Bei der Lektüre des Januarheftes der Zeitschrift
K-ISOM durfte ich feststellen, daß sie erfreulicherweise dabei ist, ihre Kinderkrankheiten abzulegen (siehe
hier,
hier und
hier). Vieles liest sich jetzt schon besser als vor einem Jahr. Der Bericht über den Scharfschützenworkshop in Prag (S. 38 ff.) hat für mich dazu angeregt, ein schon im vergangenen Jahr begonnenes, dann aber aus Zeitmangel nicht weiterverfolgtes Projekt wiederaufzunehmen. In besagtem Artikel beklagt Sören Sünkler, daß über die rußländischen Spezialeinheiten
„Alfa“ und
„Vympel“ kaum Informationen zur Verfügung stehen würden. Damit hat er recht und unrecht zugleich. Denn über diese beiden Einheiten ist schon einiges publiziert worden, aber eben kaum in deutscher oder englischer Sprache. Und vieles von dem, was in diesen beiden Sprachen zur Verfügung steht, hat m.E. einen äußerst zweifelhaften Informationswert; statt belastbarer Fakten finden sich oftmals die sprichwörtlichen „Räuberpistolen“. Dabei sind die ehemaligen Angehörigen durchaus schreib- und mitteilungsfreudig; der Verband der „Alfa“-Veteranen gibt sogar eine
eigene Zeitschrift heraus.
Ausdrücklich warnen möchte ich an dieser Stelle vor zwei Büchern. Zum einen vor dem
"KGB Alpha Team Training Manual" von
Paladin Press. Dieses Buch, das dem Leser Einblicke in Geheimmaterial verspricht, ist nicht mehr als eine eigentümliche Kompilation von sowjetischen Dienstvorschriften aus den 1940er und 50er Jahren, die kaum jemandem wirklich neue Erkenntnisse vermitteln dürfte.
Das von dem dersierten GRU-Offizier
Wladimir Resun unter dem Pseudonym
Viktor Suworow publizierte Pamphlet
"Speznas - Geheimnis hinter Glasnost" ist noch schlimmer. Resun-Suworow hat immer munter drauflosgeschrieben, und da er aufgrund seiner Dienststellung in der
GRU nur wenig über die Spezialeinheiten der Militäraufklärung wußte, hat er seiner Phantasie freien Lauf gelassen. Dieses Buch ist mehr ein Roman denn ein Sachbuch und war schon zum Zeitpunkt seines Erscheinens in den 80er Jahren obsolet. Heute ist es das noch viel mehr, liegen doch mittlerweile viele, z.T. mehrbändige Darstellungen des Themas vor - aber eben zumeist nur in russischer Sprache. Dennoch ist Resun-Suworows Buch nicht einmal als drittklassiger Ersatz zu empfehlen, wenn man so etwas sucht, sollte man sich lieber bei
Osprey umschauen.
Um dem beklagten und in der Tat beklagenswerten Mangel abzuhelfen, werden hier auf Backyard Safari in den nächsten Tagen einige Artikel über die Entwicklung jener Spezialeinheiten publiziert, die heute dem
Föderalen Sicherheitsdienst (FSB) der
Rußländischen Föderation unterstehen. Beiträge über die Spezialkräfte der anderen Sicherheitsbehörden, insbesondere des
Innenministeriums (MWD), werden in Zukunft folgen, ohne daß ich mich allerdings hier und jetzt auf einen Zeitrahmen festlegen kann.
Insofern kann mein Ziel schon aus Platzgründen nicht in einer vollständigen und allumfassenden Darstellung dieser Einheiten bestehen. Vielmehr geht es darum, einige Eckdaten und Basisinformationen zu vermitteln sowie die historische Entwicklung der jeweiligen Behörde bzw. Einheit grob nachzuzeichnen. (Dabei ist es unerläßlich, bereits in den Sowjetzeiten zu beginnen.) Detailliertere Abhandlungen müssen jedoch der Zukunft vorbehalten bleiben.
Der Name
„Spetsnaz“, der dieser Reihe ihren Titel gibt, ist die russische Abkürzung für „spetsialnogo naznacheniya“, was auf Deutsch nichts anderes als „spezielle Bestimmung“ heißt und mittlerweile zu einem Sammelbegriff für militärische und polizeiliche Spezialeinheiten geworden ist. Das Adjektiv findet sich auch in vielen offiziellen Bezeichnungen, z.B. „Otryad spetsialnogo naznacheniya“ (dt.: Abteilung spezieller Bestimmung oder - kürzer - Spezialabteilung).
Bei der Erstellung der folgenden Texte werde ich vornehmlich auf russischsprachige Quellen und Sekundärliteratur zurückgreifen. Selbige wird am Ende jedes Artikels in einer kurzen Bibliographie aufgeführt.
Leider sehe ich mich außerstande, ein einziges System bei der Transkription russischer Worte durchzuhalten. Dafür hat sich die englische Transkription bestimmter Begriffe wie Spetsnaz (statt Speznas) oder Vympel (statt Wympel) auch im deutschen Sprachraum zu sehr durchgesetzt. Ich bitte meine Leser insoweit um Verständnis.
Für sachliche und kritische Kommentare meiner Leser bin ich, wie immer, dankbar.
Dieser Beitrag wird als Einführungs- und Leitseite der Serie dienen und in der rechten Spalte des Blogs entsprechend verlinkt. Die thematischen Beiträge können später ggf. noch ergänzt bzw. überarbeitet werden. Evtl. Änderungen werde ich dann
via Twitter bekanntgeben.
Folgebeiträge:Spetsnaz I: Die Gruppe "Alfa" 1974-1991Spetsnaz II: Die Gruppe "Vympel" 1981-1991Spetsnaz III: Der FSB nach 1991Spetsnaz IV: Einsätze von Alfa und Vympel seit 1992Spetsnaz V: Alfa und Vympel heuteSpetsnaz VI: Der Föderale Wachdienst (FSO)Spetsnaz VII: Die Spezialkräfte des FSOSpetsnaz VIII: Geschichte der Marineinfanterie (1)Spetsnaz IX: Geschichte der Marineinfanterie (2)Spetsnaz X: Die Marineinfanterie heuteSpetsnaz XI: Spezialkräfte der SeekriegsflotteSpetsnaz XII: KGB-Truppen in der DDRSpetsnaz XIII: Der Föderale Drogenkontrolldienst (FSKN)