Donnerstag, 14. Mai 2009

Schießausbildung in der DDR

Selbstverständlich haben auch die bewaffneten Organe der DDR ihre Angehörigen im Schießen ausgebildet. Einige der damals verwendeten Lehrmaterialien sind seit einigen Jahren öffentlich zugänglich, wovon nachfolgend drei Titel vorgestellt werden.

Vor einigen Jahren ist ein Reprint des NVA-Merkblattes 60/6 „Einsatzgrundsätze für Scharfschützen“ erschienen. Das Original stammt aus dem Jahr 1967 und behandelt alle Fragen, die man in einer solchen Schrift erwartet: Grundlagen, Beobachten, Entfernungsermittlung und Zielansprache, Schießdienst, Auswahl der Stellungen, Scharfschützeneinsatz im Angriff und in der Verteidigung. Bemerkenswert ist, daß das Merkblatt vom Dragunow als Standard-Scharfschützengewehr ausgeht und dessen Handhabung detailliert erläutert, obwohl zum Zeitpunkt des Erscheinens erst wenige Exemplare dieser Waffe in der NVA vorhanden gewesen sein dürften.
Kurzum eine interessante Schrift über einen Teilaspekt des deutschen Scharfschützenwesens. Man sollte bei der Lektüre allerdings im Hinterkopf behalten, daß das für diese Aufgabe vorgesehene Personal größtenteils aus Wehrpflichtigen und Reservisten bestand.



Ebenfalls nicht für den Durchschnittsbürger gedacht war der zweite hier zu besprechende Titel: „Methodische Hinweise für das Schießen mit den Pistolen Makarow und Modell 74“, 1986 erschienen in der Publikationsabteilung des MdI. Darin werden den Volkspolizisten nicht nur die allgemeinen Grundlagen des Pistolenschießens nahegebracht, sondern auch – wohl erstmals in der DDR – Combatschießtechniken (oder dem, was man damals dafür hielt) vermittelt, z.B. beidhändige Anschläge, Deutschüsse, Schießen aus Fahrzeugen und Deckungen usw.
Im Vergleich zu heutigen Lehrbüchern liest sich manches sicher erheiternd. Dennoch ist das Buch ein interessantes Zeitdokument. Vor allem wenn man im Hinterkopf behält, daß in der DDR Ende der 1980er Jahre an Plänen für eine großangelegte Polizeireform gearbeitet worden ist, die zur „Entmilitarisierung“ der Polizeikräfte und einer stärkeren Ausrichtung auf die Kriminalitätsbekämpfung führen sollte.

Eher für den Allgemeingebrauch gedacht war schließlich das im Militärverlag publizierte Büchlein „ABC des Schießens – Schützenwaffen“ (Berlin 1983). Den (angehenden) Soldaten sollen Grundkenntnisse in der Waffenkunde und im Schießen vermittelt werden, wobei das Spektrum vom KK-Gewehr bis zur Panzerfaust reicht. Dabei finden sich auch viele wertvolle Informationen, wird doch – DDR-typisch – auch intensiv auf die physikalisch-mathematischen Aspekte des Schießens eingegangen (Flugbahnberechnung, Haltepunkt bei beweglichen Zielen etc.).
Fazit: Das „ABC des Schießens“ ist nach wie vor eine interessante Lektüre, wenngleich vieles auf die in der DDR geführten Ordonnanzwaffen zugeschnitten ist. Es ist, wie auch die „Methodischen Hinweise für das Schießen mit den Pistolen ...“, nur noch antiquarisch – etwa im ZVAB – erhältlich.



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