Montag, 2. November 2009

02.11.2009: Text des Tages

Gestern hatte ich die Fandorin-Krimis von Boris Akunin kurz vorgestellt, heute soll nun ein Auszug aus "Der Tod des Achilles" wiedergegeben werden. Der Text erinnert deutlich an die Werke Lermontows (siehe hier und hier) und schildert die Erziehung eines Jungen in den wilden Gegenden des Kaukasus zur Mitte des 19. Jahrhunderts:
"[...]

Den Säbel gab Hassan seinem Neffen nicht in die Hand; Arm und Schultern sollten erst noch wachsen. Aber einen Dolch schenkte er ihm gleich am allerersten Tag und wies ihn an, sich nie von ihm zu trennen: "Hänge ihn dir um den Hals, wenn du nackt in den Fluß steigst, um zu baden." Nach einiger Zeit war der Dolch für Ahimaaz zu einem Körperteil geworden, so wie der Stachel für die Wespe. Mit ihm konnte man Reisig fürs Feuer hauen, den erlegten Hirsch zum Ausbluten bringen und einen feinen Span schnitzen, um sich nach dem Hirschbraten in den Zähnen zu stochern. Am Rastplatz, wenn es weiter nichts zu tun gab, übte Ahimaaz Zielwerfen gegen einen Baum: im Stehen, Sitzen oder Liegen. Diesen Zeitvertreib bekam er nie über. Zuerst vermochte er nur eine Kiefer zu treffen, später auch schon eine junge Buche und am Ende jeden beliebigen Buchenast.

[...]" (S. 255)


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Bild 1: B. Cannarssa.
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