Mittwoch, 5. Januar 2011

Liebesgrüße aus Kisljar

Kizlyar-Werbung in einer russischen Waffenzeitschrift.


Seit Jahrhunderten ist der Kaukasus eine unruhige Gegend, weshalb dort naturgemäß das Waffenhandwerk eine lange Tradition hat. Lermontows Gedicht "Der Dolch" spielt nicht umsonst in dieser Region. (Vgl. dazu auch den Beitrag im DWJ 11/2009, S. 78 ff.) In der dagestanischen Stadt Kisljar, die nahe der Grenze zu Tschetschenien liegt, hatten früher zahlreiche Waffen- und Messerschmiede ihren Sitz. Deren Tradition wird seit 20 Jahren von der Firma Kizlyar fortgeführt. Zu deren Angebot zählen Messer und Blankwaffen aller Art – von traditionellen kaukasischen Säbeln bis hin zu Jagdmesser.



Die Annoncen für die Einsatzmesser von Kizlyar sind mir schon vor Jahren aufgefallen (s.o.) und einige dieser Modelle sehen sehr interessant aus. (Zu den Kunden des Herstellers gehören nach eigenen Angaben zahlreiche Soldaten und Mitarbeiter von rußländischen Sicherheitsbehörden.) Andere, vor allem aus dem Segment der Jagd- und Fahrtenmesser, reizen mich jedoch nicht, obwohl sie vom Design her typisch für Rußland sind. (Das hängt freilich auch mit der rechtlich bedingten Modellgestaltung zusammen.)
So habe ich mich nun endlich zum Erwerb des Modells Korschun, was auf Deutsch Milan heißt, entschlossen. Bestellt wurde beim deutschen Importeur, der Fa. Döppgen, und binnen 48 Stunden war das Messer bei mir. (Die Beratung von Frau Döppgen war übrigens hervorragend.)


"Korschun", zu Deutsch: Milan.


Das Messer ist hervorragend verarbeitet, dem Auge des Betrachters offenbaren sich keine Mängel. Dies gilt ebenso für die Lederscheide. Gut, für 135 € sollte man dies auch erwarten dürfen, doch habe ich auch in dieser Preisklasse leider schon anderes sehen müssen. Insofern muß sich Kizlyar nicht vor anderen bekannten Herstellern in Europa und Nordamerika verstecken.
Auch Handlage und Balance stimmen, was mich natürlich besonders freut. Obwohl das Korshun mit einer Klingenlänge von 16,3 cm nur eingeschränkt führbar ist (vgl. § 42a WaffG), werden sich dafür schon Anwendungen finden lassen. Es macht den Eindruck eines schönen und soliden Alround-Messers. Doch zuvörderst ist es ein Sammlerstück.



Beim „Spielen“ mit dem Neuerwerb mußte ich unwillkürlich neun Jahre zurückdenken. Damals stand eine Kanutour mit Freunden bevor, wofür ich noch ein Outdoormesser brauchte. Zuvor hatte ich für solche Anlässe Bajonette aus meiner Blankwaffensammlung genutzt, doch war diese Lösung alles andere als optimal. Ein richtiges Fahrtenmesser sollte also her.
Entschieden habe ich mich schließlich für einen Klassiker: das Ka-Bar. Dies war ein Fehler, denn mit dem Messer bin ich nicht glücklich geworden: schlechte Handlage, keine Möglichkeit, den rechten Daumen zum Schneiden auf die Klinge zu legen u.a.m. Noch während der Tour entschied ich, daß das Ka-Bar nur eine Zwischenlösung sein kann. Seither habe ich verschiedene Messer getestet und auch für gut befunden. Hätte es damals schon das Korschun oder ein ähnliches Modell von Kizlyar gegeben, ich glaube, mir wäre manch negative Erfahrung erspart geblieben.


"KISLJAR. Sdjelano w Rossii" (hergestellt in Rußland).


Bleibt nur noch eine Bitte: Vielleicht findet sich endlich ein richtiger deutscher Importeur für die zahlreichen Messer der Firmen AiR (A & R) und Melita-K.

Die Seriennummer.


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