Zunächst muß ich das Foto einer Zielscheibe posten, die ich vorhin fünfmal beschossen habe (das Loch rechts war ein Ausreißer). Damit ist mir ein enger Streukreis gelungen, den ich angesichts meiner Schießkünste und dann auch noch mit einem Federdruck-LG kaum für machbar gehalten hätte. Wohlgemerkt: Im Anschlag stehend freihändig auf 12 m. Waffe: Weihrauch HW95 Luxus, Munition: H&N Field Target Trophy, dazu ein Billig-ZF.
Ein ähnliches Ergebnis konnte ich mit dem HW80k niemals erreichen. Somit haben sich die
Erwartungen, die ich beim Erwerb des HW95 hatte, erfüllt. Es ist eine leichte und führige Waffe, mit der man sogar äußerst präzise schießen kann. :-)
Doch jetzt zum eigentlichen Thema dieses Beitrages. Vor einiger Zeit hat mir ein Leser per E-Mail die Frage gestellt, was ich denn damit meinen würde, wenn ich vom HW95 als einem Universalgewehr spreche. Ich möchte das kurz ausführen.
Gesucht war ein LG, welches ich zu jedem beliebigen Zeitpunkt einfach aus dem Schrank nehmen und schießen kann, ohne zuvor langwierige Einstellungen vornehmen zu müssen. (Damit waren auch alle Antriebssysteme außer Federkraft ausgeschlossen.) Es sollte möglichst einfach aufgebaut sein und sowohl mit einer Zieloptik als auch mit einer offenen Visierung verwendet werden können.
Inspiriert (ein hochtrabendes Wort ;-)) hat mich das auf den legendären Schießausbilder und Großwildjäger
Jeff Cooper (Bild 3) zurückgehende
Scout-Rifle-Konzept. Schon in seinem lesenswerten Buch
"The Art of the Rifle" geht er auf einige Details ein; später haben dann mehrere
Konferenzen stattgefunden, um die Anforderungen an ein solches Gewehr zu präzisieren.
Ein Scout Rifle (vgl. Bilder 2 und 3) soll ein "general purpose rifle" sein, welches geeignet ist, alle möglichen Aufgaben von der Jagd bis zur Selbstverteidigung zu erfüllen. Es soll möglichst leicht, kurz und führig sein und neben einem (nach vorne versetzten) Zielfernrohr auch über eine ordentliche offene Visierung verfügen. Dazu kommen noch ein spezieller Gewehrriemen (Ching- oder CW-Sling) sowie ein Zweibein.
(Ausführlicher siehe
hier,
hier,
hier,
hier und
hier.)
Nun ist mein HW95 selbstverständlich kein Scout Rifle im Sinne Coopers. Das ist schon aus technischen Gründen unmöglich. Dennoch lassen sich viele der von Cooper formulierten Anforderungen auch auf Luftgewehre übertragen. Zum Beispiel, daß ein Gewehr zu schwer ist, welches man nicht eine Minute lang am horizontal ausgestreckten Arm halten kann, ohne dies als unangenehm oder gar schmerzhaft zu empfinden.
Für mich war ebenfalls wichtig, daß ich ohne Umbauten zwischen dem Zielfernrohr und der offenen Visierung wechseln kann. Dabei habe ich Kimme und Korn auf 5 m eingeschossen (primär für den
Dachboden), das ZF hingegen auf 12 m. Somit kann ohne weiteres auf unterschiedliche Distanzen geschossen werden.
Ein ordentlicher Riemen gehört ebenfalls unbedingt zu einem Universalgewehr, wenngleich aufgrund der Konstruktion eines Knicklauf-LGs die Verwendung eines Ching Slings ausgeschlossen war. Apropos "Knicker": Ein Universalgewehr soll ja möglichst simpel aufgebaut und einfach zu handhaben sein. Daher fiel die Wahl auf ein Luftgewehr mit Knicklauf - einfach, aber gut.
Natürlich stellt jede Universalwaffe einen Kompromiß zwischen verschiedenen Optionen dar. Und mit zwei spezialisierten Waffen - z.B. ein LG mit großem ZF und eines mit Diopter - ließen sich jeweils für sich womöglich bessere Ergebnisse erzielen. Dennoch erscheint mir ein derartiges Universal-Luftgewehr (oder, im Bereich der GK-Waffen, ein Scout Rifle) als ein interessanter Ansatz und guter Kontrast zu jenen hochgezüchteten Spezialwaffen, die nur einen kleinen Anwendungsbereich abdecken.
Verwandte Beiträge:
Das neue HW95 - oder: Wie ich meinem HW80 untreu wurdeZwei Zieleinrichtungen an einem GewehrErste Erfahrungen mit dem HW95 LuxusVeränderungen in meinem ArsenalNeuerungen und EnttäuschungJeff Cooper über die Kunst des GewehrschießensFotos: E. K. (1, 4, 5), www.rifleshootermag.com (2), home.netcom.com/~chingesh (3).