Eine besonders
gute Nachricht kam am Montag: die amerikanischen Sicherheitskräfte konnten einen der bedeutendsten Terroristen unserer Zeit,
Osama bin-Laden, nach jahrelanger Suche aufspüren und eliminieren. Nicht, daß irgendjemand Mitleid mit Osama hätte, doch diese Operation einer amerikanischen Spezialeinheit mitten in Pakistan war zweifelsohne illegal, griff sie doch in die pakistanische Souveränität ein. (Die menschenrechtliche Seite des Falls sei an dieser Stelle einmal außer Betracht gelassen.) Und hier liegt die Crux des Falles Osama. Während dieser Tage an vielen Orten gefeiert wird, wurden in der Vergangenheit ähnliche Aktionen anderer Staaten allgemein verurteilt.
Da ist beispielweise die Tötung des ukrainischen Separatistenführers
Stepan Bandera zu nennen. An Banderas Händen klebte ebenfalls reichlich Blut und manche Kenner im Westen waren
sogar froh über sein plötzliches Ableben, das ein KGB-Agent im Oktober 1959 in München herbeigeführt hatte. Doch nach außen hin empörte man sich: Wie könnten diese blutrünstigen Sowjets/Russen/Bolschewisten es wagen, einen friedlichen Oppositionellen, der mitten im freien Westen lebt, zu ermorden. Banderas Tötung sei Ausdruck eines Unrechtsregimes etc. pp.
Ganz ähnlich war die Reaktion im Fall der
Tötung von Mahmoud Al-Mabhouh durch vermutlich israelische Agenten im Januar 2010. Dieser Hamas-Führer lebte unbehelligt in Dubai, wo er wohl vom Mossad aufgespürt wurde. (Zahlreiche islamistische Terroristen haben sich in die Golfstaaten zurückgezogen.) Seine Liquidierung wurde zwar dilletantisch ausgeführt, weil es den einheimischen Sicherheitsbehörden nicht schwerfiel, die Täter zu identifizieren.
Dennoch wird man die Krokodilstränen, die in einigen Hauptstädten nach Mahmouds Dahinscheiden vergossen worden sind, nicht nachvollziehen können. Er war - ebenso wie Bandera - kein Kleinkrimineller, sondern ein Schwerverbrecher. Und da sich beide durch den Aufenthalt im Ausland dem Zugriff ihrer heimischen Justiz entzogen haben, mußte eben zu außerordentlichen Mitteln zur Durchsetzung der Strafe gegriffen werden, auch, um Gesinnungsgenossen abzuschrecken - Souveränität hin oder her. Solange der Eingriff in die Hoheitsgewalt des femden Staates nur zeitlich und räumlich punktuell ist, wird man es verschmerzen können.
Ein zweites Ereignis hat in der vergangenen Woche ebenfalls aufgezeigt, mit welchen Doppelstandards manche Journalisten operieren, je nach dem, in welchem Land ein Unglücksfall eintritt. Die Rede ist von den Wirbelstürmen in den USA, bei denen leider über
340 Menschen ums Leben gekommen sind. Kein Mensch, der noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, käme auf die Idee, die hohe Zahl der Todesopfer, die diese Naturkatastrophen gefordert hat, den Behörden der Vereinigten Staaten oder gar Präsident Obama persönlich anzulasten.
Ganz anders in Rußland. Als dort im Sommer 2010 Wälder und trockengelegte Moore
wochenlang brannten und dadurch etwa 50 Personen umkamen, machte mancher nicht etwa das
außergewöhnlich trockene Wetter oder die üblichen Auslöser derartiger Brände (wie Unachtsamkeit beim Umgang mit Lagerfeuern usw.) verantwortlich,
sondern die Regierung, namentlich Ministerpräsident Putin. Ist der Mann jetzt auch für das Wetter zuständig? Will man gar behaupten, er habe die Brände persönlich gelegt, um seine Popularität zu steigern? Oder sucht man einfach nur nach einem beliebigen Grund, um mit Schmutz zu werfen?
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