Mitte September 2008 hat Wladimir Pawlowitsch Grodezkij, seines Zeichens Generaldirektor der Ischewsker Maschinenfabrik "Izhmash", in einer "interaktiven Pressekonferenz" die von den Nutzern des Internetdienstes Lenta.ru an ihn herangetragenen Fragen beantwortet. Vor einer Woche habe ich hier bereits darauf hingewiesen. Gestern hatte ich endlich Gelegenheit, den Text komplett zu lesen und ich möchte dem deutschen Publikum die Ausführungen Grodezkijs zu drei interessanten Punkten nicht vorenthalten.
1. Sturmgewehr Abakan
Das in den 1990er Jahren als Ablösung für das Sturmgewehr AK-74 konzipierte und 1994 nominell in den russischen Streitkräften eingeführte Gewehr AN-94 "Abakan" wird seiner Ansicht nach auch mittelfristig nicht in größeren Stückzahlen produziert werden. Somit zählt die Kalaschnikow noch lange nicht zum alten Eisen. Ich persönlich würde das Projekt Abakan damit als im großen und ganzen gescheitert ansehen, was zu einem Gutteil auch an der Konstruktion und den Eigenarten dieses Modells liegen dürfte.
2. Kaliberwahl
Von Interesse sind weiters die Verlautbarungen zu den Kalibern für die Infanteriebewaffnung.
In den 1970er Jahren hatte die UdSSR – wie zuvor schon einige NATO-Staaten – mit dem AK-74 damit begonnen, auf ein kleineres Kaliber (5,45 x 39 mm) umzustellen, das eine flachere Flugbahn, eine höhere Anfangsgeschwindigkeit, leichter zu beherrschendes Dauerfeuer und ein niedrigeres Gewicht versprach. Nun haben allerdings die Kämpfe in Afghanistan und Tschetschenien gezeigt, daß dieses kleine Kaliber auch Nachteile hat, insbesondere auf mittlere Entfernungen und dann, wenn der Gegner mit schußsicheren Westen ausgerüstet ist. Aus diesem Grunde erfreut sich das Sturmgewehr AKM bei den russischen Spezialeinheiten nach wie vor großer Beliebtheit.
Grodezkij verweist in diesem Zusammenhang auch auf die ähnlich gelagerten Erfahrungen der NATO-Truppen in Afghanistan und im Irak. Er sieht also die Notwendigkeit einer "Zwischenpatrone" (zwischen der kleinkalibrigen 5,45 x 39 mm und der großen 7,62 x 54 mm), die auch auf eine Gefechtsentfernung von 500 m und beim Tragen von Schutzwesten einigermaßen sichere Treffer gewährleistet. Daher arbeitet die russische Rüstungsindustrie derzeit an einer Modernisierung des "alten" Kalibers 7,62 x 39 mm. Die M 43-Patrone erscheint ihm als hervorragende Ausgangsbasis für die Entwicklung neuer Munition und vielleicht sogar eines neuen Kalibers.
(Diese Entwicklung konvergiert mit dem in den US-Streitkräften festzustellenden Trend, das Kaliber 7,62 x 51 mm zumindest für Unterstützungswaffen wie Maschinen- und Scharfschützengewehren beizubehalten, da es dem Gegner Deckung wegnimmt (vgl. Visier 1/2009, S. 6 ff.). Ferner wird auch in den USA schon länger an neuen Kalibern für das AR-15 gearbeitet - z.B. 6,5 mm Grendel, .458 SOCOM oder 6,8 mm Remington SPC - um die Schwächen der ebenfalls recht kleinen 5,56 x 45 mm-Patrone auszugleichen.)
3. Druckluft-/CO2-Waffen
Schließlich hat Grodezkij angekündigt, daß Izhmash auch künftig CO2-Waffen im Design der Kalaschnikow anbieten werde. Neben der recht neuen Yunker-5 sind weitere Modelle, einschließlich "skirmingfähiger" Softairwaffen, geplant.
Nachtrag: Sollte bei der Leserschaft Interesse bestehen, kann ich auch noch die Verlautbarungen bezüglich der Saiga-Flinten wiedergeben.
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Montag, 22. Dezember 2008
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