Das wichtigste zuerst: Von Dieter Schulze: "Das große Buch der Kampfgruppen" sollte man tunlichst die Finger lassen - es sei denn, man mag die ganz harten Formen der DDR-Nostalgie.
Der Autor, ehemaliger Offizier der Volkspolizei und in dieser Eigenschaft auch für die Kampfgruppen der Arbeiterklasse zuständig, hat ein Werk vorgelegt, daß nach Stil und Denkweise auch im Jahr 1988 hätte erscheinen können. Es werden nur bedingt Fakten vermittelt, stattdessen wird posthum noch Propaganda für die DDR gemacht. Der Leser gewinnt den Eindruck, Schulze habe 1990 vergessen, seinen Vorposten in den Schützengräben des Kalten Krieges zu räumen, so anachronistisch wirkt sein Buch. Man kann von einem Mann wie ihm sicher nicht erwarten, daß er seinen Werdegang und die Ideale seines Lebens leugnet oder gar verdammt. Man darf aber sehr wohl erwarten, daß er - auch angesichts des zeitlichen Abstandes - zu einem Minimum an kritischer Reflektion fähig ist und nicht starrsinnig darauf beharrt, daß die DDR das bessere Deutschland gewesen sei.
Das einzig wertvolle im "Großen Buch" sind die zahlreichen Bilder, die freilich zum größten Teil aus einem DDR-Bildband stammen und auch schon im Internet kursieren, sowie der interessante Anhang über die Geschichte der Wismut-Polizei, welcher allerdings von seiner Tochter (?) geschrieben wurde. Ansonsten ist m.E. das im "Handbuch der bewaffneten Organe der DDR" enthaltene Kapitel über die Kampfgruppen nach wie vor die erste Wahl.
Montag, 1. Dezember 2008
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