Die letzten Tage sind bei mir sehr ruhig verlaufen und so konnte ich endlich wieder ein paar Bücher lesen und Filme ansehen. Darunter war auch einer der diesjährigen "Topfilme" aus Rußland: "Der Admiral" (vgl. hier, hier, hier, hier und hier). Der Film dreht sich um Alexander W. Koltschak, der es im Ersten Weltkrieg bis zum Admiral der russischen Marine gebracht hatte und im anschließenden Bürgerkrieg eine der bedeutendsten Führungsfiguren der weißen Bewegung gewesen war.
Der Film hätte vom Thema her ein großes historisches Drama werden können. Doch es sollte anders kommen. "Der Admiral" ist im Kern die Erzählung einer Liebesgeschichte zwischen Koltschak und Anna Timirjowa - beide natürlich verheiratet. Und es sollte wohl auch nicht mehr sein als die russische Version von "Titanic". Die dramatischen Ereignisse der Jahre 1917 bis 1920 dienen nur als Hintergrund für die gefühlsbetonte Beziehungsgeschichte, der - ähnlich einem Rinforzando in der Musik - kurz und heftig aufleuchtet, um danach wieder Platz für die beiden Protagonisten und ihre Beziehung zu machen.
Wie dieser Hintergrund aber gezeigt wird, ist schon beeindruckend. Das "Zerschellen des adlig-bürgerlichen Russland am Eisberg des Bolschewismus" wird in realitätsnahen Szenen gezeigt: von den revoltierenden Soldaten und Matrosen ermordete Offiziere, die Ohnmacht der Provisorischen Regierung, die Unübersichtlichkeit nicht nur der politischen Landschaft, blutige Gefechte zwischen den Bürgerkriegsparteien und die Intrigen der Interventionsmächte, die Koltschak schließlich den Roten ans Messer liefern sollten. Hier hätte man mehr aus dem Film machen können, wenn man denn gewollt hätte. So bleibt es bei der Darstellung Koltschaks als "Seemann und Puritaner", der als Regierungschef freilich gescheitert ist.
"Der Admiral" ist somit kein schweres historisches Drama, sondern wurde für den Massengeschmack gedreht, der keine allzu schwere Kost verträgt. Aber das ist ja in Deutschland oder den USA nicht anders. Historisierende Filme kommen nicht ohne ein paar amouröse Geschichten aus. Offensichtlich hat sich mittlerweile also auch in Rußland die Mittelschicht soweit eingerichtet, daß sie auf leichtverdauliche Unterhaltung nicht verzichten will. Sind derartige Filme ein "Mittelschichtphänomen"?
Nichtsdestotrotz ist der "Admiral" es wert, angeschaut zu werden. Technisch sehr gut gemacht, ebenso die Leistungen der Schauspieler. Und trotz der Kritik kann dem Film sein Unterhaltungswert nicht abgesprochen werden. Insbesondere die Kampfszenen sind durchaus beeindruckend.
In den Kritiken zum "Admiral" werden auch zahlreiche Fragen angesprochen, die das Feld der Geschichtspolitik betreffen. Diese erscheinen mir so interessant, daß ich beabsichtige, in den nächsten Tagen dazu einen gesonderten Beitrag zu schreiben.
Heute nur so viel: Der russische Filmtitel lautet "Адмиралъ" (dt.: Admiral), wobei am Ende des Wortes ein Härtezeichen steht. Das war früher in der russischen Sprache bei vielen Substantiven die Regel, bis die Bolschewiki 1918 eine Rechtschreibreform durchgeführt haben. Auch solche Details enthalten eine Aussage.
Nachfolgend ein Trailer mit Szenen aus dem Film:
Und zum Schluß noch zwei Videos mit Musik aus "Der Admiral":
PS: Erwerben kann man russische Film-DVDs in Deutschland zu sehr günstigen Preisen übrigens hier oder hier.
Verwandte Beiträge:
Die (fehlende) russische Geschichtspolitik
Filme: Erster Weltkrieg und russischer Bürgerkrieg
Freitag, 26. Dezember 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen