Donnerstag, 18. November 2010

Der Mensch als Sklave der Technik


Während der vergangenen Jahre haben sich in der deutschen und anderen "westlichen" Gesellschaften die Bemühungen verstetigt, die einstmals als freie Individuen verstandenen Bürger unter die Fuchtel des Staates zu nehmen. Dies geschieht natürlich nur zu unser aller Nutz und Frommen, um die öffentliche Sicherheit zu erhöhen und Terroristen zu fangen oder, wenn das alles nicht zündet, dann muß man eben an die armen Kinder denken. Schnell ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt und Angst geschürt - und schon können die absonderlichsten Ideen in Gesetzesform gegossen werden.

Eines der ersten Beispiele war vor Jahren das Verbot von "Mörderfrontbügeln" an PKW, die angeblich eine ernsthafte Gefahr für die wenigen deutschen Kinder darstellten. Dann folgten Pässe und Ausweise mit biometrischen Daten, diverse staatliche Datenbanken mit oft zweifelhaftem Nutzwert oder seit kurzem der Vorschlag für die biometrische Sicherung privat besessener Schußwaffen (die staatlichen sollen davon verschont bleiben), sei es durch "Dildos" oder gar mittels der "Smart gun"-Techologie. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.

Gemeinsam ist diesen technischen Spielereien fast durchweg, daß die Herstellerunternehmen in erheblichem Umfang Lobbyarbeit in Politik und Medien geleistet haben, um ihre Produkte als ideale Lösungen für angeblich drängende Probleme zu offerieren. Problematisch ist dies vor allem deshalb, weil damit durch politischen Druck erst ein Markt geschaffen werden soll, den es anderenfalls gar nicht gäbe. Gesteigert wird dies dann, wenn es für die als Allheilmittel beworbenen Techologien nur einen Anbieter und nur einen Nachfrager (den Staat) gibt. In diesem Fall kann man mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß unsere Steuergelder sinnlos verbraten werden.

Ein weiteres Produkt, das droht, den einstmals freien Bürger (und Wähler) zum Sklaven sicherheitsfanatischer Politiker zu machen, stammt von der Lübecker Fa. Dräger und hört auf den unscheinbaren Namen Interlock XT. Dahinter verbirgt sich eine Wegfahrsperre für Autos, die manchen unserer Zeitgenossen noch wünschenswerter erscheinen dürfte als Armatix:
"Erst pusten, dann sicher starten

Schaltet der Fahrer die Zündung ein, fordert ihn das Dräger Interlock XT auf, eine Atemprobe abzugeben. Ist der Fahrer alkoholisiert, verhindert die Wegfahrsperre den Start des Motors. Ansonsten wird der Anlasser freigeschaltet, damit der Fahrer den Wagen starten kann. Auf diese Weise kann das Gerät auch dazu beitragen, dass die Benutzer langfristig ihr Verhalten im Umgang mit Alkohol ändern.

[...]"
Nicht mehr der Kraftfahrer ist für seine Fahrtüchtigkeit verantwortlich, sondern ein technisches Gerät, zu dessen Einbau er - so wohl die Vision von Dräger - gesetzlich gezwungen ist. Und schon - so geht das Märchen weiter - werden Verkehrsunfälle wegen Trunkenheit am Steuer der Vergangenheit angehören. Keine Unfalltoten mehr, juhu! Noch besser (und dies spricht alle Gutmenschen besonders an): Interlock XT kann angeblich dazu beitragen, daß die Menschen "langfristig ihr Verhalten im Umgang mit Alkohol ändern". Willkommen im therapeutischen Staat! Die "trockene" Gesellschaft, Wunschbild zahlloser Moralisten, scheint in greifbare Nähe zu rücken.

Wen kümmern angesichts dieser glänzenden Aussichten - es geht angeblich um die Rettung tausender Menschenleben pro Jahr - noch die damit verbundenen praktischen und ethischen Probleme? Letztere sind zahlreich. Woher weiß das Gerät z.B., daß tatsächlich der Fahrer und keine anderer gepustet hat? Hier wird, ähnlich der Biometrie im Waffenrecht, eine Pseudosicherheit erzeugt, die de facto wertlos ist.

Zudem fordert das hinter solchen Technologien stehende Menschenbild zum Widerspruch heraus. In der Diskussion um "smart guns" wurde einmal vorgetragen, daß die technische Geräte sicherer seien als ihre Benutzer. Sonach wäre der Mensch ein Unsicherheitsfaktor, den es mittels der Technik auszuschalten gilt. Der Dräger-Mitarbeiter Frank Grünberg bringt es in einem Artikel für die Hauspostille Drägerheft auf den Punkt: "Der Mensch ist das Problem".
Deartige Visionen mögen unter Ingenieuren üblich sein, ich finde sie erschreckend. Vom selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Individuum, vom freien Bürger des Abendlandes bliebe nicht mehr übrig als ein Sklave der Technik. Einer Technik wohlgemerkt, die von Politikern verordnet und gesteuert wird.
Damit wären individuelle Freiheit wie Demokratie im politischen Raum abgeschafft; die Untertanen wären in einer Art und Weise zur Manövriermasse der Obrigkeit geworden, wie es selbst in vielen Diktaturen des 20. Jahrhunderts nicht der Fall war. (Zur Erinnerung: Selbst in der DDR gab es keine umfassenden Rauchverbote, wie sie heute in den EU-Staaten üblich sind.)

Diese Aussichten müssen doch Furcht erregen, ebenso wie die britische Politik, welche die Bürger zu einem "glücklichen Leben" zwingen will. Und das o.g. Interlock soll demnächst in Britannien sowie in einigen skandinavischen Staaten verpflichtend eingeführt werden! Angesichts dessen muß ich immer häufiger an einen Ausspruch denken, der von C. S. Lewis stammt:
"Of all tyrannies a tyranny sincerely exercised for the good of its victim may be the most oppressive. It may be better to live under robber barons than under omnipotent moral busybodies. The robber baron’s cruelty may sometimes sleep, his cupidity may at some point be satiated, but those who torment us for our own good will torment us without end for they do so with the approval of their own conscience."

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