Wohl jeder, der sich mit der Geschichte der irregulären Kriegführung im 20. Jahrhundert näher beschäftigt hat, weiß mit dem Kürzel SOE etwas anzufangen. Damit ist die
Special Operations Executive gemeint, ein britischer Nachrichtendienst während des Zweiten Weltkriegs, der sich allerdings weniger auf die klassische Informationsbeschaffung als vielmehr auf Sabotageangriffe und Kommandounternehmen spezialisiert hatte.
Bisher ging man davon aus, daß diese Truppe nach Kriegsende vollständig aufgelöst worden sei; im
Visier-Special 49 ist noch von der "gänzlichen" Abmusterung der "personellen wie materiellen Strukturen" die Rede (vgl. S. 31). Die BBC hat nun anhand kürzlich freigegebener Akten herausgefunden, daß dem nicht so war:
"Churchill's secret army lived on".
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der vormaligen SOE-Mitarbeiter - rund 300 Mann - wurde sonach in den Nachrichtendienst
SIS / MI 6 überführt. Und auch die verdeckten Kleinkriegsoperationen gingen nach 1945 weiter. Etwa in Albanien, im Baltikum und in der Ukraine zur Unterstützung örtlicher Partisanen-/Terroristengruppen. Dergleichen war bis dato nur von den Nachrichtendiensten der USA bekannt, aber offensichtlich haben die Briten munter mitgespielt und waren nicht bis zur Wiederaufstellung des
Special Air Service (zu Beginn der
1950er Jahre) zur Handlungsunfähigkeit verdammt.
Angesichts dieser Befunde verwundert es schon, daß sich immer noch auf Seriösität bedachte Autoren finden, die den osteuropäischen Nachrichtendiensten im Kalten Krieg "Paranoia" unterstellen - so, als hätte es derartige Operationen nie gegeben. Desweiteren dürfen wir gespannt darauf sein, was als nächstes aus britischen Archiven ans Licht kommt. Die CIA mußte ja mittlerweile einräumen, daß sie tatsächlich
Attentate auf Fidel Castro verübt hat.
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