Samstag, 21. März 2009

"Schwerter zu Pflugscharen"


In der letzten Woche sind Forderungen laut geworden, die Zahl der legal in Privatbesitz befindlichen Waffen erheblich zu reduzieren. Ein Fernsehmoderator verstieg sich zur Beschimpfung von Waffenbesitzern als "Privatarmee". Die bei solchen Themen unvermeidlichen Grünen ließen durch ihre Bundesvorsitzende Claudia Roth folgendes verkünden:

"In Deutschland befinden sich rund sieben Millionen gefährliche Schusswaffen legal in privater Hand. Bei dieser Zahl kann die Forderung nach Winnenden nur lauten: Abrüstung und Entwaffnung."
Das paßt zu den fundamentalpazifistischen Tendenzen dieser Partei, die Waffen generell als böse und verabscheuungswürdig ansieht, was die an sich guten Menschen zu solch schrecklichen Taten wie in Winnenden treibt. M.E. eine Art negativer Fetisch. (Dabei wird freilich ausgeblendet, weshalb es - wenn der behauptete Zusammenhang tatsächlich existieren würde - nicht erheblich häufiger zu Amokläufen kommt. Interessant an der Forderung Roths ist ferner, daß sie ein nationales Waffenregister als direkte Vorstufe der propagierten allgemeinen "Entwaffnung" ansieht. Damit dürften sich alle weiteren Spekulationen, wozu dieses Register denn dienen könnte, erledigt haben.)

Überdies bleiben dabei die illegalen Waffen völlig außer Betracht. Wie hieß doch gleich der alte Spontispruch? "Legal, illegal, scheißegal." In der verqueren Optik von Roth, Gunkel & Co. strahlt jede Waffe, auch die harmloseste 0,5 Joule-Airsoft-Pistole, strahlt an sich etwas "Böses" aus und ist "gefährlich" (als ob der Mensch zur Bedienung des toten Gegenstands irrelevant wäre), weshalb es auf rechtliche oder technische Details nicht weiter ankommt, wo es doch um das große Ziel einer gerechten und gewaltfreien Gesellschaft ... bla bla bla ... geht.

Aber diese (im wahrsten Sinne des Wortes irren) Tendenzen beschränken sich nicht auf den westlichen Teil unseres Landes. Sie haben noch andere Wurzeln, denn in der früheren DDR gab (und gibt) es dergleichen ebenfalls. In den 1980er Jahren formierte sich dort im Umfeld der Evangelischen Kirchen die Bewegung "Schwerter zu Pflugscharen". Spätestens damit wurde auch hier unter Oppositionellen und Bürgerrechtlern das Feinbild "Waffe" geprägt, war doch eines ihrer Hauptziele (neben der Abrüstung im großen) die Absetzung des Wehrkundeunterrichts vom Lehrplan - und damit einhergehend die Verbannung von Luft- und Kleinkalibergewehren aus den Schulen.
Insoweit konnte man hervorragend an (gesamtdeutsche) Traditionen aus der Zeit unmittelbar nach 1945 anknüpfen. In beiden deutschen Staaten stand die Bevölkerung dem Wiederaufbau bewaffneter Streitkräfte reserviert gegenüber. In der DDR sogar so sehr, daß dort erst 1962 - also nach dem Mauerbau - die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde.

Insoweit wird es interessant, wenn man der Frage nachgeht, wie sich die Auflösung bzw. Entwaffnung der Sicherheitsbehörden der DDR nach der Wende (besser: Revolution) im November 1989 abgespielt hat. Zu diesem Thema berichtete u.a. ein ehemaliger Mitarbeiter des MfS in Potsdam:
"[...]

Zu uns kam eine Abordnung des Neuen Forums oder so, bestehend aus irgendwelchen Hausfrauen.
Waffenkammer auf: "Ohhh, die hatten ja so viele Waffen...!! Die hätten ja so viele erschiessen können...!"
Und in dem Tenor ging es weiter, werde ich nie vergessen!

[...]"
Ebenda kann man weiter nachlesen, wie ungeordnet sich teilweise die Entwaffnung vollzogen hat. Das Hauptanliegen der "Bürgerbewegten" war anscheinend nicht die geordnete Auflösung der Behörde MfS, sondern die Vernichtung der dort vorhandenen Waffen.
So ging es auch anderenorts in der DDR zu. In Dessau wurden z.B. im Dezember 1989 die Handfeuerwaffen der örtlichen Kampfgruppen von einer selbsternannten "Initiativgruppe" eingesammelt. Man hatte danach nichts eiligeres zu tun, als diese zu zerstören, einzuschmelzen und daraus später eine "Friedensglocke" zu gießen. Mitverantwortlich dafür war Lothar Ehm, 1989 Oppositionsaktivist und heute CDU-Stadtrat in Dessau-Roßlau.

Die so gesinnten Protagonisten der Bürgerbewegung haben dann 1990 den Weg in die politische Landschaft der Bundesrepublik angetreten. Viele haben es auf dieser Bühne allerdings nicht lange ausgehalten. Früher habe ich das bedauert, heute möchte ich hingegen ausrufen: Gott sei Dank! Mit welchen staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen haben uns diese Leute traktiert? Da war doch sehr viel utopischer, versponnener "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" dabei. So meinte etwa Hans-Jochen Tschiche, damals noch Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Sachsen-Anhalt, das einzige, was der DDR gefehlt habe, sei die antiautoritäre 68er Bewegung gewesen, was man jetzt nachholen müsse.
Da überrascht es auch nicht weiter, daß seine Parteifreunde Werner Schulz und Ingrid Köppe - beide ebenfalls aus der Bürgerbewegung stammend - bereits 1993 im Bundestag eine "drastische Verschärfung des Waffenrechts noch in dieser Legislaturperiode" gefordert haben (vgl. Visier 7/1994, S. 56 f.). Schon in der damaligen Bundestagsdrucksache ist z.B. von "wirksamen Vorkehrungen zur Begrenzung von Art und Zahl der umlaufenden Waffen" die Rede. (So schnell haben sich Bürgerrechtler zu Freiheitsbeschränkern gewandelt!)

Nun könnte man meinen, die drei genannten Politiker seien heute als Vertreter einer Partei, die sich - zumindest in den ostdeutschen Ländern - am Rande der politischen Bedeutungslosigkeit bewegt, irrelevant. Dem ist nicht so, leider. Erstens paßt ihre Anti-Waffen-Ideologie hervorragend zu den westdeutschen Grünen und zweitens haben sich einige ihrer Gesinnungsgenossen aus alten Oppostionstagen mittlerweile in der CDU gesammelt.
Einer der bekanntesten dürfte Heinz Eggert sein, der in seiner Amtszeit als sächsischer Innenminister mehrfach durch öffentlich vorgetragene Attacken gegen den privaten Waffenbesitz aufgefallen ist. Auch sonst sind in der vermeintlich bürgerlich-konservativen CDU waffenfeindliche Ansichten beheimatet, wie dieser Fall aus Sachsen-Anhalt belegt. Und sie sind offenkundig so stark, daß selbst ein CDU-Innenminister, der bekennender Sportschütze ist, nicht dagegen ankommt.

In den niederen Ebenen der ostdeutschen Landesverwaltungen sind sie ebenfalls präsent und wirken dort u.a. an der Gestaltung von Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien mit. Die in Brandenburger Schulen erteilte "Friedenserziehung" ist beispielsweise in diesem Kontext zu sehen. In einem 1995 vom Medienpädagogischen Zentrum Potsdam herausgegebenen Lehrbuch mit dem Titel "Erziehung für das Militär? Erziehung für den Frieden!" wird auf S. 61 in einem redaktionellen Text über die Schießausbildung der GST zu DDR-Zeiten berichtet:
"[...] in vielen Rückblicken [wird] der spielerische und sportliche Charakter des Schießens stark betont. Der Umgang mit dem Gewehr, so haben Interviews im Rahmen des "Projektes Frievo" ergeben, wurde überwiegend als "normal" empfunden. Dazu trug sicherlich die frühzeitige Gewöhnung an militärische Geräte im Kindergarten bei, wo das Spielen mit Kriegsspielzeug bewußt forciert wurde.

[...]"
Die beobachtete Normalität - man könnte sie auch als informierte Unbefangenheit und Nicht-Mystifizierung von Waffen bezeichnen - ist den Autoren des Buches natürlich ein Dorn im Auge, weshalb sie kategorisch fordern: "Kein Kriegsspielzeug in Kinderhände!"

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als würde das extrem restriktive Waffenrecht der DDR von diesen Pazifisten und "verbotsgeilen" Pseudo-Bürgerrechtlern positiv bewertet, denn legaler privater Waffenbesitz steht für diese Leute wohl nicht unter Grundrechtsschutz. (Ein Thüringer SPD-Abgeordneter hat sich vor einigen Jahren tatsächlich einmal dahingehend geäußert.) Der einzig negative Punkt, der die Verwirklichung ihres 'Himmelreichs auf Erden' noch behindert, wäre somit die Tatsache, daß auch staatliche Organe über Waffen verfügen. Wie diese Herrschaften über die 'Lösung' dieses 'marginalen Problems' denken, haben sie in den Wendemonaten 1989/1990 demonstriert (s.o.).

So hat sich nach der Wiedervereinigung 1990 das zusammengefunden, was zusammengehörte - im Guten wie im Schlechten. Das "rote Preußen" (so Wolfgang Venohr über die DDR) war vergangen, statt dessen hat sich eine gesamtdeutsche 68er Republik herausgebildet. Dabei ist das Erbe der sog. Bürgerrechtler aus der Ex-DDR mittlerweile zu einer manifesten Bedrohung für die Freiheitsrechte der legalen Waffenbesitzer in Deutschland geworden. Und so kann man die lautstarken Forderungen nach "Abrüstung", nach neuen Verboten und noch weitergehender Regulierung als den Versuch deuten, der 1989/1990 'unvollendet' gebliebenen Revolution doch noch zum Sieg zu verhelfen. Zumindest ein Stück weit. (Es lebe die Utopie! :-( )

Wohin diese gesellschaftspolitischen Tendenzen, verbunden mit der aktuell sehr waffenfeindlichen Stimmungsmache vieler Medien führen, soll anhand eines Beispiels illustriert werden: In einer Umfrage der südthüringischen Tageszeitung Freies Wort haben auf die Frage "Sollten die Waffengesetze angesichts von Winnenden weiter verschärft werden?" 50,71% der Teilnehmer mit "Ja, Waffen gehören nicht in Privathand" geantwortet. Was ist die Crux daran? Besagte Zeitung residiert in der alten Waffenstadt Suhl, genauer: in der Schützenstraße 2. Daß selbst dort, wo die Menschen seit Jahrhunderten mit der Waffenherstellung und ihrer legitimen Verwendung bei Jagd und Schießsport verbunden sind, ein derartiges Ergebnis zustande kommt, stimmt sehr bedenklich. Sind die Deutschen schon so manipulierbar?

Zum Schluß muß ich noch einmal theologisch werden. "Schwerter zu Pflugscharen" - wenn man diese Passage im Buch des Propheten Micha aufmerksam liest, so wird man feststellen, daß es sich dabei um eine Zukunftsvision handelt. Dort ist explizit vom "Ende der Tage" die Rede (Mi 4,1). Also nichts, was uns heute, wo diese Zeit noch nicht angebrochen ist, beunruhigen müßte. Unser gelten viel eher die Worte Jesu Christi, die im Lukas-Evangelium überliefert sind: "Wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen" (Lk 22,36).
Nicht einmal zu diesen Erkenntnissen sind die zahlreichen Theologen unter den bürgerbewegten Waffengegnern vorgedrungen, obwohl es ihr ureigenstes Feld ist. Sind diese Leute überhaupt zu rationalen Denken und einem ebensolchen Diskurs fähig oder sind sie von Ideologie und Emotionen gänzlich ihres Verstandes beraubt worden?


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3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Krenkel,

vielen Dank für die interessanten und objektiven Beiträge in den letzten Tagen! Schlimm, was in den Medien momentan abläuft. Kein Anstand, keine ehrliche Trauer - nur sensationsgeile Berichterstattung und Wahlkampfwerbung mit der Angst der Bürger.

Von den lächerlichen und realitätsfremden Vorschlägen der Waffenhasser will ich gar nicht reden. Von Totalverbot über zentrale Lagerung bis hin zum Munitionsentzug. Ein Schlag ins Gesicht eines jeden rechtschaffenden Sport- und Wettkampfschützen.

Ich schieße seit über 10 Jahren und habe meine ersten, eigenen "Großkaliberwaffen" bereits mit 19 Jahren erworben. Ein Umstand, der nach geltendem Waffenrecht gar nicht mehr möglich wäre. Tausende von Euros in Sportwaffen, Waffenschränke und Schießsportausrüstung über die Jahre investiert. Wettkampfsport mit Kurzwaffen in Klein- und Großkaliber, sowie wöchentliche Trainingseinheiten. Und nun will man mir mein Eigentum und mein Hobby wegnehmen? Weil ein Verrückter mit einer illegal entwendeten Sportwaffe ein Blutbad anrichtet.

Oder mich unangemeldet heimsuchen, nur weil ich Sportwaffen besitze? Bin ich als Legalwaffenbesitzer und Sportschütze wohl weniger wert, als Berufsverbrecher oder Extremisten? Mal ganz unabhängig davon, dass alles ordnungsgemäß verwahrt ist - Meine Grundrechte möchte ich ganz gerne behalten!

Wie bereits eingangs geschrieben, ist es eine Wohltat auf Deiner Seite vernünftige Beiträge zu Lesen. Gerade im momentanen Chaos!

Danke!

Gruß

Michael alias "Firestarter"

E.K. hat gesagt…

Hallo Michael,

schön Dich wieder zu lesen und vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ja, wir derzeit erleben eine beispiellose Hetzjagd. Was aber viel schlimmer ist als eine evtl. Verschärfung des WaffG: Jetzt werden gesellschaftspolitische Pfeiler eingeschlagen, die Anti-Waffen-Hysterie wird nicht nur salonfähig (das ist sie schon lange), sondern quasi zur Bürgerpflicht erklärt. Uns wird in den nächsten Jahren, auch wenn die augenblickliche Kampagne abgeschwollen ist, ein starker Wind ins Gesicht wehen. Und das Volk wird so manipuliert, daß es auf das Stichwort "Amoklauf" sofort antworten wird: "Waffen und Computerspiele verbieten".
Schon schlimm ...

Viele Grüße

Krenkel

Anonym hat gesagt…

"Die, die aus Friedensliebe ihr Waffen in Pflugscharen verwandeln, werden für die Pflügen, die es nicht gemacht haben"

Ich weiss leider nicht von wem dieses Zitat stammt.

Ich weiss nur eins: Das erste was man den Juden verboten hat, war der Waffenbesitz.

Man denke an Okinawa, als alle Waffen eingesamelt wurden und so das Nunchaku entstand, was ironischerweise bei uns in Deutschland verboten ist.

Einem Volk, dass man verbietet Waffen zu besitzen, ist nichts weiter als ein Volk von Sklaven...

In der Schweiz und auch in Österreich kann sich jeder Volljährige, der sich rechtschaffend verhält, legal Waffen besitzen. Hat man da schonmal von einem amoklauf gehört?

Die Geschichte hat gezeigt, dass nicht Waffen in Privathand, sondern Waffen in Hand des Staates immer wieder zu Krieg und Völkermord geführt hat.

Ich finde es auch nicht gut, dass Deutschland einer der grössten Rüstungsexporteure der Welt ist und Kriegswaffen in alle möglichen Länder verkauft, aber Waffenbesitz ist ein Grundrecht für freie Bürger...

MFG

Sebastian

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