Freitag, 3. Juli 2009

Lieber Sören Sünkler, ...

... heute hatte ich Gelegenheit, einen Blick in das aktuelle Heft Ihrer Zeitschrift K-ISOM zu werfen. Im Vorwort verwahren Sie sich gegen (vermeintlich) unsachliche Kritik und bedenken mich (ohne mich zu nennen) mit der Bemerkung, daß Sie und Ihr Magazin den amerikanischen "Global War on Terror" nicht uneingeschränkt unterstützen würden. Damit haben Sie zwar - erfreulicherweise - einen meiner Kritikpunkte aufgegriffen, zeigen aber zugleich, daß Sie meine Einlassungen überhaupt nicht verstanden haben. Deshalb will ich das noch einmal kurz erläutern.

Es ist irrelevant, ob jemand einen "Krieg gegen den Terrorismus" bedingungslos, bedingt oder überhaupt nicht unterstützt. Terrorismus ist kein Gegner, sondern eine Methode der Kriegführung. Und gegen eine Methode läßt sich schlecht kämpfen. Gegner (oder, mit Carl Schmitt gesprochen: Feinde) sind immer Personen oder Personengruppen, die in einem konkreten, raum-zeitlichen Zusammenhang stehen. Schon für Clausewitz war klar:
"[...]

Der Krieg ist nichts als ein erweiterter Zweikampf. Wollen wir uns die Unzahl der einzelnen Zweikämpfe, aus denen er besteht, als Einheit denken, so tun wir besser, uns zwei Ringende vorzustellen. Jeder sucht den anderen durch physische Gewalt zur Erfüllung seines Willens zu zwingen; sein nächster Zweck ist, den Gegner niederzuwerfen und dadurch zu jedem ferneren Widerstand unfähig zu machen.

[...]"
Mithin wäre es zutreffend, wenn Sie etwa von einem Krieg gegen islamistische Terroristen sprechen würden. Der Begriff "War on Terror" ist jedoch sinn-los. Und wenn Sie mir nicht glauben sollten, dann tun Sie mir doch bitte den Gefallen und lesen Sie diesen Text aus der Feder Zbigniew Brzezińskis:
"[...]

The damage these three words [War on Terror, Anm. E.K.] have done - a classic self-inflicted wound - is infinitely greater than any wild dreams entertained by the fanatical perpetrators of the 9/11 attacks when they were plotting against us in distant Afghan caves. The phrase itself is meaningless. It defines neither a geographic context nor our presumed enemies. Terrorism is not an enemy but a technique of warfare - political intimidation through the killing of unarmed non-combatants.

[...]"
Ich bitte um Pardon für meine Offenheit, aber wer danach noch - sei es aus verletzter Eitelkeit oder aus Sturheit - am "GWOT" festhält, dem ist nicht mehr zu helfen. Er kann jedenfalls nicht erwarten, von seinen Lesern weiterhin ernstgenommen zu werden.


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3 Kommentare:

Swift hat gesagt…

Wahre Worte.

Leider ist eine Tendenz zu verzeichnen, dass Soldaten und militär-affine Personen die verschiedenen Kritikpunkte nicht mehr auseinanderhalten.

Nach dem Motto: Du bist gegen diesen Einsatz? Dann bist Du gegen mich, Du Gutmensch.

Oder auch wie hier geschehen, fliesst persönlicher Enthusiasmus in die Sache ein, der auch gar nicht als solches angegriffen wird, weil okay – wenn aber jemand darauf hinweist dass ebendieser Enthuisiasmus einen letztlich doch parteiischen Ton produziert, und sei es nur durch Weglassen oder flüchtiges Abhaken anderer Perspektiven (siehe ”molten lead”-Artikel), wird sofort statt der Auseinandersetzung die Abqualifizierung des Gegenübers vorgenommen, weil mit unsachlichen Leuten muss man sich natürlich nicht abgeben und hat seine Ruhe – auch vor sich selbst?

Manchmal würde ich mir wünschen, es wäre alles ein wenig ehrlicher und man würde ein offenes ”ich hab da aber Bock drauf, es gibt Kicks und der Sound ist geil, und ich will das nicht diskutieren” bekommen, statt sich anhören zu müssen es sei doch alles ganz neutral. Mancher sucht halt aus persönlichem Antrieb Grenzerfahrungen, und offensichtlich kommt die Seite die einem diese bietet (nebst grossen Spielzeugen) eben doch etwas besser weg. Ist auch okay, nur die Neutralitätsbehauptung danach – nee, sucht Euch mal nen anderen Dummen.

Am absurdesten wird es dann, wenn jemand meint, man müsse in der (letztlich geschlossenen) Welt eines Feldlagers gelebt haben um überhaupt eine Meinung zu der ganzen Sache haben zu dürfen – als ob ausgerechnet jemand der sich (berechtigerweise) auf Freund-Feind-Denken einlassen muss, den ausgewogeneren Überblick hätte.

Aber vielleicht ist es auch bloss wieder so ein grosse-kleine-Jungs-Ding, dass das was einem selber Kicks bringt keine Ambivalenz bergen darf. Das bei Leben-und-Tod-Berufen immer präsente Thema Zweifel und Moral scheint jedenfalls kaum vorzukommen, bei Leuten die sich selber nur im Recht aushalten können.

E.K. hat gesagt…

Ganz herzlichen Dank für diesen Kommentar! Er zeigt mir, daß ich mit meinen Gedankengängen nicht allein bin. :-)

Swift hat gesagt…

Keine Ursache, und: ebenso.

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