Der am Schießen mit "konventionellen" Luftgewehren Interessierte, der nicht nach olympischen Ehren strebt, sieht sich bei seiner Suche nach informativer Literatur vor größere Probleme gestellt als viele andere Waffenfreunde. So bleibt im deutschsprachigen Raum das Internetforum Co2air.de die erste Wahl für die Informationsbeschaffung. Der größte Teil der relevanten Bücher ist in englischer Sprache erschienen, so daß man wohl oder übel in diesen "sauren Apfel" beißen muß. Auf einer Field Target-Seite sind einige davon bereits aufgeführt, allerdings unter ausdrücklicher Ausklammerung aller Bücher, welche die Jagd mit Luftgewehren thematisieren (derartige Berührungsängste hat man z.B. in Portugal nicht). Da in Großbritannien und andernorts Jagd und Schädlingsbekämpfung wesentliche legale Verwendungszwecke von Druckluftwaffen sind, wäre es fahrlässig, die in diesem Kontext erfolgten Publikationen komplett zu ignorieren, auch wenn man sich selbst nicht mit dem Gedanken trägt, auf die Pirsch zu gehen.
Um die genannte Leerstelle zu füllen, soll nachfolgend eines der aktuellen britischen Standardwerke vorgestellt werden: Pete Wadesons "Total Airguns - The complete guide to hunting with air rifles". Das Buch ist als Handbuch angelegt und verfügt daher über eine sinnvolle Kapiteleinteilung und sowie eine angemessene Ausstattung mit Bildern und Grafiken. Einen großen Teil der präsentierten Informationen kann man auch als nichtjagender Luftgewehrschütze verwerten; den Rest darf man als informative Beigabe betrachten.
In den ersten Kapiteln, die sich auf etwas über hundert Seiten erstrecken, werden die allgemeingültigen Grundlagen behandelt: Luftgewehrtypen und Antriebssysteme, offene Visierungen und Zielfernrohre, Diabolos, Schalldämpfer und weiteres Zubehör, Einrichtung eines Schießstandes sowie Schießtechniken. Dabei geht der Autor auch ins Details und diskutiert die Vor- und Nachteile bestimmter Lösungen. Bei den vorgestellten Produkten hält er sich mit Einseitigkeiten zurück, weshalb man nicht den Eindruck hat, daß das Buch Werbung machen solle. Aus diesem Teil - zu dem weiters auch das Kapitel 15 über Wartung und Pflege zu rechnen ist - wird auch der durchschnittliche deutsche Freizeitschütze zahlreiche Anregungen und komprimierte Informationen ziehen können.
Die übrigen Kapitel beschäftigen sich mit der Jagd i.e.S. und sind stark auf die englischen Verhältnisse zugeschnitten. Nichtsdestotrotz sind sie auch für den deutschen Leser sehr informativ (wie fast jedes Jagdhandbuch) - und wenn sie nur dazu führen, daß man mit offeneren Augen durch die Natur im allgemeinen und den eigenen Garten im besonderen geht. Überdies bietet sich so die Möglichkeit, die Gerüchte, die hierzulande über die LG-Jagd in England kursieren, durch Fakten zu ersetzen.
Einen ganz anderen Charakter als Wadesons Buch trägt ein weiterer britischer Klassiker: John Darlings "Air Rifle Hunting". Ende der 1980er Jahre geschrieben, konzentriert es sich sehr stark auf die jagdlichen Aspekte des Themas und widmet den Grundlagen nur wenige Seiten. Allerdings hat Darling (seines Zeichens übrigens ein bekennender Fan von Weihrauch-LGs) dem Buch noch ein Kapitel über den damals noch jungen Field Target-Sport angefügt. Daran zeigt sich, daß in England die Grenzen zwischen den verschiedenen Verwendungsarten eines Luftgewehrs nicht so strikt sind wie etwa hierzulande. Ferner pflegt er eher einen Stil subjektiv gefärbter Erfahrungen und Erinnerungen, während sich Wadeson viel stärker um Objektivität bemüht.
Fazit: "Total Airguns" ist jedem zu empfehlen, der - neben den im Internet greifbaren Informationen - nach einem gedruckten Handbuch zum Thema Luftgewehrschießen sucht; "Air Rifle Hunting" bietet nur demjenigen, der sich speziell für dieses Teilgebiet der Jagd interessiert, eine lohnende Lektüre.
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