Mittwoch, 7. Oktober 2009
Izhmash ist nicht pleite
Seit dem 21. September bewegte eine Hiobsbotschaft die Waffenszene: Izhmash, bekanntester Hersteller von Handfeuerwaffen in Rußland und Arbeitgeber von Michail Kalaschnikow, soll bankrott sein. In den seriösen russischen Medien las sich das damals schon sehr zurückhaltend, war und ist der Fall doch ziemlich myteriös (dazu gleich mehr). Doch die Boulevardpresse - etwa die englische Ausgabe von Pravda.ru - hat das ganze aufgegriffen und entstellt (Izhmash habe angeblich selbst einen Insolvenzantrag gestellt, was unzutreffend ist, s.u.). Auch deutsche und amerikanische Medien sind darauf angesprungen und so hat die Hiobsbotschaft denn auch ihren Weg in die Waffenforen und -blogs gefunden.
Fakt ist folgendes: Am 21.09.2009 wurde berichtet, daß eine Firma namens "Gremikha GmbH" beim für Wirtschafts- und Handelssachen zuständigen Arbitragericht der Republik Udmurtien beantragt habe, die "Izhmash AG" für insolvent zu erklären. Weitere Hintergründe waren und sind jedoch nicht bekannt. Möglicherweise war bzw. ist Gremikha ein Gläubiger von Izhmash, der auf diese Weise seine Außenstände eintreiben wollte. Als Gerichtstermin wurde der 07.10. angesetzt und so hat sich gestern das Gericht mit dem Fall befaßt. Ergebnis: Dem Antrag wird nicht stattgegeben. Izhmash ist nicht zahlungsunfähig und kann somit seinen Geschäftsbetrieb ganz normal fortsetzen.
Eine erfreuliche Nachricht!
Es ist nach wie vor nicht ganz klar, was diese ominöse Firma Gremikha eigentlich ist bzw. wer hinter ihr steht und ob sie überhaupt Geschäftsbeziehungen zu Izhmash unterhalten hat. Letzteres wird von der Ischewsker Waffenschmiede nämlich bestritten. Das Management hat in einer Pressemitteilung vom 23.09. jedoch angedeutet, daß es um Kreditgeschäfte gehen könnte.
Möglicherweise war das auch "nur" der - letztlich gescheiterte - Versuch einer eiskalten Unternehmensübernahme, wie sie seit einigen Jahren in Rußland leider in Mode gekommen sind. Dabei werden von dubiosen "Gläubigern" oder "Käufern" Gerichtsverfahren gegen Unternehmen angestrengt, in denen dann plötzlich geschickt gefälschte Dolumente präsentiert werden, mit deren Hilfe man die beklagte Firma dann irgendwie übernehmen will. Aber offenbar arbeiten die Gerichte mittlerweile effektiver und erkennen solche Spielchen.
Besonders aussichtsreich dürfte diese Masche bei Izhmash ohnehin nie gewesen sein, gehören doch 57,01 % der Föderation (via RosTechnologii) und weitere 10,88 % der Republik Udmurtien. Die gesellschaftsrechtliche Konstruktion ist allerdings nicht leicht zu durchschauen: Es gibt einerseits die jetzt beklagte Izhmash AG und außerdem einen "Izhmash Konzern", dem wiederum 11,55 % der Aktien der AG gehören. Außerdem fungiert die Izhmash AG - wie hier schon einmal berichtet - als Leitbetrieb für alle rußländischen Hersteller von Handfeuerwaffen, sofern der Staat bei ihnen Anteilseigner ist. Dazu zählen dann auch Izhmekh (Baikal), Molot u.a.
Apropos Molot: Die scheinen tatsächlich in Schwierigkeiten zu stecken. Im April war es schon ernst, doch seit ein paar Wochen ist sogar die Webseite der Firma offline. Gibt es sie überhaupt noch?
Als wäre das alles informationsmäßig nicht schlimm genug, ist auch noch eine der wichtigsten Informationsquellen über die russische "Waffenszene", das Forum Talk.guns.ru (mitsamt den angeschlossenen Seiten unter guns.ru) seit Tagen nicht zu erreichen, so daß ich insofern keine weitergehenden Informationen habe. :-(
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Foto des Izhmasch-Gebäudes: www.izvestiaur.ru
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