Donnerstag, 9. April 2009

09.04.2009: Text des Tages

Der Autor der folgenden Sätze ist nicht irgendjemand, sondern Niccolò Machiavelli (1469 - 1527), der in einem seiner Hauptwerke - "Der Fürst" - beschreibt, wie der neu an die Macht gekommene Herrscher mit den Einwohnern seines Landes umgehen soll:
"[…]

Niemals ist es geschehen, daß ein neuer Fürst seine Untertanen entwaffnet hat; vielmehr hat er, wenn sie unbewaffnet waren, ihnen Waffen gegeben; denn dadurch werden jene Waffen zu den deinen; einst Verdächtige werden deine Anhänger, die Treuen können sich halten, und aus Untertanen werden Parteigänger. Da man nicht alle Untertanen bewaffnen kann, muß man die Bewaffneten auch sonst auszeichnen; wegen der anderen kannst du ganz sicher sein, wenn jene diesen Unterschied in der Behandlung sehen, fühlen sie sich dir verpflichtet: Die zweite Gruppe wird dich damit entschuldigen, daß diejenigen mehr Lohn haben müssen, die die größere Gefahr und höhere Pflicht haben. Aber wenn du sie entwaffnest, beleidigst du sie sofort und zeigst, daß du ihrer Gesinnung oder ihrer Treue mißtraust; beides schürt den Haß gegen dich: Da du nicht ohne Waffen dastehen kannst, mußt du zu Söldnertruppen greifen, über deren Eigenschaften ich schon gesprochen habe, und wenn sie auch brauchbar wären, so kannst du doch nicht so viel haben, daß du dich gegen mächtige Feinde und verdächtige Untertanen schützen kannst.

[…]"
Es ist merkwürdig, daß die politischen Klugheitsregeln der frühen Neuzeit heute gar nichts mehr zu gelten scheinen. Wähnen sich unsere Machthaber und Politiker schon so weit jenseits der Geschichte?


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