Mittwoch, 14. Juli 2010

Eine armselige Vorstellung



Gelegentlich mußte ich hier schon grantelige Artikel veröffentlichen, um meiner Verärgerung über die Geschäftspraktiken in Teilen der deutschen Waffenbranche Ausdruck zu verleihen. Vorsicht, heute ist es wieder soweit. ;-)

Beginnen wir mit der bekannten Firma B. aus S. Sie tritt als Importeur und deutscher Vertreter eines russischen Messerherstellers auf, doch findet sich aus dessen großem Angebot nur ein kleiner Bruchteil auf der Webseite der Fa. B. (und dann noch zu vergleichsweise horrenden Preisen – doch darüber will ich mich nicht beklagen, Monopolgewinne eben). Da die Fa. B. lieber eigene Produktbezeichnungen erfindet, anstatt die des Herstellers zu verwenden, kann man nie sicher sein, welches Messer man genau erhält.
So erging es auch mir: Ein bestimmtes Modell stand auf der Wunschliste, ein anderes (aber ähnlich aussehendes) wurde geliefert. Nun gut, so dachte ich mir in meiner Naivität, dann schickst du das Messer eben zurück und legst einen freundlich formulierten Brief bei, in dem du um die Beschaffung des gewünschten Modells bittest und die Übernahme aller eventuell entstehenden Zusatzkosten zusicherst.
Pustekuchen – die Firma B. aus Solingen hielt es nicht für nötig, mit mir zu kommunizieren. Auf meinen Brief kam keinerlei Reaktion, nicht mal eine kurze Absage. Lediglich das bereits bezahlte Geld wurde leise wieder zurückerstattet.

Nächstes Beispiel: die Firma S. aus M. Die Fa. S. ist ein Versandhändler für „taktische“ Produkte und mit der sehr bekannten Fa. H., die als Importeur und Großhändler auftritt, „verwandt“. Beide Unternehmen residieren in Mellrichstadt unter der gleichen Anschrift und schalten regelmäßig halb- und ganzseitige Annoncen in den einschlägigen Fachzeitschriften. Doch wenn man als potentieller Kunde mit ihnen Kontakt aufnehmen möchte, wird man sein blaues Wunder erleben. Die Firma H. hat in der Vergangenheit auf mehrere Ansprechversuche per E-Mail gar nicht reagiert. Auf telefonische Anfragen erhielt ich wenigstens ausweichende Antworten; O-Ton: „Fragen Sie doch in einem Vierteljahr noch mal nach“. Als ich dies tat – s.o., nichts.

Doch zurück zur Firma S. Im Februar verspürte ich den dringenden Wunsch, zwei Produkte eines amerikanischen Herstellers von taktischer Ausrüstung zu bestellen. Die erste Anfrage ging unerwartet gut, die gewünschten Artikel könne man in zwei bis drei Wochen besorgen. So habe ich am 9. Februar 2010 eine Bestellung aufgegeben. Daraufhin passierte, man ahnt es schon, lange Zeit nichts. Die avisierten drei Wochen verstrichen, nach fünf Wochen schickte ich eine erste Nachfrage per E-Mail, die – natürlich – ohne Antwort blieb. Im März rief ich dann einmal an, wo man mir sagte, daß es eine Bestellung auf meinen Namen nicht gebe. So schickte ich also eine weitere E-Mail, worauf mir gesagt wurde, daß man sich nach der IWA darum kümmern wolle. Doch auch dann passierte nichts.
Nach weiteren ereignislosen Wochen begann das Spiel von vorne: Telefonat, keine Bestellung auf meinen Namen gefunden, E-Mail, warten. Doch dann geschah ein Wunder: Mitte April wurde mir endlich einer der bestellten Artikel geliefert.
Der zweite mußte allerdings erneut in den USA bestellt werden, denn mein Auftrag war wieder einmal verschlampt worden. Ich hatte nur insofern Glück, als Artikel Nummer 1 zufällig in Mellrichstadt am Lager war.
Als ich die Hoffnung schon längst aufgegeben und mich anderweitig umgetan hatte, kam Ende Mai doch noch ein Paket. Nun ja, zu spät. So ging Artikel Nr. 2 eben wieder zurück, verbunden mit einem Brief, in welchem ich den soeben beschriebenen Ablauf noch einmal kurz dargelegt habe. Reaktion darauf: Keine. Das Geld wurde mir zurückerstattet, aber auf eine Entschuldigung warte ich noch heute. Die Fa. S. war sogar so frech, mir für die beiden getrennten Lieferungen zweimal die Versandkosten zu berechnen.

Fazit: Die Firma S. weigert sich (ebenso wie ihr Mutterhaus H.), mit ihren Kunden angemessen zu kommunizieren. Wenn längere Lieferzeiten entstehen – was aus verschiedenen Gründen immer der Fall sein kann! –, dann erwarte ich, darüber informiert zu werden. Es geht jedoch nicht an, daß aus zugesagten drei Wochen drei Monate werden. Noch viel schlimmer ist das unprofessionelle Agieren insgesamt. Wie kann es sein, daß aufgegebene Bestellungen mehrfach (!) verlorengehen? Offenbar funktioniert das interne Controlling überhaupt nicht. Warum besitzen die Mitarbeiter nicht das geringste Verantwortungsgefühl, so daß man als Kunde ständig nachfragen muß? Weshalb wird nicht versucht, das verlorengegangene Vertrauen des Kunden etwa durch einen kleinen Rabatt zurückzugewinnen? Dadurch könnte man auch die überaus strapazierte Geduld des Bestellers streicheln.

Nein, statt dessen „business as usual“. Anscheinend war mein desaströses Erlebnis mit der Fa. S. für die Damen und Herren in Mellrichstadt Alltag, weshalb sie ihr eigenes, absonderliches Verhalten gar nicht mehr erkennen können. Das Schlimme ist ja nicht, daß Fehler passieren (dies ist immer möglich, darüber bin ich mir im klaren), sondern daß dieselben Fehler ständig wiederholt werden und die Mitarbeiter diese überhaupt nicht erkennen.
Nun ja, ich werde diesen Anbieter in Zukunft meiden. Und ich wünsche ihm – und allen Unternehmen der deutschen Waffenbranche, die ähnlich dilettantisch agieren – ein schnelles Ende in Form der Insolvenz. Denn so straft der Markt das Versagen eines Anbieters ab. Dem Herrgott sei für den Kapitalismus gedankt.


PS: Aus diversen Berichten weiß ich, daß meine Erfahrungen vielleicht außergewöhnlich sein mögen, aber dennoch keine Einzelfälle sind. Gerade die Marotten der Firmen aus Mellrichstadt sind wohlbekannt. Und die Probleme sind nicht auf Deutschland beschränkt. Dieser Schütze aus Österreich hat große Schwierigkeiten, akzeptable KK-Munition zu bekommen.

PPS: Um evtl. Mißverständnissen vorzubeugen: Das obige Bild dient lediglich der Illustration. Es stammt von der Shot Show 2010; das Unternehmen, dessen Stand dort abgebildet ist, ist mir gänzlich unbekannt.


Verwandte Beiträge:
Kholodnoe Oruzhie - Kalte Waffen
Geiz ist geil
Neue Schießscheiben ...
Wo bleiben die Zweihandmesser?
blog comments powered by Disqus