen zeigen Andreas Hofer (1767-1810) als hünenhafte Gestalt, die ihre bayerischen und französischen Gegner um Körper- und moralische Größe überragte. Das mag patriotischer Folklore geschuldet sein.

Doch als er am 8. April 1809 den Freiheitskampf der Tiroler gegen das napoleonische Besatzungsregime proklamierte, schrieb er Weltgeschichte. Kein Geringerer als der umstrittene wie wirkungsmächtige Staatsrechtler Carl Schmitt stellte den "wirklichen Guerilla-Volkskrieg", der damals losbrach, an den Beginn seiner "Theorie des Partisanen" (1963).
Denn der Freiheitskampf der Tiroler entlud sich zeitgleich mit der spanischen Erhebung gegen Napoleon, nach der der Guerilla-Krieg seinen Namen hat und sein Vorbild: In diesem Krieg, so Schmitt, "stieß zum ersten Male Volk - vorbürgerliches, vorindustrielles, vorkonventionelles Volk - mit einer modernen, aus den Erfahrungen der Französischen Revolution hervorgegangenen, gut organisierten, regulären Armee zusammen. Dadurch entwickelten sich neue Räume des Krieges, entwickelten sich neue Begriffe der Kriegführung und entstand eine neue Lehre von Krieg und Politik."

Auf Tirol 1809 gewendet: Nach der Niederlage von Austerlitz 1805 hatte Österreich Tirol an das mit Frankreich verbundene Königreich Bayern abtreten müssen. Seitdem mühten sich bayerische Beamte nach Kräften, das urtümlich verfasste Gebirgsland in die Gegenwart zu treiben. Diese ungestüme Modernisierungsoffensive traf auf eines der konservativsten Länder Europas. Tirol hatte sich selbst im Rahmen des Habsburger Ancien régime eine Sonderrolle erhalten können.

Das unzugängliche Gebirgsland war geprägt von einem freien Bauerntum, dem der Kaiser im fernen Wien das Recht zugestanden hatte, sich selbst zu verteidigen. Aus diesem Grund taten die Tiroler in Schützenkompanien und Landsturm Dienst. Die rund 36 000 Schützen waren mit eigenen Stutzen bewaffnet, 40 000 Stürmer mit "Picken, gerade aufgesetzten Sensen und Morgensternen". Und sie kannten jeden Weg in dem zerklüfteten Land.
Andreas Hofer, der die Proklamation zum Aufstand formulierte, war Oberkommandant der Passeier Schützen. Mit vielleicht 6000 Mann hatte er sich auf dem Bergisel bei Innsbruck verschanzt. Als die bayerischen Regimenter, an die 8000 Mann, in regulärer Linienformation von Innsbruck aus gegen ihn vorrückten, schossen die Tiroler sie einfach über den Haufen. Am 12. April war die Landeshauptstadt in der Hand der Rebellen.

[...]"



Neben den kriegstheoretischen Aspekten bezüglich der Guerillakriegführung erscheinen mir zwei Punkte wichtig. Erstens: Die Tiroler waren freie Bauern - und Schützen. Zweitens: Sie waren eher Vertreter einer dem damaligen Zeitgeist widerstrebenden Weltanschauung:
[...]

Doch die Guerilla-Bewegungen in Tirol und Spanien beweisen noch etwas anderes: Der Partisan ist keineswegs ein Kämpfer für Aufklärung, Fortschritt, Modernität. Zu dem haben ihn erst seine marxistischen Interpreten des 20. Jahrhunderts und die sie lesenden Vietnamkriegsgegner gemacht. Hofer und die Seinen kämpften für ihre alte Wehrverfassung, die überkommene Machtstellung der katholischen Kirche und gegen die Nivellierungen des modernen bayerischen Beamtenstaates.

[...]

Wie die Spanier, die für das marode Regime der Bourbonen aufstanden, stritten die Tiroler für das Ancien régime und gegen die Menschenrechte der Revolution.

Befreiungsbewegungen, hat der Schweizer Soziologe Jean Ziegler das vom Zweiten Weltkrieg und der folgenden Entkolonialisierung geprägte Bild des Partisanen beschrieben, bringen "fundamentale soziale Forderungen auf den Weg ... sie verwandeln die Beziehungen zwischen den Klassen ... und vor allem bringen sie Millionen Menschen die Chance für ein menschliches, ein freieres, glücklicheres und gerechteres Leben".
Dass sie das nicht unbedingt tun müssen, hat Andreas Hofer bewiesen.

[...]"

Die Erinnerung an Hofer muß den Waffengegnern wie ein Schreck in den Gliedern sitzen. Sie wollen doch nur das Beste für alle Menschen und dann kommt jemand daher und widersetzt sich ihren Plänen für den Umbau der Gesellschaft.


Verwandte Beiträge:
Waffenphilosophie
18.11.2008: Text des Tages
05.01.2009: Bilder des Tages
07.04.2009: Text des Tages
09.04.2009: Text des Tages

18.04.2009: Video des Tages

Die koreanische Firma Sam Yang stellt besondere Luftgewehre in großen Kalibern her. So wird z.B. das hier gezeigte Modell im Kaliber .45 geliefert. Angesichts der deutschen Rechtslage bleiben diese interessanten Waffen freilich ein sehr theoretisches Unterfangen. :-(



Freitag, 17. April 2009

Die militärischen Einheiten der Staatssicherheit II

Nachfolgend setze ich den Beitrag vom 16.03.2009 mit der Behandlung von vier weiteren Titeln über die militärischen Einheiten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR fort.

Während die bisher vorgestellten Publikationen weitgehend die Außensicht wiedergeben, hat sich mit „Schild '84 – Eine ostdeutsche Biographie“ erstmals ein Insider zu Wort gemeldet. Das anonym veröffentlichte Buch ist als Privatdruck erschienen und kann über die E-Mail-Adresse bestellt werden.
Der Autor schildert seinen eigenen, durchaus DDR-typischen Werdegang: Elternhaus, Schule, Berufsausbildung, danach (mehr aus Zufall denn aus eigener Planung) Wehrdienst im Wachregiment Feliks Dzierzynski zu Beginn der 1980er Jahre. Nach 6 Monaten Grundausbildung und Wachdienst wird ihm (und einigen seiner Kameraden) dann ein verlockendes Angebot gemacht: „Aufkohlen“ zum Berufssoldaten und Dienst in einer Einheit, die erheblich mehr Abwechslung und (sportliche) Herausforderungen bietet als die noch vor ihm liegenden zweieinhalb Jahre Wachestehen im WR.

Seine neue Einheit, die AGM/S und spätere Hauptabteilung XXII, erscheint vom Stil her erstaunlich unförmlich, gerade für DDR-Verhältnisse fast schon unmilitärisch. Offenkundig war er in eine im Aufbau befindliche Anti-Terror-Einheit gekommen, denn ähnliche Beschreibungen kennt man z.B. aus den Anfangsjahren der GSG 9. Es wurde viel erprobt und herumexperimentiert. Einer der Höhepunkte war eine als „Schild 84“ bezeichnete Vorführung vor Minister Mielke und seinem Kollegen vom sowjetischen KGB.
Interessant ist insbesondere die Schilderung der westeuropäischen Waffen, über die die Einheit verfügte, z.B. Scharfschützengewehre und MPi 69 von Steyr, Sturmgewehre von Heckler & Koch, Repetierflinten von Winchester sowie Smith & Wesson-Revolver. Daneben natürlich auch Waffen aus dem Warschauer Vertrag: Kalaschnikows in mehreren Varianten, Makarow-Pistolen, das SSG Dragunow sowie die Klein-MPis bzw. Reihenfeuerpistolen Vz. 61 (Scorpion), APS (Stetschkin) und PM 63. Die letztere stammte aus Polen und erfreute sich bei den Soldaten besonderer Beliebtheit.

Der Autor läßt es dabei jedoch nicht bewenden. Er schreibt auch über den Abschied vom MfS im Herbst 1989 sowie sein weiteres Leben nach der Wiedervereinigung. „Schild '84“ ist ein höchst subjektives, authentisches Buch, doch gerade deshalb unbedingt lesenswert. Ungeschönt und ohne nachträgliche Glorifizierung wird erstmals eine Innenansicht der sagenumwobenen Spezialeinheiten des MfS geliefert. Was dabei herausgekommen ist, eignet sich allerdings kaum dazu, dem Mythos von den stahlharten Killerkommandos der Weltrevolution, dem manche Personen immer noch anhängen, neue Nahrung zu geben. Der Autor beschränkt sich in dieser Autobiographie auf die Schilderung seiner eigenen Erlebnisse und Empfindungen. Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Denn eine fachkundige Gesamtdarstellung der militärischen Einheiten des MfS, insbesondere der Spezialkräfte, steht trotz einem halben Dutzend Bücher leider immer noch aus.

Bereits seit 1996 liegt der Titel „Partisanen des Kalten Krieges“ von Stephan Fingerle und Jens Giesecke vor, der vom Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen herausgegeben wurde. Mit den militärischen Einheiten des MfS hat dieser Band nur insofern zu tun, als darin die von der Nationalen Volksarmee von 1957 bis 1962 unterhaltene Vorgängertruppe für Kommandoaktionen porträtiert wird, welche später in der AGM/S des MfS aufgegangen ist.
Nach einer Einleitung sind zahlreiche Dokumente aus den Archiven von NVA und MfS abgedruckt, die einen Einblick in die „Partisanentruppe“ der Abteilung Röbelen bzw. Verwaltung 15 vermitteln. (Daraus stammt auch die unten wiedergegebene Übersicht über die 1962 vorhandenen Waffen und Munition (Quelle: S. 62 ff.).) Insgesamt hat man den Eindruck, es mit einer jener „Privatarmeen“ zu tun zu haben, wie sie etwa im Zweiten Weltkrieg auf britischer Seite üblich waren. Der erste Chef, Gustav Röbelen (der bereits im 2. WK als Partisan auf seiten der UdSSR gekämpft hatte), ist denn auch an seinem unkonventionellen Führungsstil gescheitert und 1959 abgesetzt worden.
Kurzum ein kleines aber interessantes Büchlein zu einem Randthema der deutschen Militärgeschichte, das zudem in einem recht sachlichen Ton gehalten ist. (Bei der BStU leider nicht selbstverständlich.)






Nur am Rande befaßt sich Tobias Wunschik in seinem Aufsatz über die Hauptabteilung XXII (Terrorabwehr) mit den Spezialkräften. Der Text ist Teil des Handbuches „Anatomie der Staatssicherheit“ und ist hier als PDF-Datei greifbar. Wunschiks Aufmerksamkeit gilt vor allem den nachrichtendienstlichen Zweigen der Terrorabwehr. Dennoch ist auch seine Arbeit durchaus lesenswert.

Eine ähnliche Schwerpunktsetzung liegt im zweiten Band von „Die Sicherheit“ vor (hier auch als PDF), der ebenfalls einen Abschnitt über die Terrorabwehr des MfS enthält. Diese Bücher und die dazugehörende Webseite sind jedoch - bedauerlichweise - z.T. von DDR-Apologetik geprägt. Das Thema MfS polarisiert noch zu stark: Entweder sieht man diese Behörde als Ausgeburt des Teufels (wie die BStU) oder man neigt zu einer romantischen Verklärung (wie manche der heute gern in den Medien auftretenden Veteranen). Die seit der Wende vergangenen 20 Jahre haben offenkundig bei vielen nicht ausgereicht, um die für eine sachliche Auseinandersetzung notwendige (emotionale) Distanz zu schaffen.


Verwandte Beiträge:
Die militärischen Einheiten der Staatssicherheit I
Das Weiterleben der SOE

17.04.2009: Video des Tages

Heute geht es wieder um das nationale Waffenregister - ein Projekt, mit dem man in Kanada schon Erfahrungen gesammelt hat.



Donnerstag, 16. April 2009

Frauen in der Roten Armee

Am Montag hat ein Besucher aus Wien mit dem Namen „Suzie“ die Tagesbilder vom 23.02.2009 in einem nicht besonders freundlichen Ton kommentiert. Ich werde diesen Kommentar nicht löschen, will mich jedoch mit den darin enthaltenen Vorhaltungen auseinandersetzen.

1. Der Einsatz von Frauen in Kampfverbänden durch die Rote Armee sei „perfide“ gewesen und habe nur dem Ziel gedient, die Moral der armen Deutschen zu untergraben.
Tatsache ist: Die Verwendung von Frauen, auch für Kampfaufgaben, entsprang in der Sowjetunion während des 2. WK der puren Notwendigkeit. Insgesamt wurden in der SU etwa 800.000 Frauen für den Kriegseinsatz mobilisiert, davon ein nicht unbeträchtlicher Teil in Verwendungen an der Front, etwa als Pilotin, Kraftfahrerin oder Scharfschützin. Die Mehrzahl diente jedoch im Luftschutz, in Sanitätseinheiten, Wäschereien, Bäckereien und anderen rückwärtigen Diensten.
Das war übrigens auch in Deutschland der Fall. Und ich sehe mich außerstande, einen qualitativen Unterschied zwischen einer weiblichen Flak-Bedienung und einer Scharfschützin zu erkennen. Es bedarf schon eines großen Maßes an geistiger Beschränktheit, um hierin „Perfidie“ zu sehen, zumal dieser Begriff offenkundig einer Privatdefinition von Suzie unterliegt und nichts mit dem kriegsvölkerrechtlichen Perfidieverbot zu tun hat.
Dazu kam noch, daß sich die Sowjetunion nach der Oktoberrevolution der Gleichberechtigung der Geschlechter verschrieben hatte. Daraus folgte der „Einbruch“ von Frauen in viele bisherige Männerdomänen. Mithin gab es auch keine ideologischen Gründe, die dem Kampfeinsatz von Frauen grundsätzlich entgegen gestanden hätten. (In Deutschland mußte man hingegen viele Verrenkungen unternehmen, um sowohl die Flakhelferin als auch die Mutterkreuzträgerin als Volksgenossinnen auf einen Nenner zu bringen – zumindest dem Äußeren nach.) Erstaunlicherweise hat aber gerade der 2. WK dazu geführt, daß das Frauenbild in der sowjetischen Gesellschaft wieder erheblich „konservativer“ wurde: An die Stelle der werktätigen und forschenden Frau trat zunehmend die Ehefrau und Mutter, die sich um die „2 K“ (ohne Kirche natürlich) zu kümmern hatte.



2. Eine glatte Lüge ist Suzies Behauptung, deutsche Soldaten hätten nicht auf Frauen geschossen. (Hier schimmert die – rassistische – Selbstbeweihräucherung der Wehrmacht als in jedem Falle „ritterlicher“ Armee durch, die gegen vorgeblich „asiatische Horden“ gekämpft habe.)
Die zeitgenössischen Quellen sprechen freilich eine andere Sprache. So z.B. die beiden Fotos (Quelle: s.u., S. 165). Beide sind von deutschen PK-Fotografen gemacht worden und zeigen gefallene Soldatinnen der Roten Armee. Eine davon wurde, wie deutlich zu sehen ist, mit einem Kopfschuß hingerichtet.
In diesem Kontext darf auch nicht vergessen werden, daß weiblichen Angehörigen der Roten Armee, die in deutsche Gefangenschaft geraten waren, der völkerrechtliche Kriegsgefangenenstatus verweigert worden ist. D.h. die Frauen wurden entweder zu Zivilgefangenen degradiert (und mußten dementsprechend Zwangsarbeit verrichten) oder sie wurden dem SD übergeben und von diesem entweder sofort exekutiert oder in Konzentrationslagern untergebracht (insbesondere Ravensbrück). Diese Frauen hatten aber noch Glück im Vergleich zu jenen, die von den deutschen Truppen noch an der Front als „entartete jüdische Flintenweiber“ liquidiert worden sind. (Entsprechende deutsche Quellen sind mir bekannt.)



3. Es kommt schon einer Verhöhnung des gesunden Menschenverstandes und zugleich dem Eingeständnis der eigenen Dummheit gleich, wenn Suzie mir deutsche und US-amerikanische Quellen empfiehlt, um meine vorgebliche Bildungslücke zu beheben. Erstens ist in amtlichen Dokumenten deutscher Provenienz, sofern sie nicht der Propaganda dienen sollten, recht offen vom harten Umgang mit den Rotarmistinnen die Rede. So beklagt sich z.B. General von Reichenau (übrigens ein Kriegsverbrecher i.e.S. des Wortes) 1941 darüber, daß immer noch „entartete Weiber zu Kriegsgefangenen“ gemacht würden, anstatt sie sofort zu erschießen.
Zweitens vermag ich nicht einzusehen, was uns Quellen aus den USA über die Ostfront des 2. WK sagen sollten. Was man in den USA darüber wußte, entstammte großteils dem Wissenstransfer gefangener deutscher Offiziere, die sich so beim neuen „großen Bruder“ im heraufziehenden Kalten Krieg beliebt machen wollten. Wenn man diese Texte liest, so trifft man auf ein komisches Gemisch aus Halbheiten, rassistischen Vorurteilen, und „demokratisierter“ NS-Propaganda: Ging es bis 1945 gegen die „jüdisch-bolschewistischen Untermenschen“, so hatte man schnell sein Fähnchen in den Wind gehängt und sprach danach von der „Verteidigung der freien Welt“. Was sollten uns diese Opportunisten heute in der Sache noch zu sagen haben?

Wo kann man sich statt dessen über Kriegseinsatz sowjetischer Frauen während des 2. WK informieren? Zum Einstieg ist in deutscher Sprache das Buch „Mascha, Nina, Katjuscha – Frauen in der Roten Armee 1941-1945“ zu empfehlen. Als Begleitband für eine Ausstellung im Museum Berlin-Karlshorst entstanden, werden in den Aufsätzen alle relevanten Fragen erörtert, wenngleich notgedrungen vieles kursorisch bleibt. (Daher wird man für eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema auf russische Literatur zurückgreifen müssen, denn auch in der englischen ist es nur ein Randthema.) Behandelt werden die sozialgeschichtlichen Hintergründe, das Leben an der Front und die Wiedereingliederung in das Zivilleben. Die Texte werden durch einen umfangreichen Anhang mit den in der Ausstellung gezeigten Bildern und Dokumenten ergänzt, die auch Einblick in ganz konkrete Biographien geben. Bedauerlicherweise ist das Buch nur noch antiquarisch erhältlich.
Dieser Band ist für den Interessierten ein erheblich zuverlässigerer Wegweiser als diffuse Memoiren deutscher Soldaten, in denen etwa behauptet wird, sie hätten in ihrer Stellung einem „Frauenbataillon“ gegenüber gelegen. Dabei gab es in der Roten Armee keine Einheiten, die ausschließlich aus Frauen gebildet worden sind (die einzige Ausnahme von dieser Regel waren drei Fliegerregimenter der Luftstreitkräfte).

Ich bin gespannt, mit welchen Argumenten sich Suzie jetzt zu Wort melden wird. Hoffentlich verschont sie/er uns mit weiterer NS-Apologetik. (Um abschließend eventuellen Mißverständnissen vorzubeugen: Man muß kein Anhänger der Herren Reemtsma und Heer sein, wenn man bei der Betrachtung des 2. WK über das Niveau der Landserhefte hinausgewachsen ist.)


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16.04.2009: Video des Tages

Auch jungen Damen kann das Schießen mit der AKM Spaß machen, wie das heutige Video belegt. Allerdings sollte man sich im Dauerfeuermodus nicht vom Rückstoß überwältigen lassen. ;-)



Mittwoch, 15. April 2009

Molot in Not


Die Firma Molot im mittelrussischen Wjatskije Poljany ist auch deutschen Jägern und Sportschützen bekannt, fertigt sie doch u.a. Repetierflinten, Mosin-Nagant-Gewehre und Selbstladegewehre, die auf dem Kalaschnikowsystem basieren. Dazu kommen noch Handfeuer- und Panzerabwehrwaffen für militärische Kunden - und seit einem Jahr auch ein CO2-Gewehr namens PPSh-M, welches der legendären MPi PPSh nachempfunden ist. Im März war Molot noch auf der IWA in Nürnberg präsent. Am 9. April hat nun Rußland Aktuell gemeldet, daß auch dort die weltweite Finanzkrise zugeschlagen hat und das Unternehmen ernste Liquiditätsprobleme habe:
"[...]

Ein staatseigener Herstellerbetrieb von Schusswaffen will seine Mitarbeiter jetzt mit Lebensmitteln bezahlen, weil er den Lohn schuldig bleibt. Zehn Prozent der 5.000 Mitarbeiter haben bereits eingewilligt.

Die Lohnschulden des Werkes „Molot“ in Wjatskije Polany (Gebiet Kirow) belaufen sich auf 121 Mio. Rubel (2,7 Mio. Euro). Wegen der ausstehenden Gehaltszahlungen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Allerdings ist klar, warum das Geld ausbleibt: Gerichtsvollzieher beschlagnahmen alle liquiden Mittel des staatseigenen Betriebs, um damit Forderungen von Zulieferern abzudecken.

[...]

In dieser Lage hat sich die Werksleitung als erster Betrieb Russlands zur Rückkehr zu einer Praxis entschieden, die in den Krisenjahren am Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre üblich war: Die Arbeiter sollen als Abschlagszahlung Lebensmittelpakete im Gegenwert von 630 Rubel (14 Euro) bekommen. Sie werden einfache Nahrungsmittel wie Speiseöl, Mehl, Nudeln, Buchweizen, Zucker und Fleischkonserven enthalten, schreibt der „Kommersant“.

Die Rückkehr zu einer anderen in früheren Krisenjahren erprobten wirtschaftlichen Überlebenstechnik kommt im Falle von „Molot“ nicht in Frage: Viele russische Unternehmen „bezahlten“ damals ihre Mitarbeiter mit ihren eigenen Produkten – damit diese dann dafür auf Märkten selbst Kunden suchten. „Molot“ produziert allerdings Kalaschnikow-Maschinengewehre und Panzerabwehrwaffen.

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Ausgangspunkt für die Meldung war ein Bericht der Tageszeitung Kommersant (dt.: Kaufmann) über die Lage im Werk. Sonach wartet die Geschäftsführung noch auf 450 Mio. Rubel an Staatshilfen. Das 1940 gegründete Werk wird seit 2002 in der Rechtsform einer offenen Aktiengesellschaft geführt; 50 % der Aktien gehören der staatlichen Verteidigungsholding Rostechnologii (die auch Izhmash kontrolliert). In den ersten drei Quartalen des Jahres 2008 hat Molot einen Umsatz von 864 Mio. Rubel erwirtschaftet, dabei aber 149 Mio. Verlust gemacht.

Bleibt zu hoffen, daß sich Molot wieder fängt (schließlich warte ich noch auf die PPSh-M ;-)), denn die zivilen Produkte stellen eine echte Bereicherung des Angebotes dar.


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